Zum 89. Geburtstag von Horst Eckert alias Janosch

Einer der beliebtesten Kinderbuchautoren des deutschsprachigen Raumes feierte jüngst seinen 89. Geburtstag

Wie jedes Jahr waren in Janoschs Geburtsstadt Hindenburg/ Zabrze zahlreiche Jubiläumsveranstaltungen geplant.

Wenn die Welt nicht gerade gegen den Corona-Virus kämpfen müsste, hätten in seiner oberschlesischen Geburtsstadt Hindenburg/ Zabrze wie jedes Jahr zahlreiche Jubiläumsveranstaltungen stattgefunden, unter anderem eine Theateraufführung für Kinder und eine Busexkursion auf den Spuren Janoschs.

Lange Zeit blieb der Autor in seiner Heimatregion fast unbekannt. Zwar wurde der Roman „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm“ schon 1975 (also fünf Jahre nach der deutschen Erstveröffentlichung) in sehr guter polnischer Übersetzung herausgegeben, doch die Auflage war nicht allzu hoch. Zudem wurde das Buch zensiert, indem Passagen über sowjetische Verbrechen von 1945 herausgeschnitten wurden. Erst nach der politischen Wende wurde Janosch in Oberschlesien entdeckt. Anders als in Deutschland, wo er vor allem als Kinderbuchautor Berühmtheit erlangte, gilt in Polen der Erwachsenenroman „Cholonek…“ als sein bekanntestes Werk. Vielleicht weil Janosch darin ein äußerst originelles, aber zugleich nicht eindeutiges, zum Teil sehr kritisches Bild Oberschlesiens und der Oberschlesier in den 1920er bis 1940er Jahren zeichnet. Das Buch ist eine Art literarisches Denkmal, das der Autor seiner Heimatstadt und Heimatregion gesetzt hat. Seit 2011 ist Janosch Ehrenbürger von Hindenburg, überdies trägt einer der Kindergärten in der Stadt seinen Namen. Seit über 15 Jahren wird „Cholonek…“ als hinreißende Inszenierung im oberschlesischen Dialekt auf der Bühne des Kattowitzer Theaters „Korez“ präsentiert. Das Interesse vonseiten des Publikums lässt nicht nach. Janosch und seine Protagonisten sind wichtig für die oberschlesische Identität von heute. Aber auch umgekehrt: Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Stadt und die Region, die der Autor 1946 verlassen musste, nach wie vor eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen. Mit den Worten „Zabrze ist überall, weil Zabrze die Welt ist” machte er wohl eine der originellsten Liebeserklärungen, die man an eine Stadt machen kann. Bei seinen  Besuchen in der alten Heimat unterstrich er mehrmals, dass der oberschlesische Mikrokosmos ein magischer Ort sei, den er in sich trage und in dem auch seine literarische Welt entstanden sei.

Von der eigentlichen Welt Janoschs ist allerdings nicht viel übrig geblieben. Der Stadtteil Poremba, in dem er am 11. März 1931 als Horst Eckert zur Welt gekommen war, veränderte sich wie kein anderer in der Gegend. Nicht nur sein Geburtshaus am Bäckerweg (ulica Piekarska), sondern auch die ganze Straße verschwand von der Erdoberfläche, als 2005 mit dem Bau der Stadtschnellstraße DTS begonnen wurde. In einer symbolischen Form lebt der Bäckerweg aber fort, weil jede Menge Ziegelsteine aus Janoschs Elternhaus erhalten blieben und nun jährlich von der Kattowitzer Redaktion der Gazeta Wyborcza als regionaler Kulturpreis verliehen werden.

Text: Dawid Smolorz