Der ehemals größte Eisenbahnknoten zwischen Berlin, Görlitz und Breslau/ Wrocław soll 2022 im neuen Glanz erstrahlen
Das Vorhaben wird für 32 Mio. PLN (ca. 8 Mio. EUR) geschätzt.
Die Verbesserung des Servicestandards für Reisende, auch für Menschen mit Behin-derungen, die Sicherheit und die Wiederherstellung des historischen Erscheinungsbildes des Bahnhofs sowie die Modernisierung der begleitenden Infrastruktur – das sind die Prioritäten der gerade begonnenen Sanierung des Bahnhofs in Kohlfurt/ Węgliniec. Darüber informierte am 1. Dezember die staatseigene Firma PKP S.A. (Polnische Staatsbahn, Polskie Koleje Państwowe), die gerade einen Vertrag mit einem Bau-unternehmer (Berger Bau Polska aus Breslau/ Wrocław) unterzeichnet hat.
Węgliniec ist einer von 17 Bahnhöfen in der Wojewodschaft Niederschlesien (und fast 200 Bahnhöfen in ganz Polen), die für insgesamt fast 2 Milliarden PLN bis 2023 modernisiert werden sollen. Gleichzeitig ist es eine der schwierigsten Investitionen, die zu einem Bahnhof führen wird, der historische Aspekte mit Modernität und Funktionalität verbindet.
Die Rekonstruktion des Bahnhofs Węgliniec wird eine der komplexeren Aufgaben im Rahmen des Bahnhofsinvestitionsprogramms für die Jahre 2016-2023 sein. Im Rahmen der Investition werden beide Bahnhofsgebäude, der sog. Neue Bahnhof und der Alte Bahnhof, ein Teil der Fußgängerbrücke über die Gleise und die an die Bahnhofsgebäude angrenzenden Anlagen umgebaut. Die wichtigste Aufgabe im Rahmen der Investition ist die Rekonstruktion des Neuen Bahnhofsgebäudes aus dem Jahr 1865, das unter Denkmalschutz steht. Saniert werden die Backsteinfassade zusammen mit einem reichen architektonischen Detail, das durch eine nächtliche Beleuchtung hervorgehoben wird. Interessant ist die geplante Restaurierung der Zifferblattuhren auf den Fassaden von der Seite der Gleise. Neben anderen Arbeiten, die darauf abzielen, das alte Erscheinungsbild des Bahnhofs wiederherzustellen, ist die Rekonstruktion historischer Fenster- und Türholzkonstruktionen erwähnenswert.
Dies ist nicht das Ende der Veränderungen. Das Wiederaufbauprojekt umfasst unter anderem auch die Ausführung der Feuchtigkeitsisolierung, die Isolierung des Gebäudes von innen, den Austausch der Decken sowie die Verstärkung der Dachkonstruktion und den Austausch der Dacheindeckung. Auch das Innere des Gebäudes wird eine Metamorphose erfahren. Im Erdgeschoss, in den ehemaligen Warteräumen der 3. und 4. Klasse, die sich im westlichen Teil des Bahnhofs befinden, wird ein Passagierservicebereich eingerichtet, der aus einem Warteraum, einem Warteraum für Eltern mit Kindern, einem Fahrkartenschalter und Toiletten besteht. In dem Teil, in dem sich im 19. Jahrhundert die Warteräume der 1. und 2. Klasse befanden, sollen ein kleiner Kinosaal und ein von der Gemeindeverwaltung betriebene Ausstellungsraum untergebracht werden. Im Rest des Ostflügels wurden Räume für die Eisenbahnwache vorbereitet. Im Bereich des Personenverkehrs werden elektronische Ankunfts- und Abfahrtstafeln für Züge sowie ein modernes Sprachinformationssystem installiert.
Ein äußerst wichtiges Element der Rekonstruktion des Bahnhofsgebäudes ist auch seine Anpassung an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung und eingeschränkter Mobilität. Ermöglicht wird dies durch den Wegfall architektonischer Barrieren, die Installation von Braille-Zeichen, taktilen Tafeln mit dem Plan des Bahnhofs und Führungswegen, die sehbehinderten Menschen die Fortbewegung erleichtern. Durch den Umbau der Station wird die Sicherheit im Gebäude und in seiner unmittelbaren Umgebung verbessert. Es werden moderne Überwachungs-, Zugangskontroll- und Einbruch- und Überfallsignalanlagen sowie Brandschutzsysteme installiert.
Die Investition beinhaltet die Anwendung von ökologischen Lösungen. Das Gebäude wird mit einer neuen energiesparenden Beleuchtung mit Steuerungsautomatik sowie mit Wärmepumpen zur Beheizung des Gebäudes ausgestattet. Weitere erwähnenswerte Lösungen sind die Reduzierung der Wärmeverluste durch Isolierung der Station sowie der Einbau neuer Fenster und Türen mit einem niedrigen Wärmedurchgangskoeffizienten. Die gesamten auf der Station installierten Geräte und Systeme werden mit Hilfe des BMS (Building Management System) überwacht, was zusätzlich zur Reduzierung des Medienverbrauchs beiträgt.
Neuer Bahnhof und Alter Bahnhof
Neben dem Gebäude des sogenannten Neuen Bahnhofs wird auch der benachbarte Alte Bahnhof aus dem Jahr 1846 rekonstruiert, der einer Wehrburg mit zwei 18,6 m hohen symmetrischen Türmen ähnelt. Wie beim Neuen Bahnhof wird die Fassade des historischen Gebäudes zusammen mit architektonischen Details renoviert, die nachts durch entsprechende Beleuchtung hervorgehoben werden. Der Bahnhof wird auch innen umgebaut und für die Vermietung an Eisenbahngesellschaften angepasst.
Die Investition umfasst auch ein kleines historisches Gebäude der ehemaligen Kasse, das an ihre neue Funktion – einen Fahrradabstellplatz mit Ständern und einem Fahrrad-waschplatz – angepasst wird. Eine Fußgängerbrücke über die in Richtung Stadt verlaufenden Gleise wird durch den Einbau eines Aufzugs angepasst und umgebaut, um den Bedürfnissen von Menschen mit eingeschränkter Mobilität gerecht zu werden.
Die Kosten für die Renovierung belaufen sich auf 32 Mio. PLN
Die Rekonstruktion des Bahnhofskomplexes in Węgliniec ist die 17. Investition, die von der PKP S.A. in der Wojewodschaft Niederschlesien durchgeführt wird. Die Kosten belaufen sich auf 32 Mio. PLN netto. Es wird aus EU-Mitteln im Rahmen des Operationellen Programms Infrastruktur und Umwelt kofinanziert. Die Investition soll in der ersten Hälfte des Jahres 2022 abgeschlossen sein.
Die Bahnhofsanlage, die im 19. Jahrhundert zum größten Eisenbahnknoten zwischen Berlin, Görlitz und Breslau wurde, wird nach der Sanierung sicherlich ein Schaufenster für die Stadt Węgliniec und die gesamte Region sein.
Historische Fotos vom Bahnhof Kohlfurt können Sie hier anschauen. Mehr Informationen zu seiner Geschichte finden Sie hier.
Text: Agnieszka Bormann
Quelle: Pressemitteilung PKP SA (Polnische Staatsbahn)
Bilder: Visualisierung der Anlage nach der Sanierung, PKP SA