Der Botanische Garten in Breslau wird zum Märchengarten

Für kurze Zeit verwandelt sich der Botanische Garten in ein Lichtkunstprojekt

Im Jahre 2011 feiert die Einrichtung ihr 210. Jubiläum.

In der Zeit, in der kulturelle Einrichtungen geschlossen sind, stehen den Polen ungewöhn-liche Attraktionen an der frischen Luft zur Verfügung. Mit einer Initiative für die Breslauer, und besonders für die Kinder, die bis zum 17. Januar Winterferien in Polen haben, trat der Botanische Garten in Breslau hervor, der eine Laser-Show und Laser-Mapping vorbereitete. Auf diese Art und Weise kann man den Garten, der normalerweise im Winter zu ist, besuchen und die Pflanzen und Bäume in bunten Farben sehen. Die Kinder sind von dem „Märchengarten“ verzaubert.

Für kurze Zeit verwandelte sich der Botanische Garten in Breslau/Wroclaw in einen Märchengarten.

Der botanische Garten feiert in diesem Jahr das 210. Jubiläum seines Bestehens. Er wurde als Forschungsgarten der damals neu gegründeten Universität Breslau eröffnet. Die Breslauer Friedrich-Wilhelm-Universität entstand 1811 aus der Verbindung der ehrwürdigen Jesuitenakademie Leopoldina mit der aus Frankfurt/Oder verlegten Universität Viadrina. Damals schenkte der preußische König der Universität ein Gelände, auf dem ursprünglich Befestigungsanlagen der Stadt standen. Nach dem Befehl Napoleons Bonaparte mussten sie abgetragen werden. Der Königliche Botanische Garten der Universität Breslau wurde auf dem ältesten Teil der Stadt – der Dominsel, in der Nähe des Domes und der Kreuzkirche angelegt. Die Anfänge waren nicht einfach: im ersten Jahr wurde nur ein Drittel des Geländes bewirtschaftet. Verzeichnet wurden nur 427 verschiedene Pflanzenarten. Der Garten war nur einmal in der Woche, freitags, geöffnet.

Der Garten wurde auf dem ältesten Teil der Stadt gegründet. Der Teich ist ein Teil der alten Oder, die ursprünglich die ganze Dominsel umfloss.

Die größte Entwicklung des Gartens ist mit der Gestalt von Heinrich Robert Göppert verbunden, der den Botanischen Garten 32 Jahre leitete (1852-1884). Der verdienstvollste Direktor baute den Garten zu einem modernen botanischen Garten aus. Als Arzt, Apotheker und Botaniker beschäftigte er sich mit der Morphologie, Anatomie und Physiologie der Pflanzen und war einer der Pioniere der Paläobotanik. Seine Haupt-verdienste beruhen auf der Erforschung der fossilen Flora. Es gelang ihm z.B. das Entstehen des Waldenburger und oberschlesischen Kohlengebietes zu erforschen und den Nachweis zu erbringen, dass in vorgeschichtlichen Zeiten Palmen, Zypressenhaine und Platanenwälder in Schlesien wuchsen. Zu Göpperts Zeiten wurde der Garten sogar sechs Tage in der Woche für das Publikum  zugänglich (täglich außer sonntags). Es wurden Gewächshäuser erbaut, das geologische Profil des Kohlenreviers von Waldenburg (Wałbrzych) wurde angelegt, es entstanden neue Hauptalleen und Stege (die heutigen decken sich übrigens meistens mit den damaligen), das Botanische Museum wurde gegründet. Kein Wunder also, dass sich die Breslauer 1887 entschieden, ein Denkmal für den berühmten Botaniker Göppert an der Promenade zu stellten. Die Bronzebüste verschwand leider 1945 und wurde 2014 neu gemacht. Das Werk von Stanisław i Michał Wysocki steht heute im Botanischen Garten.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Garten fast komplett zerstört: auf dem Gelände gab es ein Munitionslager und einen Stand der Flakartillerie. Er wurde nach und nach wiederaufgebaut und bildet heute eine prächtige Parkanlage – eine Oase der Ruhe mitten im Stadtzentrum. Der Garten kann sich u. a. mit der größten Seerosen-Sammlung des Landes (120 Sorten) oder einem großen Alpinarium mit einer Vielzahl seltener Pflanzen rühmen.
Und jetzt – für kurze Zeit – verwandelte sich der Botanische Garten in einen Märchengarten.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka