Am 27. Januar 2022 erklingt die größte schlesische Barockorgel von Michaels Englers nach fast 50 Jahren neu
Die einzelnen Teile der Orgel wurden in Polen, Deutschland und Belgien hergestellt.
Du musst sie wiederaufbauen. Du musst sie wiederaufbauen! – wiederholte immer wieder der bekannte Dirigent Kurt Masur, als er sich mit dem ehemaligen Stadtpräsidenten von Wrocław, Rafał Dutkiewicz, traf. Er schenkte ihm auch eine CD mit dem Ton der Engler-Orgel, die sich bis 1976 in der Elisabethkirche befanden. Als kleiner Junge kam Kurt Masur einmal aus Brieg (heute Brzeg), wo er wohnte, und nahm mit seiner Mutter an einem Orgelkonzert in der Elisabethkirche teil. Dieses Konzert hat ihn so beeindruckt, dass er Musiker werden wollte. Und auch wurde.
„Später tat ihm das Herz so weh, dass diese Orgel durch das Feuer zerstört worden war. Er fand den Klang einmalig“ – berichtet Dutkiewicz in dem Buch „Der Zauberer von Breslau“. Und bald wird der Traum von Kurt Masur in Erfüllung gehen. Der jetzige Stadtpräsident Jacek Sutryk brachte das Projekt zu Ende. Über den Wiederaufbau berichtete SILESIA News vor einiger Zeit.
Feierlichkeiten zur Inauguration
Am 27. und 28. Januar wird die rekonstruierte „Stimme Schlesiens“ (denn so wurde die Michael-Engler-Orgel genannt) in der Elisabethkirche zum ersten Mal nach 46 Jahren wieder erklingen. Die Inauguration, an der die musikalischen Fähigkeiten des wieder aufgebauten Instruments von Lorenzo Ghielmi, einem herausragenden italienischen Organisten, vorgestellt werden, wurden in zwei Tage aufgeteilt. Am ersten Konzert nehmen Personen teil, die direkt an der Restaurierung des Instruments beteiligt waren, Kirchengemeindemitglieder sowie Vertreter der Armee (die Elisabethkirche ist heute Garnisonskirche) und der lokalen Behörden. Das Orgelkonzert wird vom Chor des Nationalen Musikforums begleitet, das speziell für dieses Instrument komponierte „Te Deum“ von Wojciech Widłak aufführt. Alle Interessierten können die Zeremonie live im Internet unter www.wroclaw.pl verfolgen. Am 28. Januar wird Lorenzo Ghielmi ein Konzert für die Einwohner der Stadt geben – für alle, die kostenlose Eintrittskarten abgeholt haben. Der Maestro wird die Werke von Nicolaus Bruhns, Dietrich Buxtehude i Johann Sebastian Bach aufführen. Für die, die es nicht geschafft haben (die Karten verschwanden innerhalb von einer Stunde!) bleibt die Online-Übertragung auf der Internetseite der Stadt www.wroclaw.pl oder auf Facebook.
Während des Konzerts findet auch eine Performance des Künstlers Oskar Podolski statt. Er wird eine Kopie der Aaron-Statue, die die Orgel schmückt, ausmalen. Dies ist Teil eines umfassenderen Projekts, bei dem 30 Künstler aus ganz Polen ihre eigene Farbinterpretation des Gipsabdrucks von Aarons Gesicht anfertigen werden. Alle Werke werden vom 30. Januar bis zum 2. Februar 2022 zwischen 12 und 18 Uhr im Concordia Design Wrocław, Wyspa Słodowa 7, ausgestellt. Der Eintritt ist frei.
Die Elisabethkirche hat den Zweiten Weltkrieg glücklich ohne größere Schäden überstanden, brannte aber mehrere Male nach dem Krieg (1962, 1975 und 1976). Unwiederbringlich ist damals die wertvolle Ausstattung der Kirche ausgebrannt, vor allem die größte und schönste schlesische Barockorgel, ein Werk Michaels Englers. Bis vor kurzem war die Kirche für drei Sachen bekannt: für die größte Epitaphe-Sammlung Niederschlesiens vom Mittelalter bis zum Klassizismus (die Kirche wurde dadurch als Mausoleum der bekanntesten Bürger der Stadt bezeichnet), für ein wunderschönes 15 Meter hohes Sakramentshäuschen aus Sandstein und schöne Glasfenster, die symbolisch die polnische Geschichte darstellen. Ab Januar 2022 kommt die vierte und wichtigste Sache: die Orgel dazu. Die neue Stimme Schlesiens!
Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka