In der NS-Zeit brachte Oberschlesien sowohl Helden des Widerstandes als auch willige Helfer des Regimes hervor
Vorliegender Beitrag ist den Letzteren gewidmet. Über die Helden lesen Sie im Beitrag vom 28. Februar 2025.
Wie alle Regionen des „Dritten Reiches“ brachte auch Oberschlesien in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft sowohl Helden des Widerstandes als auch willige Helfer des Regimes hervor. Zu den Letzteren gehört der aus Oberglogau (Głogówek) gebürtige SS-Hauptscharführer Josef Grzimek, Befehlshaber mehrerer Arbeitslager auf dem Gebiet des besetzten Polen. Die Überlebende aus dem Lemberger Ghetto, Krystyna Chiger, beschrieb ihn in ihrem Buch „Das Mädchen im grünen Pullover“ als brutalen und unberechenbaren Mörder, der nach Belieben Menschen umbrachte oder umbringen ließ. Wohl aufgrund seiner polnischen Sprachkenntnisse nahm Grzimek Ende August 1939 an dem fingierten Überfall auf die deutsche Grenz- und Zollstation in Hochlinden (Stodoły, bis 1936 Stodoll) teil, einer von mehreren Provokationen, die damals im Auftrags Berlins im deutsch-polnischen Grenzland durchgeführt wurden. Nach dem Krieg wurde der Namensvetter des bekanntesten Tierfachmanns Deutschlands (Verwandtschaft ist nicht belegt) vom polnischen Gericht zum Tode verurteilt. Die Strafe wurde 1950 vollstreckt.

Dasselbe Schicksal ereilte zwei Jahre zuvor den aus Königshütte (Chorzów) stammenden Paul Szczurek. Der Angehörige der Waffen-SS war von Oktober 1940 bis Januar 1945 in verschiedenen Funktionen (u. a. als Blockführer und Kommandoführer) im KZ Auschwitz und im KZ Auschwitz-Monowitz sowie in den Außenlagern Eintrachthütte und Hubertushütte eingesetzt. Nach Kriegsende wurde Szczurek im Krakauer Auschwitzprozess wegen mehrfachen Mordes angeklagt und 1947 zum Tode verurteilt.


In der Wachmannschaft des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau findet man außer Szczurek eine ganze Gruppe von Oberschlesiern. Wegen mehrfachen Mord und Folter wurden unter anderem auch der SS-Unterscharführer Rudolf Malysz aus Bielitz (Bielsko), der aus Beuthen (Bytom) gebürtige SS-Oberscharführer Wilhelm Polotzek und der SS-Unterscharführer Karl Kurpanik aus dem Rudaer Stadtteil Friedenshütte (Nowy Bytom) von polnischen Gerichten zu Tode verurteilt. Gegen mehrere weitere Oberschlesier wurden Freiheitsstrafen verhängt. Anzumerken sei an dieser Stelle, dass ein Teil der Kriegsverbrecher bzw. der als Kriegsverbrecher nicht eingestuften, aber zu Freiheitsstrafen verurteilten Angehörigen des KZ-Personals aus Ost-Oberschlesien stammte und in der Zwischenkriegszeit polnische Staatsangehörigkeit besaß.
Text: Dawid Smolorz