Die Ausstellung im Museum Gleiwitz thematisiert Ereignisse von 1945 in Oberschlesien
Konzipiert wurde sie von ausgewiesenen Kennern der jüngsten Geschichte der Region.
Seit Mitte Januar finden in ganz Oberschlesien zahlreiche Veranstaltungen statt, mit denen an die sowjetische „Befreiung“ vor 80 Jahren und an die frühe Phase der kommunistischen Herrschaft in der Region erinnert wird. Ausstellungen sind jedoch eher eine Seltenheit. Umso empfehlenswerter ist jene, die noch bis Anfang Juni im Museum in Gleiwitz (Muzeum w Gliwicach) präsentiert wird. Konzipiert wurde sie von drei ausgewiesenen Kennern der jüngsten Geschichte Oberschlesiens: Dr. Sebastian Rosenbaum, Dr. Bogusław Tracz (beide Institut für Nationales Gedenken Kattowitz/Katowice) und Zbigniew Gołasz (Museum Gleiwitz). Zwar wird sie in einer städtischen Einrichtung präsentiert, doch bezieht sie sich thematisch auf die gesamte Region.

Bei der Ausstellung, die in drei Räumen der Villa Caro (Hauptsitz des Museums) präsentiert wird, wurde mit Absicht weitgehend auf Multimedia verzichtet. Denn eine viel wichtigere Rolle wurde bei dieser Präsentation klassischen Exponaten beigemessen – mit ihnen erzählen die Autoren der Ausstellung die Geschichte der Region und die Geschichten der Menschen aus der Region im schicksalshaften Jahr 1945. Bei den Exponaten handelt es sich um Gegenstände, die mehr als nur symbolisch an „das letzte“ und „das erste“ Jahr erinnern. Denn unter ihnen befinden sich beispielsweise der aus dem Inferno gerettete Kaiseradler von dem Schönen Brunnen in Neisse (Nysa), ein Stern von dem in den 1990er Jahren abgetragenen „Dankbarkeitsdenkmal für die Rote Armee“ in Gleiwitz und einfache Pappkoffer, mit denen die zur Zwangsarbeit deportierten Oberschlesier aus der Sowjetunion zurückkehrten. Der gynäkologische Stuhl symbolisiert wiederum die brutale sexuelle Gewalt vonseiten der sowjetischen Soldaten, der die oberschlesischen Frauen ausgesetzt waren. Die Ausstellung thematisiert überdies die Vertreibung eines Teiles der Deutschen aus Oberschlesien und die Ansiedlung der ostpolnischen Bevölkerung, die ihre von der Sowjetunion annektierten Herkunftsgebiete verlassen musste.


Die Exponate stammen aus der Sammlung des Museums Gleiwitz und den Beständen anderer oberschlesischer Einrichtungen in Polen und Deutschland, unter anderem des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen-Hösel.
Ausstellung „’45. Rok ostatni, rok pierwszy na Górnym Śląsku” (´45. Das letzte Jahr, das erste Jahr in Oberschlesien), Sprache: Polnisch, Ausstellungsende: 1.06.2025. Da in der Ausstellung zum Teil drastische Bilder zu sehen sind, ist sie für Personen unter 14 Jahren nicht geeignet.

Text: Dawid Smolorz
Fotos der Ausstellung: Leszek Słabicki