Die dramatischen Ereignisse des Jahres 1945 hinterließen Spuren, die bis heute sichtbar bleiben
Kampfhandlungen, Brandstiftungen und spätere Abrissarbeiten veränderten stark das Antlitz vieler Orte in Oberschlesien.
In einigen oberschlesischen Städten hinterließen die dramatischen Ereignisse des Jahres 1945 Spuren, die bis heute sichtbar bleiben. Infolge der Kampfhandlungen, aber auch durch spätere absichtliche Brandschatzungen und Abrissarbeiten, veränderte sich das Antlitz einiger von ihnen stark.
Schon das Schicksal Rosenbergs (Olesno), der ersten Kreisstadt Deutsch-Oberschlesiens, die im Januar 1945 in die Hände der Sowjets fiel, ließ ahnen, welches Szenario sich in anderen größeren Orten der Region wiederholen würde. Durch Brandstiftungen zerstörten die Sowjets das Zentrum einer Stadt, die von der deutschen Wehrmacht nicht verteidigt worden war.
Von der Erdoberfläche verschwand größtenteils auch die Altstadt von Leobschütz (Głubczyce). In der dortigen Gegend fanden allerdings im März 1945 zum Teil schwere Kämpfe zwischen den sowjetischen und den deutschen Truppen statt. Dass der Ring (Marktplatz) der Stadt einst den originellen Grundriss eines Radviertels hatte, kann man heute wegen der kriegsbedingten Baulücken kaum erkennen. Erwähnenswert ist zudem, dass das Leobschützer Rathaus noch bis 2008 eine Ruine war.
Stark verändert hat sich auch das Bild von Neisse (Nysa). In dieser Stadt, die wegen ihrer prächtigen Sakralbauten mit Recht den Beinamen „Schlesisches Rom“ trug, und sich hunderter Baudenkmäler rühmte, sind die Kriegs- und Nachkriegswunden bis heute nicht geheilt. Die gesamte Innenstadt hörte 1945 de facto auf zu existieren und zwar nicht nur infolge von Kampfhandlungen und Brandstiftungen durch die Sowjets, sondern auch wegen planmäßiger Abrissarbeiten, die später von der polnischen Verwaltung durchgeführt wurden. Dutzende Gebäude in der Innenstadt wurden damals als Reservoire für Baumaterialien für die sich aus den Trümmern erhebende polnische Hauptstadt genutzt.
Auch das Zentrum von Ratibor (Racibórz), das so wie Neisse auf seine zahlreichen historischen Bauten stolz war, wurde infolge der deutsch-sowjetischen Kämpfe, aber auch des Siegesrausches der Eroberer Ende März 1945 zu einem großen Teil zerstört. Nach dem Krieg wurde die Altstadt zwar wiederaufgebaut, allerdings in einem Stil, der sich von dem Original unterscheidet.
Ein Fall für sich ist das westlich von Ratibor gelegene Katscher (Kietrz). Im März 1945 stark in Mitleidenschaft gezogen, wurde es nach Kriegsende nur teilweise wiederaufgebaut. Folglich fallen bis heute die vielen Baulücken im Stadtbild auf. Nicht wieder bebaut wurde zum Beispiel der Alte Ring, auf dem jetzt nur die Mariensäule an die lange Geschichte dieses einstigen Hauptplatzes erinnert.
Ein anderes Beispiel ist Sohrau (Żory). Am 24. März 1945 lag die Stadt nach einem sechs Stunden langen sowjetischen Artilleriebeschuss in Schutt und Asche. Dass sie einmal zu 80 Prozent zerstört war, kann man sich heute jedoch nur schwer vorstellen, weil sie in einem universellen Stil wiederaufgebaut wurde, der mit Erfolg historisches Ambiente vermittelt.
Text: Dawid Smolorz