In Oberschlesien gelten Berun (Bieruń) und Woischnik (Woźniki) als inoffizielle „Hauptstädte der Verliebten“
Hier befinden sich historische Holzkirchen, die dem heiligen Valentin geweiht sind.
Berun (Bieruń) und Woischnik (Woźniki) gelten als inoffizielle „Hauptstädte der Verliebten“ in Oberschlesien. In den beiden im Osten der Region gelegenen Orten befinden sich historische Holzkirchen, die dem heiligen Valentin geweiht sind. Eine lokalübergreifende Bedeutung hat das Gotteshaus in Berun, da es 2015 zum Heiligtum der Diözese Kattowitz (Katowice) erhoben wurde. Jedes Jahr am oder um den 14. Februar, dem Tag des Kirchweihfestes, besuchen Tausende Gläubige aus Oberschlesien und benachbarten Regionen die kleine Kirche, die im Volksmund „Walencinek“ – also Valentinchen – genannt wird. Die Wallfahrten haben eine jahrhundertelange Tradition, doch änderte sich im Laufe der Zeit die Motivation der Pilger. Früher beteten sie vor dem Altar des Heiligen meistens für die Genesung – die eigene oder die der nächsten Angehörigen. Heute wollen viele – vor allem im Zusammenhang mit dem aus dem englischsprachigen Raum „eingewanderten“ Brauch – eine Kirche besuchen, die dem inoffiziellen Schutzpatron der Verliebten geweiht ist. Die Feierlichkeiten in Berun verbinden die historische und die neue Tradition.
Das Gotteshaus entstand in den 1620er Jahren und war zu dem Zeitpunkt die einzige katholische Kirche in Berun und Umgebung. Die zentral gelegene Kirche St. Bartholomäus, die jetzige Pfarrkirche, befand sich damals in der Hand der Protestanten. Die Wahl des italienischen Märtyrers zum Schutzpatron hatte im 17. Jahrhundert freilich nichts mit der heutigen Tradition zu tun. Der heilige Valentin wurde vor allem bei Geisteskrankheiten und Pest angerufen, zudem galt er als Patron der Jugendlichen und Reisenden. Im „Walencinek“ wird bis heute der alte Brauch gepflegt, bei dem am 14. Februar Gläubige kniend um den Altar herumgehen. Stolz ist das Gotteshaus zudem auf die Reliquien des heiligen Valentin, deren Authentizität vom Heiligen Stuhl bestätigt wurde.
Die demselben Schutzpatron geweihte Kirche in Woischnik ist vermutlich etwas jünger als die in Berun. Sie befindet sich außerhalb des Städtchens, an der Stelle, wo im Mittelalter der erste Ort namens Woischnik gegründet wurde. Das malerische Kirchlein ist von einem Friedhof umgeben, der wegen seiner Lage anfangs ausschließlich für „Unwürdige“ bestimmt war: Ungetaufte, hingerichtete Verbrecher und Landstreicher. Auch in Woischnik wird der 14. Februar in einer besonderen Form gefeiert. Alljährlich wird an diesem Tag in der kleinen Holzkirche eine heilige Messe zelebriert, bei der vor allem für die Jugendlichen gebetet wird. Im Jahreskalender der lokalen Gemeinschaft stellt dieser Gottesdienst am 14. Februar eines der wichtigsten Ereignisse dar.
Text: Dawid Smolorz