Vor 30 Jahren war in Hindenburg/ Zabrze die Zeit der heraldischen „Entdeutschung“ zu Ende

Im Herbst 1990 beschloss der Stadtrat die Wiedereinführung des Wappens aus der Vorkriegszeit

Nach 1945 wurden auch städtische Symbole von Breslau, Lüben, Gleiwitz oder Tarnowitz einer nationalen Verifizierung unterzogen.

Während aber die Städte mit mittelalterlicher Tradition in ihren Wappen schwarze Adler oder religiöse Motive führten, also Elemente, die für die kommunistischen Machthaber aus verschiedenen Gründen inakzeptabel waren, schien das Vorkriegswappen von Hindenburg nicht nur neutral, sondern für die sozialistische Wirklichkeit nach 1945 sogar bestens geeignet zu sein. Dennoch fiel auch dieses Emblem der von den Behörden der Volksrepublik Polen auf vielen Ebenen durchgeführten Entdeutschungsaktion zum Opfer, weil der rote Turm und das blaue Zahnrad als Symbole der Grenzlage im Deutschen Reich und der deutschen Präsenz im Osten interpretiert wurden. 1948 wurde dieses Wappen offiziell verboten. Für dessen Gebrauch drohte fortan eine Haftstrafe bis zu drei Monaten und eine Geldbuße.

Schon zwei Jahre später hatte die Stadt neue Symbole. Der goldene Halbadler stand für die piastisch-polnische Herkunft des Ortes und die schwarze Pike mit einem goldenen Lorbeerzweig für den sozialistischen Wettbewerb. Aus heraldischer und historischer Sicht war das neue Wappen aber ein Pfusch. Eine Analyse des bekannten polnischen Heraldikers Prof. Marian Haisig warf den kommunalen Behörden Dilettantismus vor, unter anderem, weil der Adler der oberschlesischen Piasten bei einem Ort, der erst 1922 das Stadtrecht erhielt, nicht auftauchen dürfte. Aus demselben Grund veröffentlichte der angesehene Breslauer (vor 1945 Lemberger) Verlag Ossolineum in seinem 1965 herausgegebenen Band „Miasta polskie w tysiącleciu“ (Polnische Städte im Millennium) nicht das offizielle, sondern das Vorkriegswappen von Hindenburg.

Die lokale Verwaltung verwendete dennoch bis zum Fall des Kommunismus die Symbole aus den 1950er Jahren. Erst der demokratisch gewählte Stadtrat beschloss im September 1990 die Wiedereinführung des traditionellen Wappens mit Turm und Zahnrad. 2012 wurde es geringfügig modifiziert, sodass es seitdem mit dem Stadtemblem aus deutscher Zeit identisch ist.

Text: Dawid Skrabania