Die „Schlesische Sixtina“ aufgenommen in die Gruppe besonders wertvoller Baudenkmäler und historischer Stätten Polens
Die gotischen Fresken aus dem 14.-15. Jh. erstrecken sich auf einer Fläche von ca. 1.000 Quadratmeter.
Die St. Jakob-Kirche in Małujowice (Mollwitz) bei Brzeg (Brieg) wird oft als die „Schlesische Sixtina“ bezeichnet. Ihren Beinamen verdankt das Gotteshaus den spätmittelterlichen Wandmalereien, die ihr Innenraum birgt. Auf einer Fläche von insgesamt ca. 1.000 m2 befinden sich beeindruckende bildliche Darstellungen, die thematisch an das Alte und das Neue Testament anknüpfen. Die gotischen Fresken, die aufgrund ihrer Funktion manchmal auch als Biblia pauperum – Armenbibel – bezeichnet werden, entstanden in drei Phasen zwischen Mitte des 14. und Ende des 15. Jahrhunderts.
Untypisch und äußerst interessant ist außerdem die auf das Jahr 1500 datierte Decke mit ihren 640 bunt bemalten Holzbrettern. Über mehrere Jahrhunderte blieb das Werk schlesischer und böhmischer Maler vor den Augen der Gläubigen verborgen. Als im Zuge der Reformation das lutherische Bekenntnis im Brieger Land die Oberhand gewann, wurden die Wandmalereien verputzt. In Vergessenheit geraten wurden sie erst in den 1860er Jahren wiederentdeckt und freigemacht. Zwischen 2010 und 2012 wurden sie zum wiederholten Male gründlich restauriert.
Was ist ein Geschichtsdenkmal?
Mit dem Titel „Geschichtsdenkmal“ wurden bisher 123 Bauwerke und Stätten in Polen ausgezeichnet. Zwölf von ihnen befinden sich in der Woiwodschaft Niederschlesien, je sieben in den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien. Die Eintragung auf die seit 1994 durch die Kanzlei des Staatspräsidenten geführte Liste bedeutet zwar Prestige und Werbung, ist aber mit keiner finanziellen Förderung verbunden. Der erste von zwei Anträgen auf die Verleihung des Status´ eines Geschichtsdenkmal für die Mollwitzer St.-Jakob-Kirche wurde bereits 2010 gestellt. Die aktuelle Liste aller Geschichtsdenkmäler mit Bildern und Objektbeschreibung in polnischer Sprache ist unter folgendem Link zu finden.
Außer dem wertvollen Gotteshaus wird der Name Mollwitz auch mit einem für die Geschichte Preußens bedeutenden Ereignis in Verbindung gebracht. Am 10. April 1741 besiegte nämlich in der Nähe dieses Ortes das preußische Heer unter Friedrich dem Großen in einer der wichtigsten Schlachten der Schlesischen Kriege die österreichische Armee. Mehr unter Die Schlacht bei Mollwitz (silesia-news.de).
Text: Dawid Smolorz