Moritz Brosig – ein Komponist und Organist aus dem Neisser Land

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte er stark die Kirchenmusik und das Kirchenrepertoire

Seit über 20 Jahren wird mit dem Moritz-Brosig-Festival der Orgel- und Kammermusik in Paczków (Patschkau) an ihn erinnert.

Moritz Brosig (1815-1887) kam in dem von Kriegen geprägten Jahr 1815 zur Welt. Seinen Heimatort Fuchswinkel (Lisie Kąty) bei Patschkau (Paczków) verließ er früh, da die Familie nach dem Tod des Vaters nach Breslau (Wrocław) zog. Den Traum, als Lehrer zu arbeiten, konnte er wegen der schwächelnden Gesundheit nicht verwirklichen. Die Entscheidung, Kirchenmusiker zu werden, war daher eine Art Notlösung, die sich allerdings als Glücksfall erwies. Die schlesische Metropole war ja damals ein wichtiges Zentrum des kulturellen und damit auch des Musiklebens. Weit über die Grenzen der Region hinaus war die sog. „Breslauer Schule“ bekannt – eine regionale Kompositionstradition, die im 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die katholische Kirchenmusik beeinflusste. Brosig wurde Schüler Franz Wolfs, des Domorganisten und Direktors im Institut für Kirchenmusik. Zunächst war der spätere Komponist als Organist in der Breslauer St. Adalbert-Kirche tätig, nach dem Tod seines Lehrers trat er 1843 dessen Nachfolge in dem wichtigsten Gotteshaus des Bistums Breslau an.

Moritz Brosig. Quelle: Peter Schlösser, Wikimedia Commons.

1868 gehörte Moritz Brosig zu den Mitbegründern der schlesischen Sektion des Cäcilien-Vereins, der sich gegen profane Musik in der Kirche aussprach. Doch schon kurze Zeit später änderte er seine Ansichten und vertrat fortan weniger radikale Positionen. Der Breslauer Domorganist war Musiktheoretiker und fruchtbarer Komponist. Er schrieb u. a. Messen sowie Orgel- und Klavierkompositionen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten die Werke Brosigs, der mittlerweile den Posten des Dozenten am Institut für Kirchenmusik der Universität Breslau übernahm und als einer der führenden Vertreter der Breslauer Schule galt, zum festen Repertoire in vielen Kirchen Mitteleuropas.

Der Breslauer Dom, in dem Moritz Brosig als Organist tätig war. Quelle: JM7681, Wikimedia Commons.

Nach 1945 geriet der Name Moritz Brosigs in Schlesien in Vergessenheit, da sein Werk eindeutig mit der deutschen Vergangenheit der Region in Verbindung gebracht wurde. Heute erinnert vor allem die Verwaltung von Paczków (Patschkau) mit Stolz an den Komponisten aus dem nahen Fuchswinkel. Seit 2002 veranstaltet die Stadt jährlich das Moritz-Brosig-Festival der Orgel- und Kammermusik, an dem Ensembles und Sänger aus Polen und dem Ausland teilnehmen. Seit Jahren ist es Tradition, dass das erste Konzert des Festivals in der kleinen Kirche von Fuchswinkel stattfindet, der früheren Kapelle des ehemaligen Rittergutes Fuchswinkel, auf dem der Komponist zur Welt kam.

Text: Dawid Smolorz