Das Schlesische Museum in Kattowitz (Katowice) erzählt unter der Erde die Geschichte Oberschlesiens

Seit 2015 befindet sich die Einrichtung in einer alten Zeche und unterscheidet sich von anderen Museen in der Region

Seine Lage und Architektur machen den Ort einzigartig auf der Karte der Kultureinrichtungen Schlesiens.

Das Schlesische Museum in Kattowitz (Muzeum Śląskie w Katowicach) unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den anderen Museen in der Region. Es besticht durch seine originelle architektonische Gestalt und knüpft an die montane Tradition Oberschlesiens an. Denn zum einen entstand es 2015 auf dem Gelände des 1999 stillgelegten Bergwerkes „Katowice“ (ursprünglich Ferdinandgrube) und umfasst teilweise auch dessen sanierte Objekte. Zum anderen befinden sich die meisten Ausstellungsräume unter Tage, auf drei unterirdischen Stockwerken, wodurch die industrielle Vergangenheit und Gegenwart der Region noch zusätzlich unterstrichen werden. Auch die größte Dauerausstellung, die in attraktiver, multimedialer Form in mehreren Sprachen – darunter in Deutsch – die Geschichte Oberschlesiens erzählt, wird unter der Erdoberfläche präsentiert.

Die oberirdischen Objekte des Schlesischen Museums. Quelle: Marek Mróz, Wikimedia Commons.

Bei seinen Vorhaben und Sammlungsaktivitäten beschränkt sich das Schlesische Museum Kattowitz nicht auf die regionale Thematik. Zu den wertvollsten der über 75.000 Exponaten gehören daher neben den archäologischen und ethnografischen Gegenständen und den Werken oberschlesischer Amateurkünstler auch die Gemälde der bekanntesten polnischen Maler aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Eingang in die unterirdischen Ausstellungsräume. Quelle: Silar, Wikimedia Commons.
Wichtiges Mitglied der Kattowitzer Kulturzone (Strefa Kultury)

Zusammen mit drei weiteren Einrichtungen von überregionaler Bedeutung, die bis auf eine Ausnahme in den letzten zwei Jahrzehnten nördlich der Innenstadt entstanden, bildet das Schlesische Museum die sogenannte „Kulturzone“. Hierzu gehören außer dem Museum der imposante Sitz des Nationalen Sinfonieorchesters des Polnischen Rundfunks (NOSPR), das Internationale Kongresszentrum sowie die Sport- und Veranstaltungshalle „Spodek“, die als einzige bereits in der kommunistischen Zeit errichtet wurde.

Ein historisches Förderturm dient heute als Aussichtsplattform. Quelle: EwkaC, Wikimedia Commons.
Präsentation im unterirdischen Teil des Museums. Quelle: Silar, Wikimedia Commons.
Schwierige Anfänge

Das Schlesische Museum Kattowitz schaut auf eine turbulente Geschichte zurück. Gegründet wurde es 1929 als die wichtigste Institution dieser Art auf polnischer Seite der damals durch eine Staatsgrenze geteilten Region. In dem nur 14 km westlich gelegenen deutschen Beuthen (Bytom) eröffnete ungefähr zu gleicher Zeit das Oberschlesische Landesmuseum seine Pforten. In der ersten Phase wurden die Ausstellungen des Schlesischen Museums im Schlesischen Sejm präsentiert. Erst 1936 wurde mit dem Bau eines eigenen Sitzes für diese Einrichtung begonnen. Als im September 1939 mit dem deutsch-sowjetischen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg begann, stand das beeindruckende neue Gebäude kurz vor Fertigstellung. Zu einer offiziellen Eröffnung ist es allerdings nie gekommen, weil das Objekt in den frühen 1940er Jahren als „Symbol der polnischen Herrschaft“ von den Nazis abgerissen wurde. Wiedergegründet wurde das Schlesische Museum erst 1984. Seinen Sitz hatte es bis 2015 in dem früheren Grand Hotel nahe dem Kattowitzer Ring.

Das Gebäude des Schlesischen Museums im Bau, 1939. Nach der Besetzung Ostoberschlesiens durch das „Dritte Reich“ wurde es abgerissen. Quelle: Henryk Poddębski, Nationales Digitalarchiv (Narodowe Archiwum Cyfrowe, NAC).

Text: Dawid Smolorz