Wandern in Schlesien 2025: Alles im Fluss

Kleine Orte und pittoreske Flusslandschaften mit der Bahn und zu Fuß erkunden – Wanderungen mit Überraschungseffekt

Entdeckungen abseits ausgetretener touristischer Pfade beginnen jeweils in Görlitz.

Wandern in Schlesien 2025 knüpft an den Erfolg des gleichnamigen, im Jahre 2024 umgesetzten Programms an und bietet erneut vom März bis Oktober Tageswanderungen durch weniger bekannte, aber dennoch – oder gerade deswegen! – sehenswerte Orte und pittoreske Landschaften in unterschiedlichen Teilen Niederschlesiens. Unter dem Motto „Alles im Fluss“ lädt das Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz ein, ausgewählte schlesische Flüsse zu erkunden.

Wandern in Schlesien 2019: Brücke über dem Goldentraum-Talsperrensee auf dem Fluss Queis, Fot. Agnieszka Bormann

Schlesien wird oft als Oderland bezeichnet, denn die Oder ist der Hauptstrom des Landes. Auch die vielen kleineren blauen Adern auf der Landkarte strukturieren den Raum. Doch nicht nur in geografischer Hinsicht, sie haben auch historische und geopolitische Bedeutung. Zusammen mit einem Teil der Oder bildet die Lausitzer Neiße seit 80 Jahren die deutsch-polnische Grenze; beinahe wäre 1945 die Glatzer Neiße zum Grenzfluss geworden. Der Queis markiert seit Jahrhunderten die historische Grenze zwischen Schlesien und der Oberlausitz. Die Katzbach und die Wütende Neiße waren Zeugen großer Schlachten in Schlesien. An Flüssen entstanden in alten Zeiten die ersten Siedlungen. All das sind Gründe, einige schlesische Flüsse kennenzulernen.

Mit der Bahn und zu Fuß

Wandern in Schlesien hat eine lange Tradition. Die Entwicklung der Bahn gab im 19. Jahrhundert dem Tourismus den entscheidenden Schub. Heute werden nach jahrzehntelanger Vernachlässigung und Stilllegung viele kleine Bahnstrecken reaktiviert und alte Zugverbindungen wiedereröffnet. Die Teilnehmer der Wanderungen fahren zuerst von Görlitz aus eine Strecke mit dem Zug in Richtung Jelenia Góra (Hirschberg) oder Wrocław (Breslau), um dann loszuwandern. Nach etwa fünf bis sechs abwechslungsreichen Stunden erreichen sie das jeweilige Ziel. Hier wartet ein Bus und bringt sie zurück nach Görlitz.

Wandern in Schlesien 2023: Natur und Industrie im schlesisch-oberlausitzischen Grenzraum, Fot. Axel Lange

Das Programm Wandern in Schlesien 2025 wird vom Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz in Kooperation mit dem Reisebüro Christian Reisen organisiert. Die Wanderungen werden vom Reiseleiter und Geograf Andrzej Paczos geführt. Wegen großer Beliebtheit der Wanderungen wird in diesem Jahr jede Route zweimal angeboten. Das Programm bleibt an beiden Terminen gleich.

Wandern in Schlesien 2024: Im Land des alten Bergbaus, Fot. Axel Lange
Routen und Termine
  1. Schlösser und Kirchen am Bober
    Abfahrt Görlitz 7:39, Ankunft Janowice Wielkie 9:38 (Umstieg Jelenia Góra), Wanderung nach Dąbrowica
    ↔ 13,5 km, ↗ 140 m, ↘ 120 m
    Termine: 22. März und 18. Oktober

Der Bober fließt oberhalb von Janowice Wielkie (Jannowitz) in einem sehr malerischen Tal. Entlang des Flusses befinden sich mittelalterliche Siedlungen mit gotischen Dorfkirchen. Alte Adelssitze wurden im 19. Jh. zu Schlössern umgebaut. Um sie herum entstanden schöne Parkanlagen. Einige Schlösser funktionieren heute als Hotels und Restaurants, aber ausgerechnet das imposante, nach dem Fluss benannte Schloss Boberstein verfällt seit Jahren. Am Ende der Wanderung blicken wir von einem Hügel in Dąbrowica (Eichberg) auf das Riesengebirge mit der Schneekoppe.

