Johannes Maximilian Avenarius zum Entdecken

Neue Herausforderungen für das Jahr 2024 und eine Ausstellung zum 70. Todestag des Künstlers

Das städtische Museum Gerhart-Hauptmann-Haus in Jagniątków arbeitet eine interessante Schenkung aus Deutschland auf.

Im Jahre 1922 hat der expressionistische Maler, Grafiker, Illustrator und Dichter – Johannes Maximilian Avenarius – einen ungewöhnlichen Auftrag bekommen: er sollte eine große Eingangshalle in der Gerhart Hauptmanns Villa „Wiesenstein“ ausmalen. Es war ein besonderes Geschenk zum 60. Geburtstag des schlesischen Nobelpreisträgers, das der schlesische Fabrikant und Kunstmäzen Max Pinkus für den Schriftsteller bezahlt hat. Die Idee, die Halle auszumalen, stammte von Gerhart Hauptmann. Er wusste nämlich, dass sich Avenarius in einer finanziellen Not befindet. Der Auftrag sollte ihm helfen, auf die Beine zu kommen und zugleich etwas Neues und Kreatives zu schaffen. Und es ist gelungen: die Paradieshalle, wie man die Eingangshalle nennt, bildet bis heute den größten Anziehungspunkt des Gerhart-Hauptmann-Hauses. Auch für Avenarius war die Arbeit von Bedeutung: nach der Ausmalung des „schlesisches Paradies“ wurde er bekannt und erhielt weitere Aufträge in Göteborg, Berlin und Wien.

Zum 100. Jubiläum der Ausmalung der Paradieshalle wurde von dem städtischen Museum Gerhart-Hauptmann-Haus in Agnetendorf (Jagniątkow), einem Teil der Stadt Hirschberg (Jelenia Góra) eine spezielle Theateraufführung vorbereitet, derer Grundlage die 1936 verfassten Erinnerungen von Avenarius an seine damalige Arbeit bildeten. Der Künstler dokumentierte den ganzen Arbeitsprozess in Bild (Fotographien) und Wort (Erinnerungen). Die Originale befinden sich größtenteils im Schlesischen Museum zu Görlitz.

Bis heute haben an den Aufführungen des Monodramas „Die Insel oder der Paradiessaal nach Avenarius“, das natürlich in der Eingangshalle des Museums in Agnetendorf gespielt wurde, über 1100 Zuschauer teilgenommen. Der damalige Direktor des Museums, Janusz Skowroński, entschloss sich, zu einer Aufführung Vertreter des Müggelheimer Heimatvereins aus Berlin-Müggelheim einzuladen (dort wohnte Avenarius von 1946 bis 1954), um neue Kontakte anzuknüpfen. Obwohl das Stück auf Polnisch aufgeführt wurde, hat es den deutschen Gästen sehr gut gefallen. Es entstand die Idee, eine engere Zusammenarbeit herzustellen und einige Sachen von Avenarius dem Museum zu verschenken, um die Sammlungen des Städtischen Museums „Gerhart-Hauptmann-Haus“ zum Thema Avenarius zu vervollständigen.

Und so begab sich Direktor Skowronski nach Berlin-Müggelheim, wo er sich mit einigen Leihgeberinnen, u. a. Frau Dr. Kischkewitz und Frau Pauler getroffen hat. Unter den wertvollsten Sachen, die dem Museum geschenkt wurden, befinden sich Zeichnungen von Avanarius und seiner Frau Anna Maria (genannt Anita), Erinnerungen an seine Kindheit in Greiffenberg (heute Gryfów Śląski – Geburtsort von Avenarius) mit dem Titel „Meine Kindheit in Greiffenberg in Schlesien“, zwei Grafiken mit Porträts von Gerhart Hauptmann, die für den Sohn Eckhard bestimmt wurden und eine Grafik von Erich Fuchs. Eine besondere Gabe bildet ein Bericht von der Beerdigung auf dem Nikolaifriedhof in Görlitz, der von einem Zeitzeugen, dem Totengräber, geschrieben wurde (die Urne wurde aus Müggelheim nach Görlitz gebracht und hier beigesetzt). Unter den Dokumenten, die jetzt auf die Bearbeitung warten, befinden sich auch zahlreiche Gedichte, Grafiken, die persönlich von Avenarius unterschrieben wurden, seine Notizen und Ergänzungen.

Zur Zeit analysiert und wertet das Museum die Schenkung aus und bereitet für das Jahr 2024 eine thematische Ausstellung vor. Vielleicht gelingt es auch, die Erinnerungen aus Greiffenberg (Gryfów Śląski), wo Avenarius seine Kindheit verbrachte, zu übersetzen und in der Druckform herauszugeben. Es wäre für die Einwohner des Städtchens am Queis eine interessante und wertvolle Sache. Professor Johannes Maximilian Avenarius verstarb am 21. August 1954 in Müggelheim. In diesem Jahr begehen wir seinen 70. Todestag.

Text und Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka