Abgeschlossen wurde die erste Etappe der Modernisierung der Schleusen am Gleiwitzer Kanal
Es handelte sich dabei um die erste derart groß angelegte Sanierung in der 80-jährigen Geschichte dieser Wasserstraße.
Bisher wurden vier von insgesamt sechs Schleusen erneuert. Die Arbeiten umfassten unter anderem die gründliche Renovierung der Außenfassaden der Schleusengebäude sowie die Renovierung der Schleusenkammern und ihrer Stahlwände. An den Schleusen wurden zudem neue Tore und neue Antriebsmechanismen eingebaut. Da die Schleusen jeweils über zwei Kammern verfügen, war eine von ihnen ständig in Betrieb und die Schifffahrt musste während der Arbeiten nicht eingestellt werden.
Der fast 41 km lange Gleiwitzer Kanal (ursprünglich: Oberschlesischer Kanal oder Adolf-Hitler-Kanal) entstand zwischen 1934 und 1939 an Stelle des veralteten Klodnitzkanals aus dem späten 18./frühen 19. Jahrhundert. Er verbindet das am Westrand des Oberschlesischen Industriegebietes gelegene Gleiwitz/Gliwice mit der Oder bei Cosel/Koźle. Die feierliche Eröffnung des Kanals stellte gleichzeitig den symbolischen Beginn für den Bau des Donau-Oder-Kanals dar, der jedoch, abgesehen von einem kurzen Abschnitt bei Kandrzin/Kędzierzyn, nie fertiggestellt wurde. Zum Zeitpunkt seiner Inbetriebnahme gehörte der oberschlesische Kanal zu den modernsten künstlichen Wasserstraßen der Welt. Einige der damals angewandten Lösungen – beispielsweise das Wassersparsystem und die Programmieranlagen für die Schließung und das Öffnen der Kammertore – hatten Pioniercharakter. Von der hohen Qualität der Anlagen zeugt am besten der Umstand, dass sie etwa 80 Jahre ohne größere Reparaturen gearbeitet haben. Mit den sechs zum Teil großen Schleusen wurde der Höhenunterschied von 43 Metern zwischen Cosel und Gleiwitz ausgeglichen. Neben diesen architektonisch sehr ästhetischen Bauten gehört der sogenannte „Siphon von Klodnitz“ zu den interessantesten Punkten des Kanals. Es handelt sich dabei um eine Art höhenfreie Kreuzung, an der der Fluss Klodnitz durch drei mächtige Betonrohre von einer Länge von etwa 50 Metern unterhalb des Gleiwitzer Kanals fließt.
Bis in die 1980er Jahre herrschte auf dem Kanal reger Verkehr. Die Wasserstraße war ein wichtiger Korridor, über den oberschlesische Bodenschätze und Erzeugnisse nach Breslau und zum Ostseehafen Stettin transportiert wurden. Seit den 1990er Jahren sind die Gütermengen von den Rekordzahlen weit entfernt. In den letzten Jahren passierten vor allem Passagier- und Ausflugsschiffe bzw. Frachtkähne mit Steinkohle die zwischen Gleiwitz und Cosel gelegenen Schleusen. Der Betreiber des Kanals, die Gesellschaft „Wody Polskie“, entschied sich für dieses groß angelegte Sanierungsprojekt, um die technischen Möglichkeiten des Kanals zu verbessern und damit für potentielle Kunden konkurrenzfähiger zu sein.
Text: Dawid Smolorz