Dokumente, Fotos, Porzellan, Spielzeug und viele Alltagsgegenstände gefunden in einem zugemauerten Keller
Stadtpräsident von Wałbrzych bemüht sich um den Verbleibt des Fundes in seiner Stadt.
Am Montag, den 28. November 2022 wurde in einer Sonderpressekonferenz in Wałbrzych (Waldenburg) ein sensationeller Kellerfund präsentiert. Die Journalisten konnten sich Dokumente, Bücher, Zeitungsartikel, Fotos, Porzellan, Spielzeug, Kleidung, Teppiche, Schuhe und viele Alltagsgegenstände aus 70 Kisten anschauen, die am 18. November 2022 in einem geheimen Keller an der Straße ul. Kuracyjna im Stadtteil Stary Zdrój (Altwasser) bei den gerade durchgeführten Bauarbeiten gefunden wurden. Fast 80 Jahre warteten die Gegenstände, die in ihrer Gesamtheit eine einzigartige Zeitkapsel bilden, auf ihre Entdeckung. Ungeöffnet blieben bis jetzt drei versiegelten Metallboxen, die auf die Sicherheit geprüft werden müssen. Man vermutet hier besonders wichtige, möglicherweise geheime Dokumente.
Nun wird der polnische Kulturminister entscheiden, wie es mit dem Schatz von Wałbrzych weitergeht. Bei der Pressekonferenz sagte der Stadtpräsident von Wałbrzych, Dr. Roman Szełemej, dass er sich dafür einsetzen wird, dass die Sachen in Wałbrzych bleiben.
Wie kam es zu der Entdeckung?
Bei den Bauarbeiten am Haus an der ul. Kuracyjna haben die Bauarbeiter am 18. November 2022 einen geheimen Keller gefunden. 70 Kisten voll mit Gegenständen haben dort die deutschen Bewohner Waldenburgs versteckt und zugemauert – entweder vor ihrer Flucht vor der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkrieges oder unmittelbar nach dem Krieg kurz vor der Vertreibung. Im Gegensatz zu vielen kleinen Entdeckungen, die immer wieder in ganz Niederschlesien zustande kommen, ist dieser Fund alleine wegen seines Umfangs (das ganze Hab und Gut einer oder mehrerer Familien) und guten Zustands einzigartig. Es war offensichtlich, dass seit der Errichtung des Versecks niemand diesen Keller betreten hat.
Der Grund für die Bauarbeiten war ein Rohrbruch. Um den zu beheben, musste man eine Wand aufbrechen. Dabei kam der Schatz zum Vorschein. Dass er nicht geplündert wurde, ist einer Bewohnerin des Hauses zu verdanken, die sofort den bekannten Historiker und Regionalisten Mateusz Mykytyszyn, den Vorsitzenden der Stiftung Fundacja Daisy von Pless und Pressesprecher vom Schloss Fürstenstein (Zamek Książ) informierte. Dieser hat das Büro des Stadtpräsidenten eingeschaltet, dessen Mitarbeiter den Schatz sichergestellt hatten. Anschließend wurden die Gegenstände von den Mitarbeitern des Porzellanmuseums in Wałbrzych untersucht und inventarisiert.
Wie Mateusz Mykytyszyn hervorhebt, waren alle Objekte in perfektem Zustand erhalten. „Sie waren in Stroh und Zeitungen eingewickelt. Im Inneren: die Habe eines ganzen Lebens. Es waren Koffer mit Namen, Nachnamen und Adressen, Kartons, Körbe. Das ganze Leben der einen oder anderen Familie war darin verpackt. Da waren Kleider, Bücher, Töpfe mit schönen Gläsern darin, jahrhundertealtes Porzellan, gestickte Kritzeleien, ein Fotoapparat, ein Album von den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, ein Album über Kunst, Briefe, Märchen, eine getrocknete Blumengirlande…“, zählt Mykytyszyn auf.
Was passiert mit den Sachen?
In den (sozialen) Medien taucht vermehrt die Frage auf, was damit passiert. Laut polnischem Recht gehört der Fund dem polnischen Staat. Viele sind jedoch der Meinung, dass sentimentale Gegenstände wie Hochzeitsfotos, Briefe oder andere Objekte, die keinen materiellen, aber emotionalen Wert haben, als Familienerbstücke an die Nachkommen ihrer Besitzer zurückgegeben werden sollten. Wird der Schatz in Wałbrzych verbleiben dürfen? Wird die Stadt Maßnahmen ergreifen, um die Nachkommen der Eigentümer dieser Gegenstände ausfindig zu machen? Wo werden sie letztendlich landen und was wird mit ihnen geschehen? Es bleibt abzuwarten.
Text: Agnieszka Bormann, Quelle: FB Stadtpräsident Roman Szełemej, Portal Wałbrzych Nasze Miasto
Bilder: FB Roman Szełemej