Neue Sonderausstellung im Haus Schlesien zeigt vom 3. März bis 21. Juli 2024 Landkarten und Veduten aus der Sammlung Manfred Spata
Auch das Sammeln an sich bleibt ein Thema der Schau.
Sammeln – das bedeutet laut Duden zunächst einfach nur „Dinge, für die man sich interessiert, zusammen[zu]tragen, um sie […] aufzuheben“. Doch was und warum jemand sammelt, ist so vielfältig, wie die Antworten auf die Fragen wer sammelt und wie gesammelt wird. Ob man nun Fingerhüte in die Vitrine stellt, Gemälde an die Wand hängt oder Fußballbildchen einklebt, ob man bei jedem eingehenden Kuvert die Briefmarke ausschneidet oder lieber auf Auktionen seltene Postwertzeichen ersteigert – jeder hat seine eigenen Vorstellungen davon, woraus seine Sammlung sich zusammensetzen soll. Ebenso vielfältig ist die Motivation: Sie reicht von der Suche nach einer Freizeitbeschäftigung, über ökonomische Erwägungen oder das Streben nach Anerkennung bis zur Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie. Entsprechend unterscheiden sich die Sammler selbst und ihre Ziele: Die einen streben nach Vollständigkeit, die anderen nach Vielfalt, manche zeigen ihre Schätze nur einem ausgewählten Kreis, andere möchten die Öffentlichkeit an ihrer Leidenschaft teilhaben lassen.
Zur letzten Gruppe zählt der passionierte Landkarten- und Veduten-Sammler Manfred Spata, der nicht nur für eine Reihe von Ausstellungen immer wieder Sehenswertes aus seinen Beständen zur Verfügung gestellt hat, sondern auch schon manche Ausstellung selbst konzipiert hat. Bei der Betrachtung seiner umfangreichen Sammlung sind die biographischen Bezüge unübersehbar: Dass die Sammelleidenschaft des diplomierten Vermessungsingenieurs und langjährigen Dezernenten im Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen auch durch seinen Beruf geprägt wurde, ist kaum zu übersehen: Rund 200 historische Landkarten und mehr als 60 Veduten umfasst die Sammlung, ergänzt wird sie durch umfangreiche Fachliteratur und manch anderes, der Thematik verwandte Sammelstück.
Noch deutlicher wird der Bezug zur eigenen Biographie, wenn man den regionalen Schwerpunkt betrachtet: die überwiegende Zahl der Landkarten zeigt Schlesien – die gesamte Region oder Teilregionen. Die Veduten bilden ebenfalls schlesische Orte ab, den Fokus hat Spata dabei auf seine Geburtsstadt Glatz gelegt.
In vier Kapiteln nähert sich die Sonderausstellung „Sammeln ist Ansichtssache. Historische Landkarten und Veduten aus der Sammlung Manfred Spata“ der Sammlung, dem Sammler und seiner Sammelleidenschaft. Ein erster Teil widmet sich dem umfangreichsten Bestand: den Landkarten. Anhand einer kleinen, repräsentativen Auswahl wird die Vielfalt der Bestände verdeutlicht: von den frühen Schlesienkarten, die in Anlehnung an „die Mutter aller schlesischen Landkarten“ des Martin Helwigs entstanden sind, über Kriegskarten und thematische Karten bis hin zu Kreis- und Wanderkarten ist alles vertreten und veranschaulicht die Entwicklung der Zeichen-, Mess- und Drucktechnik. Letztere ist auch anhand des zweiten Sammlungsschwerpunkts, den Veduten, die nachfolgend näher betrachtet werden, gut nachvollziehbar. Das Zeichnen und Vervielfältigen von Ansichten mittels Druckverfahren war bis zur Erfindung der Fotografie Ende des 19. Jahrhunderts die gängige Methode, um Topographie und Architektur einer Stadt im Bild festzuhalten und damit die Stadtentwicklung zu dokumentieren. Heute sind diese Veduten als Spiegel ihrer Zeit historische Quellen und dekorative Sammelobjekte zugleich.
Klar erkennbar ist hier der starke Fokus der Sammlung auf die Festungsstadt Glatz, in der Spata 1944 geboren wurde. Auch wenn er Glatz schon 1945, noch im Kinderwagen, verlassen musste, spielt die Stadt und das Umland für ihn bis heute eine wichtige Rolle. Zahlreiche Reisen haben ihn immer wieder dorthin geführt. Vor allem aber konzentriert er sich beim Sammeln stark auf diese Region, weshalb der dritte Teil der Ausstellung die Stadt Glatz in den Mittelpunkt stellt.
Über das Sammeln bzw. den Sammler schreibt Spata in seinem 2022 erschienen Buch Historische Ansichten von Glatz: „Jeder Sammler arbeitet an und mit seiner Sammlung“. „Mancher“, so Spata weiter, und meint damit zweifellos auch sich selbst, „vertieft sich in die Sammlungsthematik, er forscht und schreibt darüber.“ Dass dieses Forschen und Arbeiten immer wieder zu neuen Schwerpunkten bzw. einer Erweiterung der Sammlung führte, wird im letzten Teil der Ausstellung deutlich, in dem exemplarisch einige Forschungsinteressen des Sammlers und die daraus resultierenden Sammlungszuwächse präsentiert werden.
Die Sonderausstellung mit ausgewählten Landkarten, Veduten und Büchern aus der Sammlung Spata ist ab 3. März 2024 im Haus Schlesien zu sehen und setzt die Ausstellungsreihe „Von der Erinnerung geprägt“ fort, die sich Privatsammlungen und Sammlergeschichten widmet.
Text: Pressemitteilung Haus Schlesien / Silke Findeisen