Bürgermeister aus der Zeit des Kaiserreichs in Oberschlesien gewürdigt

Otto Günther und Georg Brüning kehren symbolisch in den öffentlichen Raum und ins lokale Gedächtnis zurück

Rybnik (Rybnik) und Beuthen (Bytom) würdigen ihre deutschen Bürgermeister.

Seit kurzem schmückt das Denkmal des Bürgermeisters Otto Günther die Fußgängerzone von Rybnik (Rybnik). In Beuthen (Bytom) wurde wiederum unlängst die sog. Brüning-Bank enthüllt, die ebenfalls dem ehemaligen Oberbürgermeister Georg Brüning gewidmet ist. Beide Stadtväter verbindet mehr, als nur der Umstand, dass sie in der Blütezeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert die lokalen Verwaltungen zweier urbaner Zentren Oberschlesiens leiteten. Beide setzten sich auch mit großem Engagement für die Entwicklung ihrer Städte ein und blieben sehr lange im Amt: Otto Günther 25 Jahre und Georg Brüning 36 Jahre. Beide wurden auch nach 1945 als Persönlichkeiten aus der deutschen Vergangenheit der jeweiligen Stadt zum Vergessen verurteilt. Doch wie die jüngsten Initiativen beweisen, ist die Erinnerung an die verdienten Männer auch nach über 100 Jahren in ihren Städten lebendig.

Otto Günther gilt heute als der Mann, der das Städtchen Rybnik zu einer Stadt machte. Während seiner Amtszeit zwischen 1883 und 1916 entstand der Großteil der innenstädtischen Bebauung einschließlich der öffentlichen Gebäude. Überdies wurden mehrere repräsentative Straßen angelegt und eine moderne kommunale Infrastruktur geschaffen. Dadurch trug er maßgeblich zur Erhöhung der Lebensqualität in Rybnik bei. Im dritten Jahr des Ersten Weltkrieges legte er knapp 60-jährig sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde Hans Lukaschek, der spätere Oberpräsident der Provinz Oberschlesien und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Günther stammte aus dem Neisser Land. Nach seinem Tod 1938 fand er auf dem Jerusalemer Friedhof in Neisse (Nysa) seine letzte Ruhestätte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sein Grab eingeebnet.

Unbestreitbar sind auch die Verdienste von Dr. Georg Brüning für Beuthen. Der Mann, dessen lange Amtszeit bis heute das Stadtbild prägt, stammte aus Westfalen. Der Absolvent mehrerer renommierter Universitäten kam als 31-Jähriger nach Beuthen, nachdem er 1883 in einem Auswahlverfahren zum Bürgermeister der Stadt gewählt worden war. In seiner Amtszeit, die drei 12-jährige Legislaturperioden umfasste, entstanden u. a. die modernste biologische Kläranlage Deutschlands, Wasserwerke, ein Kanalisationsnetz und der erste zoologische Garten Oberschlesiens. Die „Brüning-Ära“ zeichnete sich durch eine vorbildliche Finanzpolitik und eine hervorragende Planung aus. Im Alter von 68 Jahren legte er 1919 sein Amt nieder.

Seit mehreren Jahren ist die Stadt Beuthen bemüht, die Erinnerung an den verdienten Kommunalpolitiker wieder lebendig zu machen. Zunächst wurde an sein 1981 zerstörtes Grab auf dem Friedhof Mater Dolorosa eine zweisprachige Gedenktafel angebracht, einige Jahre später wurde der Platz vor dem Magistrat nach Georg Brüning benannt. Und seit einigen Wochen befindet sich in der heutigen Aleja Legionów, vor der Villa, in der der Oberbürgermeister von 1902 bis zu seinem Tod 1932 gelebt hatte, eine Bank mit der Figur des Georg Brünings.

Text: Dawid Smolorz