„Nowe Gliwice“ als postindustrielle Chance in Gleiwitz

In den letzten Jahren verschwanden aus der oberschlesischen Landschaft dutzende Industrieanlagen

Der Stadt Gleiwitz gelang es aber mit Erfolg, den wertvollsten Teil eines stillgelegten Bergwerkes umzufunktionieren.

In den vergangenen 30 Jahren verschwanden aus der oberschlesischen Landschaft dutzende Industrieanlagen, für die man nach deren Schließung keine neue Nutzung fand. Der Stadt Gleiwitz (Gliwice) gelang es hingegen mit Erfolg, den wertvollsten Teil eines stillgelegten Bergwerkes umzufunktionieren.

Lohnhalle der ehemaligen Gleiwitz-Grube. Quelle: Stadtverwaltung Gleiwitz, www.gliwice.eu.

Die meisten der in den 1990er und frühen 2000er Jahren geschlossenen Zechen und Hüttenwerke ereilte dasselbe Schicksal. Da sie sich oft in Stadtzentren befanden, schienen ein Abriss und eine Neubebauung eine durchaus logische Option zu sein. So entstanden anstelle von Schachtanlagen und Hochöfen oft Supermärkte und Einkaufszentren, seltener Wohnviertel. Nur relativ wenigen historischen Industrieanlagen wurde ein neues Leben geschenkt. Eines der lobenswerten Beispiele ist das Bergwerk „Gliwice“.

Alter und neuer Teil von „Nowe Gliwice“. Quelle: www.gapr.pl,
Foto: A. Witwicki.
Das historische Kernstück der Gleiwitz-Grube wurde saniert

Die einstige Gleiwitz-Grube wurde 1999 im Rahmen eines groß angelegten Umstrukturierungsprogramms geschlossen. Im Bewusstsein des architektonischen Wertes eines Teiles dieser Anlage übernahm die Stadt das stillgelegte Werk, um es in das Bildungs- und Geschäftszentrum „Nowe Gliwice“ (Neues Gleiwitz) zu verwandeln. Freilich fand man nicht für alle Gebäude eine neue Nutzung. Die meisten von ihnen wurden abgerissen, sorgfältig saniert wurden hingegen das historische Maschinenhaus und die Lohnhalle. Beide Objekte wurden um 1910 von Emil und Georg Zillmann entworfen – den Architekten, denen Oberschlesien auch die mittlerweile weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Arbeitersiedlungen Nikischschacht (Nikiszowiec) und Gieschewald (Giszowiec) verdankt.

Sanierte Gebäude des ehemaligen Bergwerkes. Quelle: Stadtverwaltung Gleiwitz, www.gliwice.eu.
Die neue Nutzung in Neues Gleiwitz

Das Maschinenhaus und die Lohnhalle der Gleiwitz-Grube bekamen 2008 neue Funktionen. Sie beherbergen heute unter anderem ein Schulungs- und Konferenzzentrum, eine Außenstelle des Museums Gleiwitz, die eine Ausstellung zur Geschichte der ehemaligen königlich-preußischen Eisengießerei präsentiert, ein Gründerzentrum und ein Restaurant. Seinerzeit befanden sich in „Nowe Gliwice“ auch eine kommunale Hochschule und das Gleiwitzer Büro des für Oberschlesien vielfach verdienten Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. Auf dem knapp 16 ha großen, am östlichen Rande der Innenstadt gelegenen Gelände, auf dem sich das Bergwerk befand, siedelten sich in den vergangenen Jahren zudem über 20 Unternehmen an, die im Bereich innovativer, sauberer Technologien tätig sind. Wo früher Steinkohle gefördert wurde, werden heute unbemannte Flugzeuge entworfen, Computerspiele und Software entwickelt, Dienstleistungen im Bereich der Automatik und Robotik sowie IT-Beratung angeboten. Das Projekt „Nowe Gliwice“ ist immer noch nicht abgeschlossen. Das Areal, das sich wegen seiner Nähe zur Kreuzung der Autobahnen A4 und A1 verkehrstechnisch durch eine sehr günstige Lage auszeichnet, wird laufend erschlossen und weiteren interessierten Unternehmen zur Verfügung gestellt.

Innenräume eines historischen Gebäudes. Quelle: www.gapr.pl,
Foto: A. Witwicki.

Text: Dawid Smolorz

Andere Beiträge zum Thema postindustrielle Nutzung von Industriebauten: