Vor 44 Jahren wurde Alfons Nossol zum Bischof von Oppeln ernannt

Der Brückenbauer aus Oberschlesien

Der 1932 in Broschütz/Brożec bei Oberglogau/Głogówek geborene Geistliche gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der oberschlesischen Nachkriegsgeschichte.

„Der Dialog ist die Muttersprache der Menschheit. Er hilft, aus Feinden Gegner zu machen und aus Gegnern Freunde“ –  dieses Zitat von Alfons Nossol könnte als Motto gelten, dem er während seiner gesamten Amtszeit als Oberhaupt der oberschlesischen Diözese Oppeln treu blieb. Als er am 17. August 1977 in der Oppelner Kathedrale zum Heiligen Kreuz die Bischofsweihe erhielt, war Polen ein von Moskau abhängiger Satellitenstaat, in dem Menschenrechte nicht beachtet wurden und die kommunistischen Machthaber die katholische Kirche als größte Gefahr für das System betrachteten. Das deutsch-polnische Verhältnis war noch stark von den tragischen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges geprägt, gleichzeitig leugnete die Volksrepublik konsequent die Präsenz einer deutschen Minderheit in Oberschlesien und reagierte mit Härte auf jegliche prodeutschen Sympathien.

Alfons Nossol. Quelle: Adam Walanus, Wikimedia Commons . 

Alfons Nossol nahm die Bischofswürde ohne großen Enthusiasmus an, aber nicht, weil er die Verantwortung scheute. Er war Theologe und hätte sich lieber der wissenschaftlichen Arbeit gewidmet. Zudem war er nicht ganz frei von der Befürchtung, er würde von einem Teil der Gemeinschaft nicht akzeptiert werden, weil man ihm eindeutig anhören konnte, dass Deutsch seine Muttersprache war. Am Ende konnte Nossol dank seiner Talente zu einer integrierenden Figur in einer Region werden, die nach 1945 Vertreibung, Verfolgung der einheimischen Bevölkerung und Ansiedlung der aus ihren Heimatregionen ausgewiesenen Ostpolen erlebte. Als ein Mensch, der in beiden Kulturen beheimatet ist, setzte er sich mutig für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen ein, und zwar in einer Zeit, in der solche Aktivitäten von den kommunistischen Machthabern alles andere als gern gesehen waren. Nicht allgemein bekannt ist, dass der Gottesdienst in Kreisau/Krzyżowa von 1989, an dem Bundeskanzler Helmut Kohl und Premierminister Tadeusz Mazowiecki teilnahmen, welcher später als „Versöhnungsmesse“ in die Geschichte einging und einen symbolischen Wendepunkt der deutsch-polnischen Beziehungen markiert, auf Initiative des Oppelner Bischofs stattfand. Im selben Jahr führte Nossol trotz Vorbehalte eines Teiles des Klerus und der Verwaltung deutschsprachige Gottesdienste in seiner Diözese ein. Anfang der 1990er Jahre setzte er sich wiederum mit großem Engagement für die Gründung einer Universität in Oppeln ein. Wie er sich später erinnerte, war es für ihn ein äußerst wichtiges Anliegen, dass Jugendliche aus Mittel- und Westoberschlesien in der Heimat studieren konnten.

Bundeskanzler Kohl und Premierminister Mazowiecki geben sich während der heiligen Messe in Kreisau ein Zeichen des Friedens. Quelle: Andrzej Ślusarczyk, Wikimedia Commons. 

Alfons Nossol unterrichtete fast 30 Jahre an der Katholischen Universität Lublin, der seinerzeit einzigen privaten und unabhängigen Hochschule des Ostblocks. Er ist Autor vieler theologischer Schriften. Er war überdies Mitglied des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und mehrerer Gremien für ökumenischen Dialog mit der orthodoxen und der Lutherischen Kirche. Für seine Verdienste für deutsch-polnische Aussöhnung und für Europa wurde er unter anderem mit dem Großem Bundesverdienstkreuz mit Stern, dem Deutschem Nationalpreis, dem Augsburger Friedenspreis und der Medaille Mérite Européen ausgezeichnet.

Alfons Nossol. Quelle: Adam Walanus, Wikimedia Commons . 

2009 trat Alfons Nossol nach 32 Amtsjahren als dienstältester Diözesanbischof Polens in den Ruhestand.

Text: Dawid Smolorz