Online-Museum zu Themen der oberschlesischen Geschichte gestartet

Das Projekt des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gefördert

Das Museum bietet aktuell zwei Ausstellungen. 

Im vergangenen Jahr hat sich das Team des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit die Mühe gemacht, einen virtuellen Raum mit dem einfachen Namen „Online-Museum“ zu erstellen. Das HDPZ, das sich mit dem Erbe der deutschen Minderheit, aber auch anderer nationaler, ethnischer und religiöser Minderheiten im Grenzgebiet befasst, präsentiert in diesem innovativen Projekt die faszinierenden Geschichten der Menschen im Grenzgebiet, die in einen breiteren historischen Kontext eingebettet sind.

Link zum Museum: www.muzeum.haus.pl

„Wir wollen wertvolle Erinnerungsstücke an Menschen aus diesen Gebieten zeigen, die bisher in irgendeiner alten Kiste auf dem sprichwörtlichen Dachboden verschlossen waren, wo jahrelang niemand nachgesehen hat“, erklärt Lucjan Dzumla, Direktor des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. „Wir bringen diese Erinnerungsstücke ans Licht und zeigen sie allen Interessierten. Und das im Internet, also ohne Einschränkungen. Für das Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit ist dies die nächste Stufe der Popularisierungsaktivitäten, dank derer wir ein größeres Publikum erreichen und ihm interessante Inhalte in einer anderen Form als in traditionellen Ausstellungen vermitteln können. Unser Museum ist in der Tat eine neue kulturelle Einrichtung, die die Geschichte der Deutschen und Polen in Oberschlesien und darüber hinaus zeigt.“

Das Online-Museum besteht aus digitalisierten ikonografischen Dokumenten und kuratorischen Begleittexten, Audio- und Videoaufnahmen, die bestimmte Themen erläutern und die Geschichte und Kultur der deutschen Minderheit sowie die Geschichte anderer nationaler und ethnischer Minderheiten näher bringen. Das Online-Museum ist auch ein Ort, an dem über Geschichte diskutiert und über ihre Interpretation gestritten wird. Schließlich ist es eine Karte des gemeinsamen polnisch-deutschen Erbes in den Grenzgebieten: Nieder- und Oberschlesien, Großpolen, Masuren, Pommern.

Geschichtenerzähler

„Im Online-Museum des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit können Sie bekannte Familien- und Nachbarschaftsgeschichten lesen und hören, die die verworrenen und interessanten, manchmal auch traurigen Schicksale der Menschen im Grenzgebiet illustrieren. Die Materialien zwingen nicht zu einer verbindlichen Interpretation des vorgestellten historischen Phänomens oder Ereignisses, sondern zeigen es aus möglichst vielen Perspektiven und überlassen die Bewertung dem Leser“, erklärt Katarzyna Opielka, Koordinatorin des Projekts „Online-Museum“. „Wir wollen die Diskussion und den sachlichen Streit über ihre Auslegung fördern. Diese wertvollen Erinnerungsstücke, die auf Dachböden vergraben sind oder erst noch entdeckt werden müssen, sind einfach wunderbare Geschichtenerzähler – sie helfen uns, das Herz der ethnischen, nationalen oder religiösen Minderheiten in unserer Region und damit auch uns selbst zu verstehen“, fügt Opielka hinzu. 

Grenzgänger und ihre Erfahrungen

Sie können bereits zwei Ausstellungen im virtuellen Raum unter dem Link www.muzeum.haus.pl besuchen – die erste mit dem Titel „Großvater aus der Wehrmacht. In der Erinnerung aufgezeichnete Erfahrungen“ von Magdalena Lapshin, Marcin Jarząbek, Karolina Żłobecka. Die Ausstellung zeigt Kriegsgeschichten von Männern aus Oberschlesien, der Kaschubei, Masuren oder dem Ermland, die vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zur Republik Polen gehörten. Diese Menschen wurden in die deutsche Armee (Wehrmacht) eingezogen – weitgehend gegen ihren Willen und unabhängig davon, ob sie sich mit der deutschen oder polnischen Nation identifizierten oder eine eigene regionale Identität entwickelten. Dies sind Geschichten, die unsere Gesprächspartner manchmal jahrelang zögerten zu erwähnen, selbst in Familienkreisen. Die Ausstellung zeigt auch ihre Vor- und Nachkriegsschicksale, die sie selbst in Audio- und Videoaufnahmen erzählen. Mit der Ausstellung wollen die Kuratoren die historischen Erfahrungen ihrer und der Generation unserer Großeltern aufzeichnen. Zu versuchen, sie zu erklären und zu verstehen, um unkomplizierte Geschichten zu vermitteln, wie sie für uns sind, die wir das Glück haben, in einem ganz anderen Europa zu leben. Die zweite, ebenso interessante Ausstellung mit dem Titel „Grenzgänger. Erzählte Zeiten, Menschen, Orte“, kuratiert von Dawid Smolorz. „Stellen Sie sich vor, wenn es in den 1920er und 1930er Jahren das Internet gegeben hätte, wären die Fotos aus Oberschlesien wahrscheinlich ein Hit im Netz gewesen. Damals gab es wahrscheinlich keinen anderen Ort auf der Welt, an dem man die Grenze mit der Straßenbahn oder unterirdisch überqueren konnte oder an dem sich Grenzübergänge an den Toren von Industriebetrieben befanden“, erklärt Smolorz, und Beispiele für die Orte, an denen damals in Oberschlesien Grenzübergänge bestanden, können im „Online-Museum“ entdeckt werden. Oberschlesien, das zwischen den beiden Weltkriegen in einen deutschen und einen polnischen Teil geteilt wurde, verdankt diese Anziehungskraft der 1922 gezogenen Grenze, die den jahrhundertelang geeinten Organismus zerschnitt. 

Wenn es also keine Abkehr von den neuen Technologien gibt, sollten wir sie nutzen, um das Wissen zu vertiefen, das Bewusstsein zu wecken und kreative Räume zu schaffen, um die Vorstellungskraft und Offenheit gegenüber anderen Kulturen, Religionen, Weltanschauungen und Sprachen zu stärken.  

Schauen Sie sich die neuen virtuellen Räumlichkeiten, in denen die Identität der Leitgedanke ist: www.muzeum.haus.pl

Das Projekt wird durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) gefördert.

Text: Kulturreferat für Oberschlesien