Eine Reise in das Zeitalter des Dampfs

Die Ignacy-Grube in Rybnik

Das Industriedenkmal verdankt sein neues Leben einer Gruppe von Liebhabern der Industriekultur und der wohlwollenden Einstellung der lokalen Verwaltung.

Viele historische Bergwerke in Oberschlesien hatten nicht so viel Glück wie die ehemalige Hoymgrube. Ihr neues Leben, wenn auch mit anderen Funktionen, verdankt sie dem großen Engagement einer Gruppe von Liebhabern der Industriekultur und der wohlwollenden Einstellung der lokalen Verwaltung. In den vergangenen 30 Jahren verschwanden aus der oberschlesischen Landschaft mehrere Dutzend Schachtanlagen. 

Dass die Umstrukturierung viele von ihnen „das Leben“ kosten würde, war wohl allen klar. Dennoch trauern heute nicht nur passionierte Freunde der Industriearchitektur einigen von ihnen nach, etwa der schlichten, aber äußerst eleganten Zeche „Szombierki“ in Beuthen (Bytom), einst als Hohenzollerngrube bekannt. Von dieser beeindruckenden Anlage überdauerten bis in unsere Zeit nur wenige triste Relikte. Die „Ignacy-Hoym-Grube“ in Rybnik-Niewiadom, wie man sie manchmal nennt, um den polnischen und deutschen Namen gleichzeitig zu verwenden, steht seit 2005 unter Denkmalschutz. Doch die Bemühungen um die Verwandlung des historischen Betriebs in ein Museum begannen bereits 1999. Damals wusste man schon, dass die Förderung bald eingestellt werden würde und wollte die Objekte um jeden Preis vor einem Abriss retten. Dabei ging es nicht nur um die Erhaltung der baulichen Substanz. Nicht weniger wichtig waren die wertvollen Elemente der Ausstattung.

Die Bemühungen wurden von Erfolg gekrönt. Denn am Ende ist aus dem ehemaligen industriellen Ensemble viel mehr als ein gewöhnliches Museum geworden. Die Einrichtung erfüllt zwar auch diese Funktion, versteht sich aber zugleich als Zentrum der Wissenschaft, wo man aktiv lernen kann, indem man zum Beispiel selbstständig Experimente durchführt. Der Stolz des historischen Bergwerkes sind seine zwei Dampfmaschinen. Eine von ihnen ist trotz ihres hohen Alters von 100 Jahren funktionsfähig und bildet das Herz des „wiedergeborenen“ Bergwerks. Sie ist auch der Grund, weshalb der Dampf den thematischen Schwerpunkt der Ausstellung darstellt. Diese schildert aus der lokalen Rybniker Perspektive die Bedeutung des Dampfs für die industrielle Revolution und zeigt dessen Anwendungsmöglichkeiten im heutigen Leben.

Eine der historischen Dampfmaschinen. Quelle: Olerys, Wikimedia Commons.
Ehemaliger Wasserturm, heute Aussichtsturm. Quelle: Witanowski, Wikimedia Commons.

Die 1792 in Betrieb genommene Grube „Ignacy“, ursprünglich Hoymgrube, war die älteste im Rybniker Land. Heute ist sie ein Standort der Route der Technikdenkmäler der Woiwodschaft Schlesien. Als eines von zehn ehemaligen Industrieobjekten in Polen ist das historische Bergwerk auch Mitglied des Netzwerkes ERIH, der Europäischen Route der Industriekultur. 2004 erhielt die Grube „Ignacy“ den Titel des besten touristischen Produkts der Woiwodschaft Schlesien.

Text: Dawid Smolorz