Neue zweisprachige Ortsschilder in Oberschlesien
Zum ersten Mal seit über zehn Jahren wurden in der Region deutsch-polnische Ortstafeln aufgestellt. Insgesamt haben rund 360 Dörfer und Kleinstädte solche Schilder.
Laut polnischem Minderheitengesetz von 2005 dürfen in den Gemeinden, in denen der Anteil einer nationalen oder ethnischen Minderheit mindestens 20 Prozent der Gesamtbevölkerung beträgt, zweisprachige Ortstafeln aufgestellt werden. Zwar erfüllt die Gemeinde Groß Strehlitz (Strzelce Opolskie) diese Bedingung nicht, doch sprachen sich im Rahmen einer Volksbefragung die Einwohner von Jendrin (Jędrynie), Rosmierz (Rozmierz) und Warmuntowitz (Warmątowice) für die Anbringung zusätzlicher deutscher Ortstafeln aus. Bereits 2015 wurden alle formellen Anforderungen erfüllt, danach geschah aber lange nichts mehr, weil sich nach dem Regierungswechsel in Warschau (die Partei PiS, Prawo i Sprawiedliwość, dt. Recht und Gerechtigkeit, kam an die Macht) das Klima für die deutsche Minderheit diametral änderte. Zwar wurde die Aufstellung deutsch-polnischer Ortstafeln von dem nun PiS-regierten Ministerium für Inneres und Verwaltung nie offiziell abgelehnt worden, doch wurden solche kommunalen Initiativen einfach auf Eis gelegt.
Ähnlich verhielt es sich auch in einigen weiteren Fällen. In der Gemeinde Zawadzki (Zawadzkie), die ebenfalls im Kreis Groß Strehlitz liegt, äußerten die Einwohner von zwei Ortschaften 2016 den Wunsch, mit zweisprachigen Ortschildern die Präsenz der deutschen Minderheit auch optisch hervorzuheben. Auch die im Kreis Ratibor (Racibórz) gelegenen Gemeinden Groß Peterwitz (Pietrowice Wielkie) und Rudnik (Rudnik) überwanden bereits 2016 fast alle bürokratischen Hürden, doch scheiterte es an der Eintragung in das Amtsregister der Gemeinden mit Ortsnamen in Minderheitensprachen. Während der acht Jahre dauernden Regierungszeit der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) war das Warschauer Ministerium angeblich „wegen des großen Umfangs der erforderlichen Maßnahmen“ nicht im Stande, die Eintragung ins Register zu tätigen. Somit konnte dem Willen der Einwohner nicht entsprochen werden.


Neues politisches Klima bringt das Anliegen voran
Nach den Parlamentswahlen vom Oktober 2023 kam in Polen die liberale Bürgerkoalition (KO) an die Macht. Wenige Monate nach der Regierungsbildung wurde das Thema der deutschen Ortsschilder wieder aufgegriffen. Jendrin, Rosmierz und Warmuntowitz erhielten im Dezember 2024 zweisprachige Ortsschilder. Die Gemeinden Zawadzki, Groß Peterwitz und Rudnik wurden bereits gebeten, dem Ministerium aktualisierte Kostenvoranschläge für die Herstellung neuer Ortstafeln zukommen zu lassen. Es ist daher zu erwarten, dass in absehbarer Zeit am Eingang einiger weiterer oberschlesischer Ortschaften neben ihrem polnischen auch der deutsche Name zu sehen sein wird. Die Kosten der Herstellung zweisprachiger Ortstafeln werden vom polnischen Staat übernommen.
Zweisprachige Ortsschilder auch außerhalb Oberschlesien
Zur Zeit haben insgesamt 1255 Weiler, Dörfer und Kleinstädte in Polen zweisprachige Ortsbeschilderung. Die größte Gruppe bilden mit 827 die Ortstafeln in kaschubischer Sprache. Schilder mit der jeweiligen deutschen Namensvariante befinden sich in 362 Ortschaften (ausschließlich in Oberschlesien). Überdies gibt es in der Woiwodschaft Podlachien (Podlaskie) Orte mit litauischen (30) und weißrussischen (27) Tafeln. Im Südosten der Woiwodschaft Kleinpolen (Małopolskie) ist am Eingang in neun Dörfer neben dem polnischen auch der Ortsname in lemkischer Sprache zu sehen.

Text: Dawid Smolorz