Gorolski Święto

Traditionsreiches Fest der polnischen Minderheit in Tschechisch-Schlesien

Bereits zum 76. Mal trafen sich in Jablunkau Polen aus der Tschechischen Republik zu ihrem Fest – mit vielen internationalen Gästen.

Am 6.-8. August 2023 fand zum 76. Mal in Jablunkau (tschechisch: Jablunkov, polnisch Jabłonków) das traditionsreiche Fest der Polen aus der Tschechischen Republik statt. Initiiert wurde das „Gorolski Święto” von den polnischen Aktivisten aus dem Olsa-Gebiet, wie der tschechische Teil der Region Teschen manchmal genannt wird, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die erste Veranstaltung fand 1948 statt. Anfangs hatte sie den Charakter eines Volksfestes, im Laufe der Jahrzehnte verwandelte sie sich aber nach und nach in ein internationales Folklore-Festival.

Am diesjährigen Fest nahmen außer den polnischen Folkloregruppen aus Tschechien auch Gäste aus Polen, Nordmazädonien, Bulgarien, Kolumbien und der Slowakei teil. Das „Gorolski Święto” ist das wichtigste Ereignis im Leben der polnischen Minderheit in Tschechen und das zweitälteste Folklore-Festival der Tschechischen Republik.

Gorolski Święto 2011. Quelle: www.gorolskiswieto.cz

Einer kurzen sprachlichen Erläuterung bedarf der Name der Veranstaltung. In weiten Teilen Oberschlesiens steht das Wort „Gorol“ für einen zugezogenen Polen. Im Teschener Dialekt heißt es jedoch „Bergbewohner“, so ist „Gorolski Święto” als „Fest der Bergbewohner“ zu verstehen.

Tadeusz Filipczyk Moderator des Gorolski Święto 2007.

Polnische Minderheit – Sprache vs. Identität

Bei der polnischen Minderheit im tschechischen Teil der Teschener Schlesien handelt es sich um eine alteingesessene Gruppe. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns wurde das frühere Herzogtum Teschen zwischen Polen und die Tschechoslowakei geteilt. Die neue Grenze zerschnitt ein geschlossenes polnischsprachiges Gebiet, wobei an dieser Stelle anzumerken sei, dass sich die Muttersprache dort nicht automatisch auf die nationale Identität auswirkte. Ein Teil der polnischsprachigen Bevölkerung fühlte sich aufgrund der langen Zugehörigkeit zur Habsburgermonarchie mit dem deutschen Kulturkreis verbunden und definierte ihre ethnische Identität als „schlesisch“.

In den vergangenen Jahrzehnten sank der Anteil der polnischen Minderheit im Olsa-Gebiet deutlich. Noch in den 1960er Jahren bekannten sich im tschechischen Teil des Teschener Schlesien ca. 60.000 Menschen zur polnischen Nationalität. Bei der Volkszählung von 2021 gaben dort nur noch knapp 24.000 Einwohner „polnisch“ als Volkszugehörigkeit an. Somit machen die Polen in dieser Region heute etwa acht Prozent der Gesamtbevölkerung aus. In mehreren Ortschaften, in denen der Anteil der Minderheit mehr als zehn Prozent beträgt, stehen jedoch zweisprachige Ortstafeln. Auch sind einige Bahnhöfe im tschechischen Teil des Teschener Schlesien zweisprachig beschildert.

Zweisprachiges Schild an einer Bahnstation in Tschechisch-Schlesien. Quelle: Cyclop007, Wikimedia Commons.

Text: Dawid Smolorz