Spurwechsel – 150 Jahre Literatur über Züge, Strecken und Bahnhöfe im östlichen Europa

Die szenische Lesung mit Roswitha Schieb und Wolfgang Wagner eröffnet das Schlesische Nachtlesen am 13. April in Görlitz

Die Veranstaltung bietet einen Überblick über die literarische Reflexion der Bahngeschichte seit 1870 bis heute.

Die szenische Lesung SPURWECHSEL – 150 Jahre Literatur über Züge, Strecken und Bahnhöfe im östlichen Europa eröffnet das Schlesische Nachtlesen am Samstag, 13. April 2024, um 15 Uhr, im Gleis 1 im Bahnhof Görlitz.

Europaweit wurden Eisenbahnen – zunächst Transportmittel für die Industrie – ab den 1830er Jahren ein allgemeines Verkehrs- und Reisemittel. Die neuartige Geschwindigkeit der mechanischen Verkehrsmittel ließ die natürliche Welt immer mehr schrumpfen. Ein Teil der damaligen Zeitgenossen bejubelte die Züge als technische Garanten für Völkerverständigung, Fortschritt und Frieden. Ein anderer Teil empfand jedoch das schnelle, relativ glatte Dahingleiten als Verlust und trauerte den nun langsam verschwindenden Kutschen hinterher.

Die Erfahrungen von Raum und Zeit wurden durch die Eisenbahn verändert, ja, nivelliert, Landschaft und Landschaftswahrnehmung wurden durch Tunnel, Schneisen, Einschnitte, Viadukte umgemodelt. Man sprach von der »Vernichtung von Raum und Zeit«, die als neu und verwirrend empfunden wurde. Allerdings gab es auch Gebiete, deren bisher unbesiedelte Wildnisse durch die Eisenbahn überhaupt erst erschlossen wurden. Die erschütternden Umbrüche, die das neuartige Eisenbahnwesen mit sich brachte, kommentierte Joseph von Eichendorff bereits um 1850 mit einem skeptischen Kopfschütteln: »Diese Dampffahrten rütteln die Welt, die eigentlich nur noch aus Bahnhöfen besteht, unermüdlich durcheinander wie ein Kaleidoskop, wo die vorüberjagenden Landschaften, ehe man noch irgendeine Physiognomie gefasst, immer neue Gesichter schneiden, der fliegende Salon immer neue Sozietäten bildet, bevor man noch die alten recht überwunden« hat (aus der Collage von R. Schieb).

In der szenischen Lesung bietet Synchronsprecher und Schauspieler Wolfgang Wagner literarische Zitate über Zugfahrten, Eisenbahnlinien und Bahnhöfe im östlichen Europa dar, ergänzt und verbunden durch kulturhistorische Kommentare der Autorin Roswitha Schieb, die die Collage verfasst hat. Roswitha Schieb veröffentlichte bereits eine Reihe von kulturhistorischen Reisebüchern, darunter „Literarischer Reiseführer Breslau“ und „Jeder zweite Berliner. Schlesische Spuren an der Spree“ im Verlag des Deutschen Kulturforums östliches Europa. Wolfgang Wagner arbeitet seit über 30 Jahren auf verschiedenen Bühnen, in Film und Fernsehen sowie als Synchron- und Hörspielsprecher für zahlreiche Projekte.

Hier geht es zum Veranstaltungstrailer:

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Kulturreferats für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz und des Deutschen Kulturforums östliches Europa.

Der Eintritt ist die Karte für das Schlesische Nachtlesen. Sie kostet 10 Euro im Vorverkauf und 15 Euro am Tag der Veranstaltung und gilt für alle Angebote des Schlesischen Nachtlesens – so auch für die szenische Lesung SPURWECHSEL.

Programm des Schlesischen Nachtlesens am 13. April 2024 und weitere Infos hier.

Text: Deutsches Kulturforum östliches Europa, Kulturreferat für Schlesien an Schlesischen Museum zu Görlitz