Von „Flieg, Adam, flieg!“ zum Skispringen in Schlesien
Bereits zum zwölften Mal fanden unlängst auf der Schanze im ostschlesischen Weichsel, dem Heimatort des einstigen Skisprung-Meisters, Wettbewerbe des Weltcups statt.
Dass der 25 km von Teschen (Cieszyn) entfernte Winterkurort zum Austragungsort der Veranstaltungen des Internationalen Ski-Verbandes wurde, ist zweifelsohne indirekt auch Adam Małysz zu verdanken. Mit seinen unerwarteten Erfolgen in der Saison 2000/2001 begann in Polen eine wahre „Małyszomania”, wie man die über mehrere Jahre anhaltende Begeisterung für den Sportler aus den Schlesischen Beskiden bezeichnete. In den frühen 2000er Jahren wurde die Parole „Flieg, Adam, flieg!“ beinahe zu einem nationalen Zauberspruch, der vor jedem Turnier von den Medien wiederholt und auf Aufklebern, T-Shirts und anderen Accessoires tausendfach gedruckt wurde. Die Öffentlichkeit interessierte sich für alles, was in irgendeinem Zusammenhang mit dem „Adler aus Weichsel“ stand.
Aus diesem Grund erlebte seine ohnehin bekannte Heimatstadt fortan einen noch größeren Zustrom von Touristen aus dem In- und Ausland. Der an der Quelle des Flusses Weichel gelegene Ort verfügt über sieben große Skigebiete mit ca. 30 Skiliften und 20 km Skipisten. Im Zuge der „Małyszomania” wurde zudem zwischen 2004 und 2008 die fast 80 Jahre alte Schanze im Stadtteil Malinka zu einer großen, modernen Sportarena ausgebaut. Zu den eifrigsten Befürwortern dieses Vorhabens gehörte unter anderem der Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski, der in seiner Amtszeit sehr gerne in der noch vor dem Zweiten Weltkrieg erbauten Residenz der polnischen Staatsoberhäupter in Weichsel weilte.
Obwohl seit dem Ende der „Małyszomania“ mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt verging, bleibt der vierfache Sieger des Skisprung-Weltcups eine Legende des polnischen Sports. Als Direktor im Polnischen Ski-Verband und seit 2022 sein Präsident leistete er auch zu den Erfolgen der jüngeren Generation polnischer Skispringer einen wichtigen Beitrag. Adam Małysz (Jg. 1977) gilt landesweit als bekanntester Einwohner von Weichsel. In seiner Geburtsstadt hat der mehrmalige Olympia-Medaillengewinner nicht nur ein eigenes Museum (Galeria Sportowe Trofea Adama Małysza). Auch trägt die erwähnte Sprungschanze, auf der die Wettbewerbe des Weltcups stattfinden, seinen Namen.
Der Sportler entstammt einer Familie, die seit Generationen im Teschener Schlesien beheimatet ist. Dass es sich bei diesem Teil der Region nach wie vor um ein multikonfessionelles Gebiet handelt, beweist der Fall Adam Małyszs übrigens bestens. Er selbst ist Protestant, seine Frau Katholikin, aber ihr Vater war Lutheraner. Das Paar traute sich während einer ökumenischen Hochzeitsmesse in der evangelischen Peter-Paul-Kirche in Weichsel. Die Tochter des Ehepaares Małysz wurde katholisch getauft und erzogen, vor drei Jahren heiratete sie jedoch einen Protestanten. Wie der einstige Sportstar in einem Gespräch mit dem Radiosender RMF FM verriet, sei es für ihn selbstverständlich, dass in seiner Familie sowohl katholische als auch protestantische Bräuche gepflegt werden.
Nach dem offiziellen Abschluss seiner Karriere im Jahr 2011 nahm Adam Małysz ohne größeren Erfolg an mehreren Rallys teil, unter anderem zweimal an der Rally Dakar. Seit 2016 ist er Funktionär bzw. hoher Vertreter des Polnischen Ski-Verbandes.
Text: Dawid Smolorz