Podium Silesia: Die Ausrufung des Kriegsrechts und die Niederschlagung des Streiks auf dem Bergwerk „Wujek“

Diskussionsabend am 22.09.2021, 18:30, Stiftung Haus Oberschlesien, Bahnhofstraße 71, Ratingen-Hösel

Vor 40 Jahren wurden in Kattowitz/Katowice neun Bergleute von der Miliz getötet, viele weitere schwer verletzt.

Vor 40 Jahren wurden in Kattowitz/ Katowice neun Bergleute von der Miliz getötet, viele weitere schwer verletzt. Wenige Tage nach der Ausrufung des Kriegsrechts zeigte das kommunistische Regime erneut sein wahres Gesicht.

In Kattowitz, an einem Ort, den heute ein Denkmal in Gestalt eines besonders symbolträchtigen Kreuzes überragt, kam es am 16. Dezember 1981 zur blutigsten aller Niederschlagungen während des Kriegszustandes. Gegen Bergleute, die als Zeichen ihres Widerstandes und aus Solidarität mit ihren verhafteten Kumpels einen Streik ausriefen, wurden Panzer und Kampfwagen der Armee und Sondereinheiten der Miliz mobilisiert. Die Streikenden sollten eingeschüchtert und die Ausweitung der Proteste auf weitere Betriebe und Bergwerke in Oberschlesien verhindert werden. Denn gerade hier, in der Region, die von den kommunistischen Machthabern als die Vorzeige-Region betrachtet wurde, erwies sich der Widerstand als besonders hartnäckig. Um ihre Hegemonie über Staat und Gesellschaft zu bestätigen, entschied sich die kommunistische Partei zum wiederholten Male in der Nachkriegsgeschichte Polens zur Gewaltanwendung. Bereits am 15. Dezember 1981 wurden vier Bergleute vor dem Bergwerk „Manifest Lipcowy“ in Bad Königsdorff-Jastrzemb verletzt, als das Feuer gegen sie eröffnet wurde. Zwei Tage später wurde die „Befreiung“ des Kattowitzer Bergwerkes „Wujek“ eingeleitet. Unter Einsatz von Wasser- und Gasgranatwerfern wurde mit dem Sturmangriff auf das Bergwerk begonnen. Panzer und Kampfwagen von Armee und Miliz rissen die Umzäunungen nieder und gelangten auf das Werksgelände. Schließlich kam noch ein Kommando der Sondermiliz zum Einsatz, das den Widerstand der Streikenden mit Hilfe von Maschinenpistolen brach. Die Milizionäre schossen weder in die Luft, noch gaben sie Salutschüsse ab. Sie töteten neun Bergleute. Der jüngste von ihnen war 19 Jahre alt.

Foto: ŚCWiS

Heute ist das majestätische Denkmal für die gefallenen Bergleute des Steinkohlenbergwerkes „Wujek“ nicht nur ein gesamtpolnisches Symbol des Widerstandes gegen die Ausrufung des Kriegsrechts, sondern vor allem ein Zeichen der Erinnerung an die beschriebenen tragischen Ereignisse.

Aus Anlass des 40. Jahrestages der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen und der Niederschlagung des Streiks auf dem Bergwerk „Wujek“ und an anderen Orten, insbesondere in Oberschlesien, erinnern wir an die Ereignisse und das Unrechtsregime in Polen. Auch für Hunderttausende Oberschlesier, die in vor allem in der zweiten Hälfte der 1980er Jahren das Land verließen und als Aussiedler in Deutschland, zumal in Nordrhein-Westfalen, eine neue Heimat fanden, waren die Ereignisse vom Dezember 1981 mit ausschlaggebend, für die Entscheidung, Polen verlassen zu wollen – sie hatten mit dem kommunistischen System endgültig abgeschlossen.

Nach einer knappen historischen Einführung in die Thematik durch den Kulturreferenten für Oberschlesien, Dr. David Skrabania, folgen die Vorträge von Dr. Marek Lyszczyna, Mitarbeiter beim Schlesischen Zentrum für Freiheit und Solidarität in Kattowitz sowie durch Stanisław Płatek, Streikführer auf dem Bergwerk „Wujek“ im Dezember 1981. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Die Veranstaltung wird konsekutiv gedolmetscht.

Der Eintritt ist frei. Es gelten die 3G-Regeln des Landes NRW.

Die Veranstaltung wird zudem auf dem Youtube-Kanal des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen live im Internet übertragen.