Schloss Waldstein (Zamek Leśna Skała) im Glatzer Land für Touristen erschlossen

Das neugotische Schloss steht auf dem Steinberg (Kamiennik) im Heuscheuergebirge (Góry Stołowe)

Seit Juni ist die ganze Anlage erstmalig für Besucher zugänglich.

Auf der Spitze des Steinberges im Heuscheuergebirge steht auf einer Höhe von 580 m das Schloss Waldstein auch Burg Waldstein genannt.

Von der Landesstraße Nr. 8 aus ist der Bau gut zu sehen. Der Berg liegt in der Nähe des Ortes Szczytna (Rückers). Hier ließ der preußische König Friedrich Willhelm II. in den Jahren 1790-91 das Fort Waldstein zum Schutz und zur Kontrolle des strategisch wichtigen Übergangs von Böhmen nach Schlesien errichten. Es kam nie zum Einsatz. In den 1830er Jahren ließ Karl Leopold Moritz von Hochberg das Schloss nach dem Entwurf des preußischen Baumeisters Carl Friedrich Schinkel errichten. Er erwarb gerade den Ort Rückers. Der dreistöckige und vierflügelige Bau mit Ecktürmen entstand auf den Resten des 1807 geschleiften Fort Waldstein.

Die Besitzer wechselten oft. Der nächste Eigentümer, August Graf von Nostritz-Rieneck, verkaufte das Schloss an Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Der neue Eigentümer schenkte jedoch diesem Besitz wenig Beachtung. Auch dem nächsten Käufer, der Familie Rohrbach, die die Glashütte in Friedrichsgrund (Batorów) besaß, gelang es nicht, die Schlossräume zu beleben. Die einzige Rohrbach-Erbin Helene und ihr Mann Bruno Klein bauten das Schloss 1892-93 um. Eingerichtet wurde eine Turmkapelle mit der Gruft der Familie Klein.

1929 ging die Schlossanlage an den Orden der Missionare von der Heiligen Familie, die hier die Missionsschule „Regina pacis“ führten, bis sie 1940 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde. 1941-45 funktionierte hier das Lazarett für Kriegsverletzte. Mit dem Übergang Schlesiens an Polen war das Schloss kurz in den Händen der polnischen Ordensbrüder (die deutschen Ordensbrüder wurden, wie die deutsche Zivilbevölkerung, vertrieben), bis die kommunistischen Behörden sie in den 1950er Jahren vertrieben und ein Heim für geistig behinderte Männer einrichteten. Nach der Wende kamen die Brüder der Heiligen Familien zurück. Bis vor Kurzem funktionierte hier ein Pflegeheim. Für Touristen war nur ein nah gelegener Aussichtsturm sowie die Kapelle zugänglich.

Der derzeitige Pächter der Anlage ist die polnische Stiftung Fundacja Zamek Leśna Skała, die 2017 gegründet wurde und die riesige Anlage (7.500 qm auf fast 3 h Fläche) zu einem neuen touristischen Ort des Glatzer Landes machen möchte. Die ersten Schritte sind getan. Seit Juni 2020 ist der leerstehende Schlosskomplex für Besucher zugänglich, im Schlosspark wurde ein kleines Café mit warmem und kaltem Imbiss eröffnet.

Die Stiftung möchte dem Objekt museale und touristische Funktionen einhauchen. In vielen Räumen sind Originalelemente aus dem 19. Jahrhundert erhalten geblieben (Wand- und Fußbodenfliesen, Stuck, Tür- und Fensterrahmen, Buntglasfenster, Ofen). Im ältesten Teil des Schlosses entsteht eine allgemein zugängliche Präsentation in Form von Dauerausstellung. Der Rest wird kommerziell genutzt, hier entsteht u. a. ein Restaurant. Die Parkanlage wird in Hinblick auf den touristischen Verkehr (Orte zum Spazierengehen und zum Verweilen) neugestaltet.

Ein echter Augenschmaus ist der Blick von der nahegelegenen Aussichtsplattform. Das Panorama erstreckt sich vom Habelschwerdter Gebirge (Góry Bystrzyckie) bis zum Adlergebirge in Tschechien.

Text: Agnieszka Bormann, Fotos: 24klodzko.pl
Bilder/Videos aus der Luft: Dezember 2017 und August 2019
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