Jurassic Park Oberschlesien

In den letzten Jahrzehnten wurden in der Region mehrmals wertvolle Fossilien gefunden und darauf aufbauend Vermittlungsangebote ins Leben gerufen

Paläontologische Grabungen finden in Oberschlesien immer noch statt.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden in der Region mehrmals fossile Überbleibsel von Tieren aus der Urzeit gefunden. Zuletzt machte das kleine Miedar (Miedary) bei Tarnowitz (Tarnowskie Góry) Schlagzeilen, nachdem dort der weltweit größte Knochen einer prähistorischen Amphibie namens Mastodonsaurus ausgegraben worden war. Dieses Tier, das einigermaßen an das uns bekannte Krokodil erinnert, lebte vor etwa 230 Millionen Jahren auf der Erde.

Grabungsstätte Miedar. Quelle: Polnische Akademie der Wissenschaften PAN.

Im Rahmen der Grabungen in Miedar fanden Mitarbeiter des Instituts für Paläontologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau (Warszawa) und Studenten der Universität Warschau Überreste von ca. 500 Fischen, Wasserreptilien und -amphibien. Meist handelt es sich dabei um Wirbel, Rippen, und Zähne, kein seltener Fund waren aber auch versteinerte Exkremente. Langfristig wird angestrebt, die prähistorischen Relikte in Miedar und in Warschau breiterem Publikum zu präsentieren.

Rekonstruiertes Skelett des Lissowitzer Archosauriers in der Fakultät für Biologie der Universität Warschau. Quelle: Panek, Wikimedia Commons.

In den Jahren 2006 und 2007 war ein anderer oberschlesischer Ort aus ähnlichen Gründen in aller Munde. Auf dem Gelände einer alten Ziegelei in der Nähe von Lissowitz (Lisowice) wurden damals Knochen zahlreicher Dinosaurier gefunden, unter anderem eines großen Archosauriers aus der späten Obertrias, der seitdem in der Wissenschaft offiziell als „Smok Wawelski“ bekannt ist. Bei der Grabung in diesem im Kreis Lublinitz (Lubliniec) gelegenen Ort fanden die Archäologen auch fossile Relikte weiterer Reptilien, Fische sowie großer und kleiner Amphibien. Wenige Jahre nach dem sensationellen Fund wurde in Lissowitz ein paläontologisches Museum eröffnet (Webpräsenz in polnischer Sprache: www.muzeumlisowice.pl).

JuraPark in Krascheow. Quelle: Kazimierz Mendlik, Wikimedia Commons.

Die größte paläontologische Grabungsstätte Polens befindet sich aber in Krascheow (Krasiejów) im Kreis Oppeln (Opole). Die seit 1993 dort stattfindenden archäologischen Arbeiten brachten 2001 spektakuläre Ergebnisse. In einer Tongrube östlich des Ortes wurden nämlich mehrere, überwiegend vollständige Skelette einer bisher unbekannten Gattung von mittelgroßen Archosauriern gefunden, die in Anlehnung an die Region unter dem Namen „Silesaurus Opolensis“ beschrieben wurde.

Ausstellungspavillon im Krascheower JuraPark. Quelle: Robert Niedźwiedzki, Wikimedia Commons.

Im Jahr 2010 wurde auf dem Areal der Tongrube der „JuraPark Krasiejów“ eröffnet, welcher die Funktion eines paläontologischen Museums und eines Freizeitparks verbindet (Webpräsenz in polnischer Sprache: www.juraparkkrasiejow.pl). Krascheow gilt seitdem als eine weit über die Grenzen Oberschlesiens hinaus bekannte Sehenswürdigkeit. Auf dem Gelände der ehemaligen Tongrube finden nach wie vor paläontologische Grabungen statt.

Mastodonsaurus (links). Quelle: Wikimedia Commons, aus: Joseph Smit (1836-1929), Creatures of Other Days, 1894.

Text: Dawid Smolorz