Neue touristische Attraktion in Sobótka (Zobten)

Wie sah Zobten im 18. Jahrhundert aus?

Anhand der Graphiken von Friedrich Bernhard Werner wurde ein Modell der Stadt aus Keramik vorbereitet.

Wie sah die Stadt Zobten im 18. Jahrhundert aus? Bald wird man sich das besser vorstellen können – und die Stadt, die heute Sobótka heißt, bekommt eine neue touristische Attraktion.

Am 4. Juli 1730 gab es in Zobten, einer kleinen Stadt am Fuße des Zobtenberges, einen großen Brand. Die Mehrheit der hölzernen Bebauung, das Rathaus mit allen Dokumenten und Archivalien, die romanische Jakobskirche – alles ist ganz oder teilweise dem großen Brand zum Opfer gefallen. Es ist gelungen, die Stadt wiederaufzubauen und in dieser Form wurde sie von Friedrich Bernhard Werner verewigt. Ab 1735 wurden in Nürnberg 11 Kupferstiche mit 84 Ansichten von Schlesien unter dem gemeinsamen Titel „Scenographia Urbium Silesiae“ veröffentlicht. Und darunter befindet sich auch die Stadt Zobten. Bald wird es in Form eines Keramikmodells mitten auf dem Ring präsentiert. Es ist eine tolle zierliche Handarbeit des regionalen Künstlers Grzegorz Krupa. Das Modell entstand im Rahmen eines Projekts auf Initiative von Michał Hajdukiewicz aus dem regionalen Verein “Ślężanie”. 

Das Keramikmodell von Zobten wurde anhand der Graphiken von F. B. Werner vorbereitet

Natürlich kann man das Modell mit Werners Grafiken nicht eins zu eins vergleichen. Werner war ein sehr guter Zeichner, aber er hatte auch viel „phantasiert“. Manchmal, als ihm an einer Stelle zu viel Platz geblieben ist, wiederholte er einige Elemente (so kann man z. B. auf dem Plan von Zobten zwei Mal das Pfarrhaus finden) oder musste einige Sachen verschieben, um alle Elemente berücksichtigen zu können. Aber eine andere Quelle gibt es nicht. Das Modell, das anhand von drei Graphiken vorbereitet wurde, macht es möglich, sich ein bisschen die Stadt aus dem 18. Jahrhundert vorzustellen. Dank dem Modell kann man Objekte sehen, die es heute nicht mehr vertreten sind, z.B. das Henkerhaus oder den Pranger.

Bei der Arbeit musste der Künstler Grzegorz Krupa die ungerade Lage der Stadt berücksichtigen. Die in Teilen aus dem Lehm gemachte Unterlage wurde mit Folie abgesichert, damit sie nicht zu schnell austrocknete. In dieser Zeit wurden einzelne Häuser, Kirchen, Stadttore und andere Gebäude geformt. Manchmal mussten einige Elemente verkleinert werden, so dass sie der Graphik von Werner möglichst treu entsprechen. Die ganze Arbeit dauerte zwei Monate. „Ich habe die Stadt neu entdeckt. Mir schien, ich kannte meine Stadt gut. Aber um das Modell möglichst treu zu machen, musste ich Vieles an Ort und Stelle nachprüfen und vergleichen. Obwohl sich viel verändert hat, stehen die heutigen Gebäude an der Stelle der alten. Die Luftaufnahmen und alte Postkarten waren mir auch behilflich“ – sagte der Künstler, der seit 2008 in Sobótka wohnt und wirkt.

Das Modell wurde zwei Mal in einem Keramikofen ausgebrannt. Zuerst zum Biskuit, dann wurde es mit Emaille bedeckt (mit einer ganz dünnen Schicht, damit die kleinen Elemente und Details nicht zugedeckt werden). Und danach noch einmal – diesmal viel länger in der Temperatur von 1230 Grad ausgebrannt. „Die Arbeit mit Keramik hat mich gelernt, geduldig zu sein: je länger der Prozess dauert, desto besser ist es für das Werk. Bei dem schnellen Ausbrennen konnte die ganze mühselige Arbeit zugrunde gehen“ – sagte der Künstler. „Und da alles mit der Hand ohne irgendwelche Formen hergestellt wurde, wäre es schwierig, die einzelnen Elemente neu zu machen“.

Das Modell ist wasserfest. Der Künstler machte schon früher viel Erfahrung, wenn es um Werke geht, die im öffentlichen Raum stehen. Er ist sicher, dass nur die mechanischen Beschädigungen dem Modell bedrohen können. Aber trotzdem ist das Risiko groß. Das Modell sieht wirklich wie eine Pfefferkuchenstadt aus und man muss sich einfach hemmen, es nicht anzufassen! Daher wird noch intensiv an eine Sicherung des Modells gedacht.

Das Modell wird Mitte März 2022 auf dem Ring in Sobótka aufgestellt und zu einer neuen touristischen Attraktion werden. Es wird auch als städtische Zeitkapsel dienen, in die zeitgenössisches Material eingeschlossen wird. Der Sockel wird von dem herkömmlichen Stein – Serpentinit aus dem Steinbruch Nasławice (Naselwitz) vorbereitet. In demselben Stein wurde schon der Bär – ein Symbol des Zobtenberges – fertiggestellt. In dem nahgelegten Zobtenmuseum, das in diesem Jahr das 60. Jubiläum seines Bestehens feiert, wird eine Ausstellung vorbereitet, die Münzen aus dem 18. Jahrhundert präsentieren wird.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka