30 Jahre Schlesische Universität Troppau/Opava

Eine von drei Universitäten mit „Schlesien“ in ihrem Namen feiert ihr Jubiläum

Diese eine der jüngsten Hochschulen der Tschechischen Republik wurde erst nach jahrelangen Bemühungen eröffnet.

Die Idee, in Troppau eine Universität zu gründen, gab es bereits vor dem Ersten Weltkrieg, als die Stadt das wichtigste urbane Zentrum des österreichischen Kronlandes Schlesien war. Die kaiserliche Verwaltung erwog damals eine Verlegung der Universität Lemberg (heute Lwiw, Ukraine) nach Troppau. Das Vorhaben scheiterte nicht zuletzt daran, dass an der galizischen Hochschule Polnisch die Unterrichtssprache war. In Österreichisch-Schlesien hätte es dagegen Deutsch sein müssen. Später wurde dieses Thema in der kurzen Periode der Liberalisierung während des sogenannten Prager Frühlings 1968 wieder intensiv diskutiert. Die kommunistische „Normalisierung“ unter Gustáv Husák setzte den Bemühungen der lokalen Behörden jedoch ein Ende. Für die Regierung in Prag sollte die nur knapp 40 km entfernte Industrie- und Arbeiterstadt Ostrau/Ostrava, in der es bereits seit 1945 eine Technische Universität gab, das unangefochtene Zentrum Tschechisch-Schlesiens und Nordmährens bleiben. Das bürgerliche Troppau, die einstige Hauptstadt eines österreichischen Kronlandes, war in den Augen der damaligen Entscheidungsträger nicht würdig, zu einem Hochschulzentrum zu werden.

Erst die „Samtene Revolution“ von 1989 und der Fall des Kommunismus ermöglichten die Gründung einer neuen Universität im tschechischen Teil Schlesiens. Die Entscheidung über die Eröffnung der Schlesischen Universität Troppau (tschechisch: Slezská univerzita v Opavě) wurde im Herbst 1990 getroffen, 1991 wurde sie offiziell bestätigt. Neben dem Hauptsitz existierte von Anfang an auch eine Außenstelle in Karwin/Karviná. Aktuell besteht die Hochschule aus drei Fakultäten (philosophische und naturwissenschaftliche Fakultät, Fakultät für öffentliche Politik und Fakultät für Mathematik) und mehreren Instituten. Weit über die Grenzen der Tschechischen Republik hinaus ist das Institut für kreative Fotografie bekannt). Mit ihren ca. 5.000 Studierenden gehört Troppau zu den kleineren Universitäten der Tschechischen Republik. Sie bietet etwa 100 Lehrgänge in tschechischer und englischer Sprache an.

Die Universität Troppau ist eine von dreien, die in ihrem Namen das Prädikat „schlesisch“ führen bzw. führten. Bis 1945 hieß die Hochschule in Breslau/Wrocław offiziell „Schlesische Friedrich-Wilhelms-Universität“. Den Namen Schlesische Universität (poln. Uniwersytet Śląski) trägt auch die 1968 gegründete Hochschule in Kattowitz/Katowice.

Text: Dawid Smolorz