Podium Silesia: Eine Zeitreise nach Beuthen (Bytom)

Vortrag am 22. Februar 2024 um 18.30 Uhr, Oberschlesisches Landesmuseum, Ratingen

Jacek Maniecki und Piotr Jakoweńko präsentieren die Digitale Bibliothek Beuthener Architektur.

Wie eng Architektur und Geschichte miteinander verbunden sind und wie viel Wissen in der Architektur steckt, sollte nicht nur am Tag des offenen Denkmals gezeigt werden. Vor diesem Hintergrund kommen die Macher der Digitalen Bibliothek der Beuthener Architektur nach Hösel.

In einem Vortrag am Donnerstag, 22. Februar 2024 um 18.30 Uhr wird das in der Region einzigartige Bauarchiv vorgestellt, das Dokumente und Informationen zur Baugeschichte von über 4.000 Gebäuden aus dem gesamten Stadtgebiet von Beuthen (heute Bytom) enthält, die im 19. und 20. Jahrhundert entstanden sind. Die Sammlung des Archivs ist eine faszinierende und unschätzbare Wissensquelle über die Entwicklung der Stadt in ihrer Blütezeit. Die Projektverantwortlichen haben sich zum Ziel gesetzt, zumindest einen Teil dieser physisch nahen, aber oft unsichtbaren Zeugnisse des kulturellen Erbes von Beuthen vor dem Vergessen zu bewahren und ihre Entstehungsgeschichte und die damit verbundenen Menschen bekannt zu machen.

Beuthen, Postkartenansicht um 1896.

„Die räumliche Gestaltung des Stadtzentrums von Beuthen spiegelt die mittelalterliche Anlage wider – mit dem Marktplatz, einem Raster von rechtwinkligen Gassen und Straßen, die oval um die ehemalige Stadtmauer verlaufen. Diese mittelalterliche Form ist jedoch mit Häusern aus dem 19. und 20. Jahrhundert gefüllt. Dies ist das Ergebnis der industriellen Revolution, der Entdeckung von Kohlevorkommen und des Baus von Dutzenden von Industrieanlagen in der ganzen Stadt. Diese Bauten prägen den heutigen Charakter von Beuthen, der sich aus verschiedenen Architekturstilen zusammensetzt: Rundbogenstil, Historismus, Jugendstil, Expressionismus und Funktionalismus“, heißt es im Exposé. „Nicht nur die Formen der Gebäude, sondern auch ihre Details – die Skulpturen und Verzierungen an den Fassaden, die Geländer der Balkone und Treppenhäuser, die meisterhaften Schnitzereien an den Toren, Türen und Fenstern, die Buntglasfenster und sogar die Wandmalereien in den Fluren und Treppenhäusern – machen den einzigartigen Charakter dieser Stadt aus“. Neben dem historischen und kulturellen Wert hat diese Archivsammlung auch einen praktischen Wert, da die einzelnen Akten auch technische Informationen enthalten (z. B. Auslegung von Wasser- und Abwassersystemen), die bei Sanierungen genutzt werden können.

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Beuthen O. S. – Ring mit Schießhausstr. Postkartenansicht um 1915.

Zwischen 2012 und 2013 wurde der erste Teil der Dokumentation für 135 Gebäude erstellt. Das aktuelle Projekt knüpft daran an und umfasst die vollständige Digitalisierung von weiteren 200 ausgewählten Adressakten.

Insgesamt werden ca. 40.000 Seiten dieser Dokumentation digitalisiert. Die Digitalisate werden dann auf der Website der Schlesischen Digitalen Bibliothek zur Verfügung gestellt und von der Föderation Digitaler Bibliotheken und der Europeana erfasst. Darüber hinaus werden ausgewählte Dokumente sprachlich und historisch aufbereitet und als öffentlich zugängliches digitales Online-Repository unter der Adresse www.architekturabytomia.org zur Verfügung gestellt.

Das Projekt beinhaltet auch ein Bildungs- und Werbeprogramm:

(a) Eine Reihe von Workshops und Schulungen für ausgewählte Lehrer und Schüler von Beuthener Schulen, um die pädagogischen Möglichkeiten der zur Verfügung gestellten Ressourcen kennenzulernen und gemeinsam Unterrichtspläne und Lehrmaterialien zu entwickeln;

b) Ein Workshop und eine Schulung für Beamte der Stadt Beuthen, um das Potenzial der gemeinsam genutzten Ressourcen für die Förderung der Stadt kennenzulernen;

c) Begegnungen und historische Führungen für die Einwohnerinnen und Einwohner;

d) Veröffentlichung von Broschüren über die Geschichte der einzelnen Stadtteile;

e) Konferenz über die Geschichte und das kulturelle Erbe der Stadt.

Beuthen, Blick auf den Markt, Postkartenansicht um 1910.

Projektträger ist der Verein „Stadt für Einwohner von Bytom“, der zum Jahreswechsel 2012/2013 gegründet und 2015 in das Landesgerichtsregister eingetragen wurde. Die Tätigkeitsbereiche des Vereins sind die Geschichte der Stadt, der öffentliche Raum und seine Verwaltung, die Transparenz der Stadtpolitik und die Aktivierung der Einwohnerinnen und Einwohner. In den letzten Jahren wurde eine Reihe von Aktivitäten und Projekten in diesem Bereich durchgeführt, darunter das jüngste, fast zweijährige Projekt „Beuthener Löwe“, das von der Batory-Stiftung gefördert wurde und die Überwachung der Aktivitäten des Stadtrats, die Transparenz des öffentlichen Informationsblattes, die Debatte der Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters der Stadt und Eingriffe in den Stadtraum, um ihn bewohnerfreundlicher zu gestalten, umfasste.

Das Projekt „Digitale Bibliothek der Beuthener Architektur“ wurde vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe im Rahmen des Programms „Digitale Kultur“ für den Zeitraum 2020-2022 kofinanziert.

Text: Katarzyna Lorenc M. A., Stiftung Haus Oberschlesien, Oberschlesisches Landesmuseum