Altes Schloss und neue Technologie

Zamek Karpniki (Schloss Fischbach) nutzt Thermalwasser zur Beheizung seiner Räume

Im 19. Jahrhundert gehörte es zu den ersten Schlössern, die die preußische Hohenzollernfamilie im Hirschberger Tal erwarb.

Das Schlosshotel Karpniki (dt. Fischbach), das malerisch an den Fischerteichen am Fuße der Schneekoppe im Hirschberger Tal liegt, ist nicht nur für seine Geschichte, sondern auch für innovative Einsetzung der Technologie bekannt. Es wird nämlich mit dem Thermalwasser beheizt, das aus etwa 1997 m Tiefe mit eigener Kraft an die Erdoberfläche sprudelt. Die Heizung ist also ökologisch, ökonomisch und gesund.

Die im Hirschberger Tal vorkommenden Thermalwässer waren bisher nur in der Ortschaft Bad Warmbrunn (Cieplice Śląskie Zdrój – heute ein Teil von Hirschberg) genutzt. Zuerst nur für balneologische Zwecke und seit 2014, als man bis 2002,5 m gebohrt hat, auch für Erholungszwecke (Termy Cieplickie – Warmbrunner Thermen). In den Jahren 2013-2014 wurden zwei neue Tiefbohrungen durchgeführt: in Staniszów (Stonsdorf): 1501 m und in Karpniki (Fischbach): 1997 m. Die Bohrungen haben nicht nur dazu beigetragen, dass man die hydrogeologischen Bedingungen des geothermischen Systems von Jelenia Góra (Hirschberg) besser einschätzen konnte, sondern sie ermöglichten auch eine stärkere Nutzung dieses Wassers für Erholungs- und Heizzwecke, was in den Sudeten bisher nicht in diesem Umfang verwendet wurde.

Das Schloss Fischbach (Karpniki) von der Seite des Teiches gesehen.

Das beste Beispiel bildet das Schlosshotel Karpniki, das nach einer umfassenden Renovierung das Thermalwasser zu Heizzwecken nutzt. Nach der Beheizung des Hotels wird das abgekühlte Thermalwasser in den Burggraben eingeleitet, der das Schloss umgibt. In Zukunft will das Unternehmen “Termy Zamek Karpniki” die geothermische Energie für Erholungs- und andere SPA-Einrichtungen (auch Thermalbäder) nutzen, die in der Umgebung des Schlosses gebaut werden sollen. Auf diese Art und Weise wird das Historische mit dem Modernen verbunden.

Gäste des Schlosshotels können im Thermalwasser baden. Foto. Zamek Karpniki.
Historischer Rückblick

Die Anfänge des Objekts sind mit einer mittelalterlichen Wehranlage verbunden, die von einem Wassergraben umgeben war. An der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert baute hier die Familie Kanitz seine Renaissanceresidenz. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Schloss mehrmals die Besitzer. Die bekanntesten Adelsfamilien waren die von Schaffgotsch und Zedlitz. Sogar die Zisterzienser aus dem nahe gelegenen Grüssau (Krzeszów) verwalteten einige Zeit das Schloss und den Park.

Die Innenräume wurden anhand der Aquarellen aus dem 19. Jahrhundert rekonstruiert.

Das Schloss Fischbach wurde aber vor allem im 19. Jahrhundert bekannt. Es gehörte zu den ersten Schlössern, die die preußische Hohenzollernfamilie im Hirschberger Tal erwarb. Im Jahre 1822 kaufte die Anlage der Bruder des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. – Prinz Wilhelm von Preußen mit seiner Gemahlin Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg. Der künstlerisch talentierte Prinz ließ das Schloss 1846 gründlich im Stil der Neogotik umbauen. Der Vorentwurf wird dem Architekten Karl Friedrich Schinkel zugeschrieben, die Bauausführung lag aber in den Händen seines Schülers – Friedrich August Stüler. Unter dem Prinzenpaar erlebte das Schloss eine neue Blütezeit und wurde zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens im Hirschberger Tal. Hier wurden Familientreffen, Bälle, Jagten und andere Feier veranstaltet. Im Juni 1830 lud der König nach Fischbach die bekannte Sopranistin (Opernsängerin) Henriette Sontag ein, um das kulturelle Programm zu bereichern. Sie wohnte damals im einige Kilometer entferntem Schloss Lomnitz (Łomnica).

Der häufige Gast des Schlosses war der preußische König Friedrich Wilhelm III. Er ließ sich von der Gegend so verzaubern, dass er 1832 das Schloss in Erdmannsdorf (Mysłakowice) für sich und 1839 das in Schildau (Wojanów) als Hochzeitsgeschenk für seine Tochter Luise kaufte.

Auch die Parkanlage wurde im damals herrschenden Stil mit Teichen, künstlichen Ruinen, Skulpturen und Sichtsachsen gestaltet. Der königliche Gartenbauarchitekt Peter Joseph Lenné wollte den Fischbacher Park mit den Parkanlagen der benachbarten Schlösser zu einem Landschaftspark, „Schlesisches Elysium“ genannt, zusammenschließen.

Nach dem Tod des Prinzenpaares ging das Schloss an die ältere Tochter Prinzessin Elisabeth über. Bis 1945 blieb es in den Händen der Familie Hesse. Während des Zweiten Weltkrieges befand sich hier einer der Standorte, die Prof. Günther Grundmann als Lagerraum für Kunstwerke bestimmte (die sog. Grundmann-Liste).

Das Schloss wurde im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil umgebaut.

Das Schloss überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, wurde aber zu Kriegsende ausgeplündert. In den Nachkriegsjahren wurde es zuerst zur Volkshochschule, danach zum Kinderheim adaptiert. Ab 1973 stand es leer. Im Jahre 2009 erwarb es ein polnischer Unternehmer. Er ließ die inzwischen zur Ruine gewordene Residenz sanieren und ein Schlosshotel errichten. Nach dem langen Restaurierungsprozess sieht das Schloss wieder wie in der Blütezeit aus. Die Innenräume wurden anhand von den Aquarellen aus dem 19. Jahrhundert rekonstruiert. Das Ganze ergänzen wertvolle Möbel und Gegenstände, die der Besitzer jahrelang privat gesammelt hat. Weil das Schloss als Hotel dient, ist es für Touristen unzugänglich. Man kann aber einen Spaziergang um das Schloss herum machen.

Text & Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka

Unten sehen Sie einige Herbstbilder vom Schloss Fischbach und seiner Umgebung.
Fot. Agnieszka Bormann