Ausstellung “Z biegiem rzeki – Im Fluss der Zeit. Jüdisches Leben an der Oder” im Haus Schlesien

Ausstellung 12.05-1. 12.2019, Haus Schlesien

Im HAUS SCHLESIEN wird die deutsch-polnische Wanderausstellung „Im Fluss der Zeit. Jüdisches Leben an der Oder“ des Deutschen Kulturforums östliches Europa (DKF) präsentiert.

Die Wanderausstellung stellt das jüdische Leben entlang der Oder von seinen Anfängen bis heute vor. In Gebieten, die vor dem Zweiten Weltkrieg Teil Pommerns, der brandenburgischen Neumark und Schlesiens waren und seit 1945 zu den polnischen Westgebieten gehören, gab es bereits seit dem Mittelalter eine jüdische Kultur, deren Entwicklung durch den Handel und die Einwanderung aus Ost und West begünstigt wurde. Über Jahrhunderte wurde die Oder-Region zu einem Raum, in dem verschiedene kulturelle Einflüsse sich kreuzten und gegenseitig befruchteten. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert führte dies zu einem einmaligen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung, der aus Städten wie Breslau ein Zentrum der Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft machte. Gleichzeitig führte aber das Aufeinandertreffen verschiedener Formen des jüdischen Selbstverständnisses zu Spannungen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft und mit dem Aufkommen des Nationalismus seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu Konflikten mit der Mehrheitsgesellschaft. Die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus zerstörte die deutsch-jüdische Kultursymbiose endgültig und vollständig.

Mit der Neuordnung Europas nach 1945 geriet die Geschichte der ehemals deutschen Ostprovinzen in Deutschland weitgehend in Vergessenheit, insbesondere die jüdische Geschichte war davon betroffen. In der Volksrepublik Polen hingegen war die deutsche Geschichte der neuen polnischen Westgebiete praktisch nicht existent. Die meisten deutschen und polnischen Juden, die den Holocaust überlebten, verließen Polen aus persönlichen oder politischen Gründen, und wenige Jahre später folgten bis Ende der 1960er Jahreviele infolge von antisemitischen Hetzkampagnen. Viele derjenigen, die blieben, bekannten und bekennen sich nicht zu ihrem Judentum bzw. zu ihrer jüdischen Herkunft und leben bis heute als sogenannte hidden Jews.

Materielle Spuren des jüdischen Lebens an der Oder, die den Zweiten Weltkrieg überdauerten, wurden in Polen bis in die 1980er Jahre hinein vielerorts zweckentfremdet oder zerstört. Nur langsam beginnen die früheren und heutigen Bewohner der Oder-Region sowie ihre Nachkommen sich des jüdischen Erbes ihrer Heimat anzunehmen. Ein Paradebeispiel für die Beschäftigung mit dem jüdischen Kulturerbe ist die 2006 ins Leben gerufene Bente-Kahan-Stiftung in Breslau. Rund um die restaurierte Synagoge zum Weißen Storch entwickelt sich seitdem wieder ein Zentrum jüdischen Lebens und jüdischer Kultur.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website des Haus Schlesien.