Muzeum Ziemi Kozielskiej – modernes Museum im Keller des Schlosses
Nach der vorübergehenden Schließung wegen Corona-Notstandes ist das Museum des Coseler Landes wieder geöffnet.
Lange hat das 55.000 Einwohner zählende Kandrzin-Cosel/ Kędzierzyn-Koźle kein richtiges Museum gehabt. Die relativ bescheidenen Ausstellungen, die in der Bastei präsentiert waren, blieben weit unter den Erwartungen der lokalen Gemeinschaft. Nach mehrjährigen Umbau- und Gestaltungsarbeiten erhielt die Kreisstadt vor einigen Monaten endlich eine moderne Museumseinrichtung, die – zum Teil mit Hilfe audiovisueller Technik – die Geschichte dieses interessanten Teiles Oberschlesiens erzählt. Dass die Kellerräume des Schlosses in ein Museum verwandelt würden, war nicht von Anfang an klar. In Erwägung gezogen wurden mehrere Konzepte, auch solche, die den Umzug der Ausstellungen an einen anderen Ort oder den Bau eines neuen Gebäudes auf den Ruinen des Coseler Schlosses vorsahen. Letzten Endes war die Meinung des Oppelner Amtes für Denkmalschutz entscheidend: Als einzige Option sah dieses nämlich die Umgestaltung der unterirdischen Räume des Schlosses und eine entsprechende Absicherung seiner Relikte.
Zum Markenzeichen des neuen Museums wird wohl die vor dem Eingang errichtete Glaspyramide werden, die zwangsläufig an die am Pariser Louvre erinnert. Hinter den Glasscheiben sind Überreste eines Wohnturmes aus dem 13. Jahrhundert zu sehen, der einer der ältesten profanen Bauten Schlesiens gewesen sein soll. Im Mittelpunkt der Ausstellungen steht verständlicherweise die lokale Geschichte, die anhand von Exponaten aus verschiedenen Epochen veranschaulicht wird. Das Coseler Land erlebte jedoch auch Ereignisse und Entwicklungen von überregionaler Bedeutung. Einen wichtigen und für die lokale Identität äußerst prägenden Moment bildete die Belagerung der Festung Cosel durch die französische Armee und die mit ihr verbündeten bayerischen und württembergischen Truppen während der napoleonischen Kriege 1807. Als eine der wenigen Festungen in Preußen konnte Cosel damals feindlichen Angriffen standhalten. Der Stolz des Museums ist das über 100 Jahre alte Großgemälde (Kopie eines Gemäldes von Wilhelm von Kobell), das mit hoher Detailtreue die Ereignisse aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigt. Einen eigenen Platz innerhalb der musealen Präsentation nimmt überdies verdientermaßen der Hafen Cosel ein, der in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als zweitgrößter Binnenhafen Deutschlands galt.
Nach der vorübergehenden Schließung wegen des epidemiologischen Notstandes ist das Museum des Coseler Landes nun wieder für Besucher zugänglich. Webpräsenz der Einrichtung (zum Teil auch mit Informationen in deutscher Sprache): www.muzeumkozle.pl
Text: Dawid Smolorz
Bildquelle: Museum des Coseler Landes
Gemälde: Kopie des Gemäldes “Belagerung von Cosel” von Wilhelm von Kobell, Autor unbekannt