Neue Wanderwege in Trebnitz (Trzebnica)

Der Wallfahrtsort, in dem die hl. Hedwig von Schlesien verehrt wird, hat viel zu bieten

Dank der Zuganbindung von Breslau (Wrocław) blüht der regionale Tourismus auf.

Fünfundvierzig Minuten braucht der regionale Zug von Breslau (Wrocław) bis nach Trebnitz (Trzebnica, ca. 12 000 Einwohner). Die Züge fahren sehr oft, das Ticket hin und zurück kostet ca. 30 PLN. Bis in die 1960er Jahre konnte man auf dieser Strecke die Schmalspurbahn benutzen. Der erste Zug der Kleinbahn nach Trebnitz fuhr am 1. Juni 1898 vom Rosenthaler Bahnhof (Różanka – heute Stadtteil von Wrocław), der letzte am 27. Mai 1967.

Die Ortschaft ist vor allem als Wallfahrtsort berühmt, der mit dem Kultus der hl. Hedwig von Schlesien zusammenhängt. Hier stiftete sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Herzog Heinrich I. dem Bärtigen, eine Kirche und ein Kloster, hier wurde sie begraben. Die Stadt hat aber viel mehr zu bieten. Vor kurzem wurde ein neuer Wanderweg zum Weinberg (Winna Góra), genannt auch Katzenberg (219 m ü. d. M.) neu angelegt. Nur wenige wissen, dass die ältesten Spuren des Menschen auf dem heute polnischen Gebiet eben am Weinberg gefunden wurden. Sie stammen vor etwa 500.000 Jahren und gehörten einer Gruppe von Jägern und Sammlern (Homo erectus), wie zahlreiche archäologische Ausgrabungen, insbesondere von Knochen und Werkzeugen belegen. Deshalb wurden Bildungstafeln (in drei Sprachen: Polnisch, Englisch und Deutsch) erarbeitet und auf dem Wanderweg hingestellt. In der Zukunft soll auf dem Berg auch ein Aussichtsturm und ein Café entstehen. Das Ganze wurde zum Trebnitzer Kulturpark (Trzebnicki Park Kulturowy) erklärt. Aber auch jetzt kann man ein schönes Panorama über die Stadt und den großen Kloster- und Kirchenkomplex von oben haben.

Das Panorama vom Weinberg (Winna Gora), genannt auch Katzenberg über die Stadt Trebnitz (Trzebnica).

Attraktiv ist der alte Kurteil der Stadt, das sog. Trebnitzer Hedwigsbad, der vor kurzem revitalisiert wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte Trebnitz zu den beliebtesten Heilbädern der Region. Das Bad verfügte ursprünglich über zahlreiche Fischer- und Gondelteiche, ein Kurhaus (heute Musikschule) und Gasthäuser. Heutzutage unternimmt man die Bemühungen, der Ortschaft einen ursprünglichen Erholungscharakter zu verleihen. Dazu sollen neue Wander- und Fahrradwege für aktiven Tourismus dienen.

Der Kurteil von Trebnitz – früher das Hedwigsbad.

Hinter den Teichen befindet sich ein Wasserpark, an dessen Eingang eine bronzene Katze steht: die Umgebung von Trebnitz ist leicht hügelig. Weil aber das Gebirge klein ist, wurde es als Katzengebirge bezeichnet. In diesem Zusammenhang kann man in der Stadt zahlreiche Katzenfiguren finden. Hinter dem Wasserpark beginnt der schöne Buchenwald. Der Weg führt bis zur „Rotunde der fünf Tische“ – einem Bauwerk aus Ziegeln und Moorerz, das im 13. Jahrhundert erbaut wurde und der heiligen Hedwig für ihre karitative Tätigkeit diente.

Die heilige Hedwig, die im 12. Jahrhundert hierher aus Bayern kam, ist aus der Stadt kaum wegzudenken. Besonders eindrucksvoll sind die Gemälde von Michael Willmann, die ihr Leben darstellen und die St. Hedwig- Kapelle, die den barocken, in schwarzem Marmor gemeißelten und auf einem Sockel platzierten Sarkophag mit Reliquien der Heiligen unter einem Baldachin beherbergt. Die Alabasterskulptur der Heiligen (18. Jh.), in halbliegender Position dargestellt und mit einem auf die Figur der hl. Jungfrau Maria gerichteten Blick, ist ein Werk von Franz Joseph Mangoldt, von dem unter anderem Skulpturen in der Breslauer Aula Leopoldina stammen.

Die Wallfahrtskirche in Trebnitz.

Wenn man mit einer Gruppe von mind. 10 Personen kommt, kann man sich für eine Führung durch das Kloster entscheiden. Die Boromäusschwestern haben dort viele schlesische Schätze gesammelt, u. a. alte Handschriften, Kelche und Monstranzen oder geschnitzte Krippe von dem schlesischem Künstler Bruno Tschötschel aus dem Jahr 1934. Und am Ende ist der Besuch im Klostercafé eine Pflicht.

Text: Małgorzata Urlich-Kornacka