Architektur: Projekt einer neuen Baude im Riesengebirge ausgezeichnet

Die neue Prinz-Heinrich-Baude ist das Diplomprojekt von Kamil Szymański, Absolvent der Technischen Universität Breslau/ Wrocław

Die alte Prinz-Heinrich-Baude stand an dem Ort von 1889 bis 1946.

Komfortübernachtung im hohen Gebirge, gehobener Standard der Einrichtung, einzigartige Ausblicke, maximale Nähe zur Natur bei gleichzeitigem Respekt für den Charakter des Ortes: All dies lässt sich unter einen Hut bringen, wie die Magisterarbeit von Kamil Szymański beweist. Sie ist 2019 entstanden und wurde neulich vom Fachportal Architektura & Biznes ausgezeichnet. In der Begründung wurde der Entwurf als ein kühnes und modernes Konzept gewürdigt, das die Gebirgslandschaft respektiert und einen unmittelbaren Kontakt zur Natur ermöglicht. Das komfortable Objekt ist gleichzeitig unprätentiös und minimalistisch. Es versucht nicht, mit der Majestät der Berge zu konkurrieren, sondern lenkt gezielt den Blick des Betrachters auf die Natur.

Visualisierung des Projektes von Kamil Szymański, Foto von Kamil Nienartowicz.

Kamil Szymański, Absolvent der Technischen Universität Wrocław, widmete seinen Entwurf der Prinz-Heinrich-Baude, die 1887-89 in exponierter Lage oberhalb des Großen Teichs im Riesengebirge in der Höhe von 1410 Meter erbaut wurde. 1946 ist sie in ungeklärten Umständen abgebrannt. Ursprünglich sollte sie nach dem naheliegenden Mittagstein benannt werden, jedoch nach dem Besuch von Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem jüngeren Bruder des Kaisers Wilhelm II. im Mai 1888 auf der Baustelle hat man sich für diesen Namen entschieden.

Abgesehen von der kleinen Herberge auf der Schneekoppe, war sie die erste touristische Baude im Riesengebirge in diesen Höhen. Die Bergwanderer übernachteten damals in Bauernhäusern in Ortschaften am Rande des Gebirges oder – unter sehr einfachen Bedingungen – in den Bergbauden.

Die Prinz-Heinrich-Baude bot nicht nur außergewöhnliche Aussichten, sie war insgesamt eine außergewöhnliche Baude. Als gehobenes Berghotel mit 70 Betten in 30 Zimmern richtete sie sich an wohlhabende und anspruchsvolle Touristen. Dazu gehörte, dass sie mit dem damals modernsten Stand der Technik ausgestattet wurde und über Hochquellwasserleitung, Bäder, Zentralheizung, Telefon und Acetylengaslicht verfügte.

An diesen Anspruch knüpft auch das Projekt von Kamil Szymański an. Wie der Autor erklärt, ist der Bedarf an guter Unterkunft im Riesengebirge, mit einem höheren Standard als die bestehenden Angebote, ganz offensichtlich. Genau wie die Gründer der deutschen Baude, so lässt auch er sich von der Idee leiten, einen besseren Ort zu schaffen, eine komfortable und moderne Einrichtung. Damit möchte er auch Maßstäbe für andere Übernachtungsanbieter setzen und die Konkurrenz dazu motivieren, die Qualität ihrer Dienstleistungen zu verbessern.

Der Entwurf sieht vor, die Ruinen der ursprünglichen Prinz-Heinrich-Baude zu erhalten. Der wichtigste Gedanke, der die Form der Unterkunft bestimmt, ist der Respekt vor der Natur. Das Gebäude soll ein Teil der Natur sein, ein integraler Bestandteil, der die Aufmerksamkeit nicht von dem ablenkt, was am wichtigsten ist – den Bergen. Der visuelle Eingriff des Baus in die Landschaft wurde dadurch minimiert, dass er in Bezug auf den Wanderweg tiefer liegt. Das Gebäude wurde in eine Schlucht gestellt, so dass es nur eine Fassade hat und die anderen Wände im Fels versenkt sind.

Die neu entworfene Prinz-Heinrich-Baude hat eine Grundfläche von über 2.400 Quadratmetern und verfügt über 30 Gästezimmer (117 Betten) sowie andere allgemeinzugängliche Bereiche wie z. B. ein Restaurant.

An der Stelle der alten Prinz-Heinrich-Baude wird aktuell keine neue Baude geplant. Das Projekt von Kamil Szymański entstand als Magisterarbeit am Institut für Architektur der Technischen Universität in Wrocław und gewann den 2. Preis in der 9. Auflage des Wettbewerbs „Das beste Diplom: ARCHITEKTUR“, die im Dezember 2020 entschieden wurde. Der Entwurf kann aber zum Nachdenken und zur Diskussion veranlassen – über traditionelle und moderne Architektur im Gebirge sowie über die Bedürfnisse der heutigen Bergwanderer, speziell vor dem Hintergrund der Riesengebirgsbauden.

Text: Agnieszka Bormann
Quelle: Architektura & Biznes