Eine Erinnerung an herausragende Fußballer
Im Februar sind zwei Ikonen des oberschlesischen Fußballs der 1950er und 1960er Jahre verstorben: Stefan (Günter) Florenski und Jan Liberda.
Florenski blieb 15 Jahre dem Hindenburger Górnik treu. Liberda spielte genauso lange für Polonia Beuthen/Bytom. Beide Fußballer kamen in den 1930er Jahren im damals deutschen Teil Oberschlesiens zur Welt: Liberda 1936 in Beuthen-Roßberg, Florenski 1933 im Gleiwitzer Stadtteil Sosnitza, wohlgemerkt demselben, aus dem auch Lukas Podolski stammt.
Stefan (Günter) Florenski gehört zu den Górnik-Spielern, die 1957 den historischen, ersten Meistertitel des Vereins gewonnen haben. Bis 1971 feierte er mit seinem Klub insgesamt neunmal den Titel der besten Fußballmannschaft Polens. Ohne den für seine effektive und zugleich faire Spielweise bekannten Verteidiger kann man sich das Wunderteam von Górnik, das in den sechziger und frühen siebziger Jahren auch internationale Erfolge erzielte und unter anderem das Finale des Europapokals der Pokalsieger 1970 erreichte, nicht vorstellen. Der Gleiwitzer war der erste Spieler überhaupt, der auf Polens Fußballplätzen den Ball mit Grätsche zu erobern versuchte. Trotz der amtlichen Änderung des Vornamens, die im kommunistischen Polen im Rahmen der sogenannten „Re-Polonisierung“ durchgeführt wurde, blieb Günter (in der oberschlesischen Variante „Ginter“) der eigentliche Rufname Florenskis. Wie die Ehefrau des Spielers dem Sportjournalisten Paweł Czado erzählte, habe ihr Ehemann niemals reagiert, wenn jemand hinter ihm „Stefan“ gerufen hat. Zuletzt lebten die Florenskis in Westfalen, wo sie 1981 während eines Besuchs bei Verwandten die Nachricht von der Verhängung des Kriegsrechts in Polen überraschte.
Für die Fans von Polonia wird Jan Liberda wohl für immer ein Symbol der goldenen Ära ihres Vereins bleiben, zumal bei dem Viertligisten an vergleichbare Erfolge momentan nicht zu denken ist. 1962 wurde der Stürmer mit dem Beuthener Klub polnischer Meister, zweimal (1959, 1962) errang er den Titel des besten Torschützen der Liga. Den Spitznamen „Weißer Pelé“ verdankte der 35-fache polnische Nationalspieler seiner ausgezeichneten Technik. Nach dem Abschluss der aktiven Karriere arbeitete Liberda als Trainer in Polen, Deutschland (Paderborn, Oldenburg) und in den Niederlanden.
Jan Liberda fand seine letzte Ruhestätte in Beuthen. Stefan (Günter) Florenski wurde in Hamm, in seiner westfälischen Zweitheimat begraben.
Text: Dawid Smolorz
Bildquelle: SSA Górnik Zabrze, KS Polonia Bytom