Wo die Mauern noch Deutsch sprechen. Inschriften-Archäologie in Ober- und Niederschlesien

Vortrag von Dawid Smolorz im Schlesischen Museum zu Görlitz am 8. November 2023

In der Reihe “Schlesien erfahren” wird das Projekt “Vergessenes Erbe / Vergessene Inschriften” präsentiert.

In der Reihe “Schlesien erfahren” lädt das Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz am Mittwoch, den 8. November 2023 um 18 Uhr zum Bildvortrag von Dawid Smolorz zum Thema “Wo die Mauern noch Deutsch sprechen. Inschriftenarchäologie in Ober- und Niederschlesien” ein. Im Vortragsraum des Schlesischen Museums stellt er dabei sein Projekt “Vergessene Inschriften” vor.

Das Schicksal der deutschen Inschriften in der Volksrepublik Polen

Nach 1945 fand in den früheren deutschen Ostgebieten eine sehr konsequent, auch wenn nicht überall mit gleichem Engagement durchgeführte „Entdeutschungsaktion“ statt. In Nieder- und Oberschlesien, in Pommern und in Ostpreußen fielen dieser Aktion jegliche deutschsprachigen Informations- und Werbeaufschriften, Ladenschilder und Wegweiser zum Opfer. Nicht nur wurden auf diese Weise sechs Jahre brutaler deutscher Besatzung Polens abreagiert. Man wollte damit auch alle möglichen Beweise dafür entfernen, dass die Wiedergewonnen Gebiete, so die offizielle Bezeichnung der früheren deutschen Ostprovinzen in der Volksrepublik Polen, in Wirklichkeit nicht ganz so urpolnisch waren, wie in der Propaganda verkündet.

… und nach der Wende

Seit dem Fall des Kommunismus sind die sichtbaren Relikte der deutschen Vergangenheit keiner politisch motivierten Zerstörung mehr ausgesetzt. Wo heute Fassaden alter Bürgerhäuser und öffentlicher Gebäude bröckeln, erscheinen nicht selten Schilder längst nicht mehr existierender Geschäfte oder Restaurants. Allgemein gilt die Regel: Je schlechter der Zustand einer Stadt, desto größer die Chance, dass aus dem alten Putz wieder Spuren vergangener Zeiten hervortreten. Doch auch heute wecken die alten deutschen Inschriften in Polen Kontroversen. Gleichzeitig gibt es aber viele positive Beispiele, wo polnische Hausbesitzer, Wohnungsgemeinschaften oder kommunale Verwaltungen im Bewusstsein des historischen Erbes die alten deutschen Aufschriften renovieren oder hervorheben.

Projekt „Vergessene Inschriften“ 

Das von Dawid Smolorz initiierte und geleitete Projekt „Vergessene Inschriften“ präsentiert und beschreibt ausgewählte deutschsprachige Schriftzüge aus Ober- und Niederschlesien – sowohl solche, die in der Nachkriegszeit nicht unwiederbringlich zerstört wurden, als auch jene, die in den letzten Jahren auf Initiative jetziger Hausbewohner oder zuständiger Kommunen restauriert wurden.

“Vergessene Inschriften” als Teilprojekt von “Vergessenes Erbe” wird vom Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz/ Gliwice getragen und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (über das Deutsche Kulturforum östliches Europa, das Kulturreferat für Schlesien und das Kulturreferat für Oberschlesien) gefördert. >>> Zur Webpräsenz des Projektes

Dawid Smolorz, geb. 1971 in Hindenburg/ Zabrze (Oberschlesien) ist Übersetzer, Regionalforscher, freier Journalist, Autor bzw. Co-Autor vieler populärwissenschaftlicher Publikationen zur oberschlesischen Problematik (u. a. „Grenzgänger. Erzählte Zeiten, Menschen, Orte“, „Schauplatz Oberschlesien”, „Oberschlesien aus der Luft“). Seine Beiträge erscheinen u. a. in der Warschauer „Gazeta Wyborcza“, dem Kattowitzer „Dziennik Zachodni“ und dem „Wochenblatt“, der Zeitung der Deutschen in Polen. In Kooperation mit dem Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit in Gleiwitz/Oppeln initiiert er Projekte zur regionalen Thematik. Seit vielen Jahren ist Dawid Smolorz Autor der Beiträge bei SILESIA News. Er lebt in Gleiwitz/ Gliwice.

Termin
  • Vergessene Inschriften – Bildvortrag von Dawid Smolorz
  • 8. November 2023,  18:00, Schlesisches Museum zu Görlitz (Eingang Fischmarkt 5)
  • Eintritt: 3 Euro

Text: Agnieszka Bormann, Kulturreferat für Schlesien