Der Stadtrat von Wrocław hat das Jahr 2025 zum Jahr der Versöhnung (Rok Pojednania) erklärt
Vor 60 Jahren ging von hier aus ein außergewöhnlicher Impuls zur deutsch-polnischen Versöhnung.
Im Laufe des Jahres 2025 soll in der niederschlesischen Hauptstadt mit diversen Veranstaltungen an drei Jahrestage erinnert werden: das Ende des Zweiten Weltkriegs und gleichzeitig 80 Jahre der polnischen Stadt Wrocław, 60 Jahre des Briefes der polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe mit den berühmten Worten „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ und 45 Jahre der Gründung der „Solidarność“–Bewegung. Kultur-, Bildungs-, Wissenschafts- und Ausstellungsprojekte, Konzerte, Open-Air-Aufführungen, soziale und partizipatorische Aktivitäten, der Aufbau guter Beziehungen, ein Stipendienprogramm – all das können die Bürgerinnen und Bürger von Wrocław während des Versöhnungsjahres (Rok Pojednania) erleben.
„Das Jahr der Versöhnung ist eine Gelegenheit, Polen und Europa Wrocław als eine einzigartige Stadt zu zeigen. Eine Stadt, die auf den Nachkriegsruinen in materieller, sozialer, wissenschaftlicher, kultureller und geistiger Hinsicht nach einem totalen Bevölkerungsaustausch wiederaufgebaut wurde. Wir erzählen die Geschichte von Wrocław als eine Stadt der Begegnung, des Dialogs, der Solidarität und der Versöhnung. Schließlich ging von unserer Stadt die bewegende Botschaft der Versöhnung mit dem Satz „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ aus, die noch heute die Bemühungen um die Heilung der Traumata internationaler Konflikte inspiriert. Um diese Geschichte herum haben wir ein äußerst reichhaltiges Programm von Jubiläumsveranstaltungen, künstlerischen, kulturellen, pädagogischen und sozialen Projekten aufgebaut“ – sagte Dr. Andrzej Jerie, Bevollmächtigter des Oberbürgermeisters (Stadtpräsidenten) von Wrocław für das Jahr der Versöhnung, Direktor des Zentrums für die Geschichte „Zajezdnia“, bei der Pressekonferenz am 24. April 2025.


Die Vielfalt der Formen der Feierlichkeiten anlässlich des Jahres der Versöhnung ist beeindruckend. Am 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs wird neben den offiziellen Feierlichkeiten auf dem polnischen Soldatenfriedhof eine schöne Bürgerinitiative initiiert. Die Organisatoren haben die Bürger von Wrocław eingeladen, die Inschrift „Frieden“ („POKÓJ“) aus 80.000 Senbazur-Kranichen (im Rahmen des Sakura-Festivals) auf dem Wolności-Platz (ehem. Schlossplatz) zu verlegen. Im Rahmen des Sakura-Festivals werden die Wissenschaftler über das Vermächtnis von Władysław Bartoszewski anlässlich seines 10. Todestages diskutieren. Die Bente-Kahan-Stiftung organisiert ein Konzert mit dem Titel „Füreinander beten – zu Ehren der Kriegsopfer“ („Modlitwa za siebie – w hołdzie Ofiarom wojen”) und am 25. Juni findet das Spektakel „Breslau der Zukunft“ („Wrocław przyszłości”) statt.
Anlässlich des 45. Jahrestages der Gründung der Solidarność werden die Feierlichkeiten an der Gedenktafel in der Grabiszyńska-Straße 184 stattfinden, wo sich im August 1980 das Busdepot und der Sitz des Regionalen Streikkomitees befanden. Zu den Feierlichkeiten gehören aber auch die Eröffnung einer Ausstellung von Archivfotos des Streiks von 1980 in diesem Depot (heute das Zentrum für die Geschichte „Zajezdnia“), ein Konzert in der Jahrhunderthalle oder ein Konzert in der Breslauer Oper.
Im Rahmen der Präsentation der Botschaft der polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe und ihrer Botschaft als Grundlagendokument für ein geeintes Europa wird die Wanderausstellung „Versöhnung für Europa“ („Pojednanie dla Europy”) gezeigt – zunächst in Rom, dann in Warschau, Berlin und Straßburg, und am 18. November kommt sie nach Wrocław. Für diesen Tag sind auch ein Galakonzert im Nationalen Musikforum und eine internationale wissenschaftliche Konferenz geplant.
„Die Gedenkfeiern zum Jahr der Versöhnung dienen nicht nur der Erinnerung an die Geschichte, sondern auch dazu, Lehren für die Zukunft zu ziehen. Heutzutage, in einer Welt, in der sich die Spaltungen vertiefen, sind die Erfahrungen von Wrocław beim Wiederaufbau der Nachkriegsstadt, die „Solidarność“–Bewegung, die den Kommunismus in unserem Land unblutig besiegte, und die Philosophie des von Erzbischof Bolesław Kominek verfassten Versöhnungsbriefs greifbare Beiträge, die Wrocław in den nationalen und internationalen Raum einbringen kann“ – sagte Dr. Radosław Michalski, Direktor der Abteilung für Stadtmarken (Director of the City Brand Department).

Im Rahmen des städtischen Förderprogramms können finanzielle Mittel für Aktivitäten im Rahmen des Jahres der Versöhnung beantragt werden, wie Jarosław Perduta, Direktor der Abteilung für Kultur und Sport im Breslauer Rathaus, anregte. Alle Veranstaltungen des Jahres der Versöhnung sind bereits auf der Website www.rokpojednania.pl zu finden. Die Liste ist jedoch noch nicht abgeschlossen, und das Zentrum für die Geschichte „Zajezdnia“, das die Aktivitäten koordiniert, lädt ein, eigene Initiativen über ein Formular auf der Website einzureichen.
Text: Małgorzata Urlich-Kornacka anhand der Informationen des Zentrums „Erinnerung und Zukunft“ (Ośrodek „Pamięć i Przyszłość”), das das Zentrum der Geschichte „Zajezdnia“ (Centrum Historii Zajezdnia) betreibt.
Bilder: Ośrodek „Pamięć i Przyszłość”