Die Arbeiten an dem beeindruckenden Bau in Kamieniec Ząbkowicki (Kamenz) sind im vollen Gange
Das Schloss entwarf der berühmte Architekt Karl Friedrich Schinkel.
Die Sanierung eines Schlosses wie das von Marianne von Oranien ist eine Mammutaufgabe. Nach Jahrzehntelangen Vernachlässigungen wird der imposante Bau seit Jahren Schritt für Schritt revitalisiert. Aktuell und auch in den kommenden Jahren werden weitere Elemente der Innenausstattung sowie die prächtige Brunnenanlage und die Terrassen revitalisiert.
Das Schloss in Kamieniec Ząbkowicki (Schloss Kamenz) im Glatzer Land gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Schlesiens. Der Bau dauerte 34 Jahre (1838-1872) und kostete eine enorme Summe – Berichten zufolge mehr als der Gegenwert von drei Tonnen Gold. Das Ergebnis ist beeindruckend. Es ist eines der fünf größten Gebäude dieser Art in Polen und gilt auch als die größte Residenz in Europa aus der Zeit der Spätromantik. Das neugotische Schloss wurde von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) entworfen, einem Star der deutschen Architektur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bei der Bauausführung unterstützte ihn ein junger, begabter Baumeister, Ferdinand Martius, der nach Schinkels Tod den Bau leitete und darüber ein Tagebuch führte. Und die Gartenanlagen sind das Werk von Peter Joseph Lenné, dem Generaldirektor der Preußischen Gärten.
Die Investorin, wie wir heute sagen würden, war Marianne von Oranien, Königin der Niederlande, die mit Albrecht Hohenzollern verheiratet war. Die Ehe ging in die Brüche, aber Marianne sorgte für die Fertigstellung des Schlosses, trotz der verschiedenen Schwierigkeiten, die ihr der preußische Hof bereitete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss entkernt, woran die sowjetischen Truppen einen großen Anteil hatten, überlebte einen Brand, der ebenfalls von den Russen verursacht wurde, und verfiel viele Jahre lang. In den 1980er Jahren wurde es von einem Privatunternehmer gepachtet, der einige Bergungsarbeiten durchführte. Mit der Renovierung in größerem Umfang wurde jedoch erst nach 2012 begonnen, als das Schloss von der Gemeinde Kamieniec Ząbkowicki übernommen wurde.
Was Sie besuchen können
Heute können Besucher unter anderem das Stallgebäude (jedes Pferd hatte einen Futtertrog aus Marmor und einen Kristallspiegel vor seinen Augen, damit es sich nicht einsam fühlt) und fast das gesamte Erdgeschoss des Schlosses besichtigen. Für die Öffentlichkeit ist ebenso eine riesige Aussichtsterrasse mit einem Panorama der Ostsudeten zugänglich. Dies ist natürlich nur ein Teil der Einrichtung. Das Schloss verfügt über mehr als 100 Zimmer verschiedener Art.
Die Ausstattung des Gebäudes ist bescheiden, aber es gibt einige einzigartige Besonderheiten. Zu sehen sind unter anderem die Zinnsoldaten, mit denen der letzte Fürst – Waldemar – spielte, ein Klavier aus der Breslauer Musikgerätefabrik und eine eigene Stickerei von Marianne von Oranien in Altniederländisch. Seit 2018 ist auch das Mausoleum der Familie Hohenzollern, das sich im Schlosspark befindet, für die Öffentlichkeit zugänglich.
Renovierung des Innen- und Außenbereichs
Gegenwärtig finden im Schloss Renovierungsarbeiten statt. Unter anderem wird der Innenhof in seinem alten Glanz wiederhergestellt. Nach und nach werden auch weitere Elemente der Innenausstattung restauriert. Aufgrund der Größe des Gebäudes (27.000 qm Gesamtfläche) ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands jedoch eine Herausforderung für viele Jahre.
Auch die unmittelbare Umgebung des Schlosses soll in den kommenden Jahren revitalisiert werden. Das Gemeindebüro in Kamieniec Ząbkowicki hat einen beträchtlichen Zuschuss aus den norwegischen Fonds und dem strategischen Investitionsprogramm der Regierung erhalten. Damit können alle Springbrunnen vor und hinter dem Palast in Betrieb genommen und die Skulpturen restauriert werden.
Text: Sławomir Szymański
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