Nach gründlicher Renovierung (2021-2024) ist das Muzeum Archidiecezjalne in Wrocław wieder für die Öffentlichkeit geöffnet
Mit seinen 6500 Kunstwerken gehört es zu den ältesten und größten Museen dieser Art in Polen.
Das Breslauer Erzdiözesanmuseum (Muzeum Archidiecezjalne we Wrocławiu) gehört zu den ältesten und größten Museen dieser Art in Polen. Die Sammlung umfasst über 6500 Kunstwerke, überwiegend aus dem Mittelalter und Neuzeit. Neben dem Nationalmuseum bildet das Museum die wertvollste Sammlung der Stadt.

Die Entstehung des Erzdiözesanmuseums in Breslau (Wrocław) ist eng mit dem Säkulariesierungsprozess verbunden, der 1810 in Preußen begann. Um sakrale Kunst vor der Vernichtung oder Beschädigung zu schützen, ließ 1898 der Kardinal Georg von Kopp die wertvollsten Gegenstände, die inzwischen auf Dachböden oder in Kellern lagerten, erfassen und sicherzustellen. Die Aufgabe der Organisation des Museums wurde dem Pfarrer Dr. Joseph Jungnitz übergeben, der entsprechenden Räumlichkeiten im Archiv- und Bibliotheksgebäude in Breslau fand. Er wurde auch später zum ersten Direktor des Museums ernannt. Die erste Ausstellung wurde 1903 im gotischen Saal der ehemaligen Kapitelbibliothek und Räumen des neugotischen Archiv- und Bibliotheksgebäudes eröffnet.


Das Museum in den Wirren der beiden Weltkriege
Den ersten Weltkrieg überstand die Sammlung ohne Schaden. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Kunstgegenstände evakuiert und an verschiedenen Orten versteckt. Leider ging dabei ein Teil der Exponate verloren, wurde zerstört oder verstreut. Zu den verlorenen Werken gehörte u. a. das Gemälde von Lukas Cranach dem Älteren „Madonna“ aus der Stiftskirche von Glogau (Głogów), eine einzigartige numismatische Sammlung sowie mehrere mittelalterliche Triptychen und Skulpturen. Auch das Archiv- und Museumsgebäude wurde schwer beschädigt. Nach Kriegsende begann aber der Wiederaufbau. Die neue Sammlung wurde ergänzt, besonders um Gegenstände aus Ägypten, Griechenland und Italien. Vor kurzem wurde das Gebäude gründlich saniert und dem Publikum zugänglich gemacht. Die Kunstwerke werden in drei miteinander verbundenen Gebäuden präsentiert: dem gotischen ehemaligen Kapitelsitz (das Gebäude mit dem gotischen Turm), dem barocken Gebäude der ehemaligen Kapitelkanzlei und dem neugotischen Gebäude der ehemaligen Archiv- und Erzdiözesanbibliothek.


Die größten Schätze in der Sammlung
Zu den wertvollsten Exponaten des Museums gehören etruskische und griechische Keramik aus dem 4. bis 6. Jahrhundert v. Chr., eine Mumie eines 8-jährigen Knaben aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., das Heinrichauer Buch (dem Publikum wird eine Kopie/ ein Faksimile gezeigt) mit dem ersten niedergeschriebenen Satz in polnischer Sprache, ein Eichenschrank für die Dokumente aus dem Jahre 1455 mit 48 Schubladen, die älteste Figur Johannes des Täufers aus dem Jahre 1160, die während der Kriegshandlungen beschädigt und 1998 restauriert wurde, eine Sammlung von Glocken, davon die älteste Glocke in Polen „Świętosław“, die 1300 gegossen wurde, eine Sammlung von den „schönen Madonnas“ – eine Serie von Marienskulpturen mit dem Jesuskind, eine monumentale Figur von St. Georg, der mit dem Drachen kämpft (1500) aus Münsterberg (Ziębice) und zahlreiche Altarenteile, z. B. „Christus in der mystischen Presse“ als Teil des Altarsofas aus der Breslauer Fronleichnamskirche (1490).

Das Highlight mit einer besonderen Geschichte
Einen besonderen Schatz und Anziehungspunkt bildet die „Madonna unter den Tannen“ von Lukas Cranach dem Älteren. Das Original ist 2012 nach Breslau zurückgekehrt und wird bald im Museum präsentiert. Man muss nur noch zusätzliche Panzerscheibe montieren und eine entsprechende Versicherung abschließen. Zur Zeit kann man die Kopie sehen, die der deutsche Pfarrer Siegfried Zimmer mit Georg Kupke anfertigen ließ (sie sollten nur das im Krieg beschädigte Werk restaurieren). Das Original wurde 1948 gestohlen und in München verkauft. In den nächsten Jahren tauchte das Gemälde immer wieder auf dem internationalen Antiquitätenmarkt auf. Die Bemühungen, das Bild zurückzubekommen, begannen in den 1980er Jahren und endeten erst im Jahr 2012 mit einem Erfolg. Bald wird das Original neben der Kopie präsentiert.

Das Breslauer Erzdiözesanmuseum (Muzeum Archidiecezjalne we Wrocławiu, Plac Katedralny 16) ist von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Die Führungen finden immer um 10, 12 und 14 Uhr statt. Auf der Internetseite des Erzdiözesanmuseums finden Sie weitere Informationen, auch in deutscher Sprache.
Text & Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka