Untypische Sehenswürdigkeit im Teschener Schlesien
Die rekonstruierte frühmittelalterliche Wallburg ist ein Objekt, das in Oberschlesien seinesgleichen sucht.
Direkt vor den Toren der Stadt Tschechisch-Teschen/Český Těšín befindet sich eine rekonstruierte frühmittelalterliche Wallburg – ein Objekt, das in Oberschlesien seinesgleichen sucht.
Der Archeopark „Podobora“ – auf einer Anhöhe über dem Olsa-Tal gelegen – wurde 2006 eröffnet und gilt seitdem als wichtiger Punkt auf der touristischen Karte Tschechisch-Schlesiens. Sein Standort ist keineswegs zufällig, denn vermutlich existierte dort bereits im 7. Jahrhundert eine Wallburg des slawischen Stammes der Golensizen. Über mehrere Jahrhunderte hinweg gehörte sie zu den wichtigsten Siedlungszentren und Festungen des Stammes. Die Ursachen des Untergangs von „Alt Teschen“, wie man den Ort später benannte, waren unterschiedlicher Natur. Im 9. Jahrhundert wurde die Burg durch das Heer des Großmährischen Reiches verwüstet. Anderen Quellen zufolge trugen die Kämpfe zwischen den Mähren und den Wislanen dazu bei, dass Alt Teschen seine Bedeutung als Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum verlor und letzten Endes der Konkurrenz vonseiten einer nur sechs Kilometer südlich gegründeten neuen Burg nicht standhalten konnte. Aus dieser neuen Anlage, die weitaus günstiger auf einem steilen Berg über der Olsa lag, entwickelte sich bald Teschen/Cieszyn, eine der ältesten und bedeutendsten Städte Schlesiens. Im frühen 11. Jahrhundert verließen die letzten Bewohner die Wallburg, um sich in der Nähe des jüngeren Macht- und Wirtschaftszentrums niederzulassen.
Die ersten archäologischen Ausgrabungen wurden am Standort der frühmittelalterlichen Burgstätte bereits vor dem Ersten Weltkrieg durchgeführt, als die Gegend innerhalb der Grenzen der Habsburgermonarchie lag. Fortgesetzt wurden sie auch in der Zwischenkriegszeit, doch erst in den späten 1970er Jahren wurden systematische und professionelle Arbeiten aufgenommen. In deren Rahmen konnten zahlreiche Artefakte gefunden werden, u. a. Armbänder, eiserne Handschellen, Münzen, Menschen- und Tierknochen, Schmuck sowie landwirtschaftliches Werkzeug. Die Ausgrabungen bewiesen zudem, dass sich bereits 1.200 Jahre vor der Gründung der Wallburg auf derselben Stelle eine Siedlung der Hallstattkultur befand.
Der Archeopark, auf dessen Gelände weiterhin in regelmäßigen Abständen Ausgrabungen stattfinden, ist als eine Art Freizeitpark konzipiert. Auf ihre Kosten kommen hier sowohl Freunde frühmittelalterlicher Kulturen, als auch Besucher, die mit dieser Thematik bisher nicht in Berührung kamen. Innerhalb der rekonstruierten Wallburg befinden sich nachgemachte Wohngebäude aus Holz und ein Ofen für die Eisenproduktion. Ein Element des Besichtigungsprogramms ist ferner die interaktive Ausstellung im Eingangsgebäude. In der Saison werden im Archeopark thematische Veranstaltungen für Touristen angeboten.
Text: Dawid Smolorz
Internetpräsenz des Archeaoparks „Podobora“ (Englisch, Polnisch, Tschechisch): www.archeoparkchotebuz.cz