Schenkung für das Schlesische Museum zu Görlitz

Sieben Postkarten aus dem Riesengebirge sind Andenken an eine Winterreise 1913

Das Hauptmotiv – die Prinz-Heinrich-Baude – existiert heute nicht mehr.

Die Postkarten-Sammlung des Schlesischen Museums zu Görlitz hat sich im März 2022 um sieben Ansichtskarten aus dem Riesengebirge vergrößert. Das vorherrschende Motiv ist dabei die Prinz-Heinrich-Baude. Fünf Postkarten tragen auch den Bauden-Stempel der Prinz-Heinrich-Baude, eine den Stempel der Neuen Schlesischen Baude, eine ist mit einer Briefmarke versehen, aber keine einzige Postkarte wurde versendet – bis jetzt, und zwar von der Insel Fehmarn nach Görlitz. Wir bedanken uns bei Frau Hilke Meckeprang, dessen Onkel die Postkarten als Erinnerung an seine Winterreise ins Riesengebirge im Januar 1913 kaufte, dass sie beim Aufräumen der Familienandenken an uns gedacht hat. Wir sind froh drüber und empfehlen uns weiterhin als die Adresse für Nachlässe mit Schlesien-Bezug.

Die Postkarten stammen von unterschiedlichen Verlagen, u.a.: Verlag Max Leipelt aus Warmbrunn (heute Cieplice Śląskie Zdrój), Verlag Männich & Höckendorf aus Schreiberhau (Szklarska Poręba), Verlag Winter-Verkehrs-Verein aus Krummhübel (Karpacz), Verlag Verlag von Hermann Richter aus Zittau ode Kunstverlag Franz Pietschmann aus Görlitz. Mit 1907 und 1910 gibt es auf zwei Postkarten ein Erscheinungsjahr.

Das vorherrschende Motiv bei den Postkarten ist die Prinz-Heinrich-Baude. Sie wurde 1887-89 in exponierter Lage oberhalb des Großen Teichs im Riesengebirge in der Höhe von 1420 Meter erbaut. 1946 ist sie in ungeklärten Umständen abgebrannt. Ursprünglich sollte sie nach dem naheliegenden Mittagstein benannt werden, jedoch nach dem Besuch von Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen, dem jüngeren Bruder des Kaisers Wilhelm II. im Mai 1888 auf der Baustelle, hat man sich für diesen Namen entschieden.

Abgesehen von der kleinen Herberge auf der Schneekoppe, war sie die erste touristische Baude im Riesengebirge in diesen Höhen. Die Bergwanderer übernachteten damals in Bauernhäusern in Ortschaften am Rande des Gebirges oder – unter sehr einfachen Bedingungen – in den Bergbauden.

Die Prinz-Heinrich-Baude bot nicht nur außergewöhnliche Aussichten, sie war insgesamt eine außergewöhnliche Baude. Als gehobenes Berghotel mit 70 Betten in 30 Zimmern richtete sie sich an wohlhabende und anspruchsvolle Touristen. Dazu gehörte, dass sie mit dem damals modernsten Stand der Technik ausgestattet wurde und über Hochquellwasserleitung, Bäder, Zentralheizung, Telefon und Acetylengaslicht verfügte.

Prinz-Heinrich-Baude im Winter. 1420 m ü. d. Meere. Bild von Carl Ernst Morgenstern. Eigentum und Verlag von Gustav Elsner, Prinz-Heinrich-Baude. Förster & Borries, Zwickau.

Über den Lebensalltag in den einfachen Bergbauden geben Reiseberichte Auskunft, die in zwei Bänden der Anthologie „Wanderer im Riesen-Gebirge“ (Bd. 1: 2020, Bd. 2: 2022) veröffentlicht wurden.

Text: Agnieszka Bormann
Bilder: ©Schlesisches Museum zu Görlitz