  1. Im Queis-Durchbruchstal
    Abfahrt Görlitz 7:39, Ankunft Gryfów Śląski 8:31, Wanderung nach Leśna
    ↔ 17 km, ↗ 480 m, ↘ 500 m
    Termine: 5. April und 2. August

Zwischen Gryfów Śląski (Greiffenberg) und Leśna (Marklissa) fließt der Queis in einem engen, krummen und tiefen Durchbruchstal. Jahrhunderte lang war der Fluss die Grenze zwischen der Oberlausitz und Schlesien. In der Kirche der Hl. Hedwig in Gryfów sind Renaissance-Sgraffitodecke, Hochaltar und Grabdenkmal der Familie Schaffgotsch einmalig. Vor etwa 100 Jahren wurden im Durchbruchstal zwei Talsperren mit Kraftwerken gebaut. Sie funktionieren bis heute. Unterwegs sehen wir mit der Burg Tzschocha die größte Sehenswürdigkeit der Gegend.

  1. Vom Oderhafen zum Kloster
    Abfahrt Görlitz 7:50, Ankunft Malczyce 9:40 (Umstiege: Zgorzelec, Legnica), Wanderung nach Lubiąż
    ↔ 14,5 km, ↗ 110 m, ↘ 110 m
    Termine: 24. Mai und 5. Juli

Die Wanderung beginnt in Malczyce (Maltsch), einst einem wichtigen Oderhafen. Sehenswert ist hier eine von Hans Poelzig entworfene ehemalige evangelische Kirche. Sie dient heute einer orthodoxen Gemeinde. Am Oderufer entlang, dann durch die Auenwälder führt der Weg zur Oderbrücke. Am anderen Ufer befindet sich in Lubiąż (Leubus) der älteste Zisterzienserkloster Schlesiens. Im 12. Jh. gegründet und im 17. Jh. im barocken Stil um- und ausgebaut, macht die Anlage, vor allem ihre fast 230 m lange Hauptfassade (die längste barocke Fassade Europas), einen großen Eindruck. In der Klosterkirche wurde u.a. Michael Willmann, „der schlesische Rembrandt“, beigesetzt.

  1. Entlang der Katzbach bis zum Schlachtfeld von 1813
    Abfahrt Görlitz 7:50, Ankunft Legnica 9:05 (Umstieg Zgorzelec), Wanderung nach Krajów
    ↔ 16 km, ↗ 106 m, ↘ 79 m
    Termine: 7. Juni und 23. August

In der Umgebung von Legnica (Liegnitz) fanden zwei bekannte Schlachten statt: die Mongolenschlacht 1241 und die Schlacht an der Katzbach 1813. Wir wandern entlang der Katzbach bis zur Mündung der Wütenden Neiße, wo die Armee Napoleons von den Preußen, Russen und dem plötzlichen Hochwasser besiegt wurde. Unser Weg führt nach Dunino (Dohnau), wo sich ein winziges Museum der Schlacht 1813 befindet, und weiter entlang der Wütenden Neiße an einem Schlachtdenkmal vorbei und über die Schlachtbrücke nach Krajów (Crayn). In diesem alten Ort mit kleinem Herrenhaus befand sich das Hauptquartier der Franzosen.

  1. Im Weistritz-Tal-Naturpark
    Abfahrt Görlitz 7:50, Ankunft Leśnica 10:00 (Umstiege: Zgorzelec, Legnica), Wanderung nach Kąty Wrocławskie
    ↔ 17,5 km, ↗ 70 m, ↘ 70 m
    Termine: 28. Juni und 13. September

Die Weistritz entspringt in den Mittelsudeten und fließt durch Świdnica (Schweidnitz), am Eulengebirge und Zobten vorbei und mündet nach über 100 km in die Oder unterhalb von Wrocław (Breslau). Ihr Tal in der fruchtbaren Schlesischen Ebene bildet einen grünen Streifen mitten in den weiten Feldflächen. Es ist eine Oase für viele Tierarten, vor allem Wasservögel. Kein Wunder, dass in diesem Naturparadies viele Adelssitze entstanden. Spuren dieser Zeit sind zahlreiche Schlösser. Sehenswert sind auch beide Städte: Leśnica (Deutsch Lissa, heute Stadtteil von Wrocław) am Anfang und Kąty Wrocławskie (Kanth) am Ende unseres Weges.

Anmeldung
  • Der Teilnahmebeitrag beträgt 55 Euro pro Person. Für Wanderer unter 18 Jahren ist die Teilnahme (in Begleitung einer erwachsenen Person) kostenlos.
  • Im Teilnahmebeitrag sind folgende Leistungen inbegriffen: Zugfahrt, Busfahrt, Reiseleitung (Andrzej Paczos).
  • Die Anmeldung erfolgt direkt im Reisebüro Christian Reisen, Sechsstädteplatz 2 in Görlitz, pawelczyk@christianreisen.com, Tel. 03581 421882.
Goldentraum-Talsperrensee auf dem Fluss Queis, Fot. Mariusz Dragan

Text: Agnieszka Bormann, Kulturreferat für Schlesien