Gegen das unmenschliche System: Widerstand aus Oberschlesien

In der NS-Zeit brachte Oberschlesien sowohl willige Helfer des Regimes als auch Helden des Widerstandes hervor

Vorliegender Beitrag ist denen gewidmet, die sich der Willkür des von menschenverachtender Ideologie geleiteten Staates widersetzen.

Mehrere mit Oberschlesien verbundene Personen standen in Verbindung zum Kreisauer Kreis. Zu den prominentesten von ihnen gehörten Graf Michael Matuschka und Hans Lukaschek. Beide waren zwar in Niederschlesien zur Welt gekommen, ihre beruflichen bzw. privaten Wege führten sie aber in die von Oppeln (Opole) aus verwaltete Provinz.

Michael Graf von Matuschka, Aufnahme von 1929. Quelle: Max Glauer – Heimatkalender Kreis Oppeln 1929, Wikimedia Commons.

Matuschka trat nach den Stationen in Pless (Pszczyna) und Lublinitz (Lubliniec) das Amt des Landrates von Oppeln an. Obwohl er der NSDAP nie beitrat, wurde ihm während des Krieges 1941 die Stelle des Regierungsdirektors in dem an das Reich angeschlossenen Kattowitz angeboten. Im Jahr 1944 war er an den Vorbereitungen für den Staatsstreich beteiligt. Bei dessen Gelingen war für ihn die Funktion des Regierungspräsidenten vorgesehen. Da Matuschka enge Kontakte zu Fritz-Dietlof von der Schulenburg unterhielt, wurde er nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und erhängt.

Hans Lukaschek 1949. Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-000699 / CC BY-SA 3.0 DE, Wikimedia Commons.

Hans Lukaschek, der zuvor u. a. Bürgermeister und Landrat von Rybnik (Rybnik), Oberbürgermeister von Hindenburg (Zabrze) und Oberpräsident der Provinz Oberschlesien gewesen war, beschäftigte sich im Kreisauer Kreis mit Verfassungsfragen. Nach dem misslungenen Umsturz wurde er im KZ Ravensbrück interniert. Kurz vor dem Niedergang des „Dritten Reiches“ wurde er im April 1945 mangels Beweismaterials entlassen.

Pfr. Albert Willimsky. Quelle: https://alchetron.com/cdn/albert-willimsky-ae4d5b61-5f33-4afc-ac4a-075e34d379a-resize-750.jpeg, Wikimedia Commons.

Bereits 1937 wurde im KZ Sachenhausen der mutige Gegner des Nationalsozialismus Friedrich Weißler zu Tode gequält. Der gebürtige Königshütter (Chorzów), der seit seinen jungen Jahren in Mittel- bzw. Westdeutschland lebte, gehörte zu den Mitverfassern einer an Adolf Hitler gerichteten Denkschrift der Bekennenden Kirche, in der mit klaren Worten die Repressalien gegen Andersdenkende und die Rassenideologie kritisiert wurden. Nachdem der Text in der Schweizer Presse veröffentlicht worden war, wurde er Anfang Oktober 1936 von der Gestapo verhaftet und nach Sachsenhausen eingeliefert.

Unter den oberschlesischen Gegnern des Nationalsozialismus findet man mehrere Geistliche, unter anderem den in Oberglogau (Głogówek) geborenen Albert Willimsky. Nach dem seelsorgerischen Dienst in Beuthen (Bytom) betreute er katholische Diaspora-Gemeinden in Brandenburg und im Raum Stettin (Szczecin). Wegen offen geäußerter Kritik am Nationalsozialismus wurde er 1938 verhaftet, nach einem halben Jahr aber wieder freigelassen. Anfang 1940 nahm ihn die Gestapo nochmals fest und überführte ihn in das Konzentrationslager Sachenhausen, wo er nach wenigen Wochen ermordet wurde. Grund für die erneute Verhaftung war außer der offen deklarierten Ablehnung der nationalsozialistischen Ideologie auch sein konsequenter Einsatz für polnische Zwangsarbeiter. Unter ähnlichen Vorwänden (Kritik der Verhältnisse im „Dritten Reich“, Unterstützung der Zwangsarbeiter) wurde auch der aus Königshütte stammende Kaplan August Froelich inhaftiert. Der Pfarrer der katholischen Gemeinde Rathenow wurde im April 1941 zunächst nach Buchenwald und später ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Im Juni 1942 starb er dort infolge unmenschlicher Behandlung. Froehlichs Beerdigung auf dem Matthias-Friedhof in Berlin, an der Tausende teilnahmen, wurde zu einem stummen Protest gegen die Diktatur.

Text: Dawid Smolorz