Die Apostelbombe – eine regionale Spezialität aus Chełmsko Śląskie (Schömberg) ausgezeichnet

Der Ort ist für die Häuser der schlesischen Weber aus dem 18. Jh. bekannt

Die Wiederbelebung der kulinarischen Traditionen Niederschlesiens wird immer vieler mit Erfolg belohnt.

Das kleine Dorf Chełmsko Śląskie (Schömberg) in der Nähe von Krzeszów (Grüssau) hat seine Glanzzeit weit hinter sich. Aber es leben hier Menschen, die das alte Erbe schätzen und die Traditionen – auch im Bereich der Kulinarik – weiterpflegen möchten. Zu diesen Menschen gehören Adam und Anna Antas, die in einem alten Weberhaus ein kleines Café führen. Sie haben ein Vorkriegsrezept aus der Ortschaft – die sogenannte „Apostelbombe“ – neu belebt und laden zum Verkosten aus. Der Kuchen wurde vor kurzem mit dem Zertifikat für das beste regionale Produkt des Jahres 2021 ausgezeichnet.

Was ist eine Apostelbombe und woher kommt der Name?

In dem Dorf sind elf originale Holzlaubenhäuser der schlesischen Weber aus dem Jahr 1707 erhalten geblieben. Ursprünglich waren es zwölf – wie zwölf Apostel, aber das zwölfte Haus – „der Judas“ – ist leider abgebrannt. Die Häuser ließen die Zisterzienser aus Grüssau (heute Krzeszów) für die Leinenweber aus Böhmen errichten. Im 18. Jahrhundert setzte die Blütezeit der schlesischen Weberei an.

Heutzutage sind die Weberhäuser nur teilweise bewirtschaftet. In einigen befinden sich Sozialwohnungen (sic!), einige stehen leer und warten auf bessere Zeiten. Zwei Weberhäuser sind für die Besucher zugänglich. In einem befindet sich eine vom örtlichen Verein geführte Weberstube, in der man den Prozess der Stoffherstellung verfolgen und alte Spinnräder, Webstühle und andere mit Weberei in Verbindung stehende Gegenstände bewundern kann. Die Stube beherbergt auch einen Laden mit schönen regionalen Leineprodukten.

In dem anderen Weberhäuschen befindet sich das Café und Souvenirlädchen „Leinehütte bei dem Apostel“, die von der Ehe Antas betrieben wird. Hier kann man viel Wissenswertes über den Ort Chełmsko Śląskie (früher Schömberg) erfahren, sich alte Postkarten von der Ortschaft anschauen, eine Tasse Kaffee trinken, Souvenirs kaufen und natürlich die „Apostelbombe“, also einen würzigen Lebkuchen mit Schlagsahne und Pflaumenkonfitüre probieren. Die Form des Lebkuchens ist nicht zufällig: wenn man ihn in Stücke schneidet, erinnert er an das alte Apostelhaus.

„Kommst Du nach Osten, kommst Du nach Westen, in Schömberg sind die Würstchen am besten“ – steht auf der alten Postkarte.

Es ist zur Zeit die einzige „Vorkriegsspezialität“ aus Schömberg. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Ortschaft noch für ihre Würstchen bekannt: „Kommst Du nach Osten, kommst Du nach Westen, in Schömberg sind die Würstchen am besten“ – steht auf den alten Postkarten. Die Wurst wurde auf Tannenzapfen geräuchert und hatte einen ganz spezifischen Geschmack. Die Würstchen harren noch ihrer Wiederentdeckung.

Filmkulisse

Der Ort Chełmsko Śląskie liegt sehr malerisch und hat einen kleinen schönen Marktplatz. Das haben auch die Film- und Theaterregisseure bemerkt und gewürdigt. Im Jahre 2001 wurde hier z. B. „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt für das polnische Fernsehen gedreht. Der Regisseur Waldemar Krzystek beschloss, das Stück an natürlichen Schauplätzen zu drehen. Es passte ausgezeichnet. Eine große Gruppe von Einwohnern des Dorfes war an der Produktion beteiligt. Ein anderes schönes Projekt, an dem vor allem die Dorfeinwohner teilnahmen und in dem man die alte Bausubstanz des Ortes sehen kann, war die Adaptation des Dramas von Gerhart Hauptmann „Die Weber“, in der man die Ereignisse des Weberaufstandes aus dem Jahre 1844 darstellte. Der Film wurde im Rahmen des Programms „EtnoPolska 2020“ durchgeführt und hatte zum Ziel, das alte Erbe von dem Vergessen zu bewahren: https://www.youtube.com/watch?v=30dVvvHP7fg.

Wenn man hier zu Besuch kommt, lohnt es sich, eine kleine Wanderung bis zur Anna-Kapelle zu machen. Wer etwas mehr Zeit hat, kann den Strittberg (Streit-Berg, heute Róg) mit seinen 715 Meter ü. d. M. besteigen. Die Erhebung gehört zum Heuscheuergebirge und ist ganz bequem zu Fuß zu erreichen.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka