Sanierung der Villa Sixt in Bielitz-Biala/ Bielsko-Biała abgeschlossen

Eine der interessantesten städtischen Residenzen im Teschener Schlesien fertig saniert

Die denkmalgeschützte Villa des Unternehmers und lokalen Wohltäters Theodor Sixt glänzt wieder.

Das 1888 fertiggestellte Gebäude an der heutigen Straße ul. Adama Mickiewicza gehört nicht zuletzt wegen seiner weitgehend erhaltenen Inneneinrichtung zu den interessantesten städtischen Residenzen im Teschener Schlesien. Bis 2012 beherbergte es das Rektorat der Hochschule für Technik und Geisteswissenschaften (Akademia Techniczno-Humanistyczna), zuletzt hatte das Gebäude keine Funktion. Nun wird der elegante Bau, der jetzt wieder im alten Glanz erstrahlt, als Sitz der Kunstgalerie BWA und Büro für soziale Arbeit dienen.

Der ursprüngliche Besitzer der Villa, Theodor Sixt (1834–1897), betrieb mit Erfolg unter anderem eine Textilfärberei und war auf der Wiener Börse tätig. Große Gewinne brachte ihm zudem die Vermietung von Quartieren an auswärtige Arbeiter in der Umgebung von Bielitz ein. Im Testament hinterließ der kinderlose Unternehmer einen bedeutenden Teil seines Vermögens lokalen Wohlfahrtsorganisationen. Unter anderem wurde aus diesen Mitteln ein Waisenhaus für Knaben finanziert. Die Villa verschrieb er der Stadt, sodass sie fortan als Wohnhaus der Bielitzer Bürgermeister diente. In seinem Vermächtnis stellte er die Bedingung, dass das Gebäude nie weiterverkauft werden darf und immer als „Villa Sixt“ bezeichnet werden muss. Trotz der historischen Turbulenzen, des Wechsels der staatlichen Zugehörigkeit und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung trägt eine Straße in der Unteren Vorstadt seit 120 Jahren den Namen des Wohltäters (heute ul.Teodora Sixta). Wegen seiner frappierenden Symbolik gilt das Grabmal von Sixt als eines der interessantesten auf dem alten evangelischen Friedhof von Bielitz. Es zeigt eine Engelsfigur, die hinter dem Namen des Verstorbenen einen Punkt setzt, der das Ende des Lebens bedeutet.

Der Millionär war kein gebürtiger Schlesier. Er kam in Hechingen im heutigen Bundesland Baden-Württemberg zur Welt, in Bielitz ließ er sich erst nach seiner Heirat 1870 nieder. Die Stadt und ihre Umgebung waren damals mehrheitlich von Deutschen bewohnt. Die sogenannte deutsche Bielitzer Sprachinsel (manchmal auch als Bielitz-Bialaer Sprachinsel bezeichnet) umfasste die beiden Städte und über zehn weitere Orte am West- und Ostufer der Bialka. Entlang dieses Flusses verläuft nicht nur die historische Grenze zwischen Schlesien und der Region Kleinpolen. Jahrhunderte lang bildete er auch eine Staatsgrenze: zuerst zwischen den schlesischen Herzogtümern, bzw. dem Königreich Böhmen einerseits und dem Königreich Polen andererseits, später zwischen dem Habsburgerreich und der polnisch-litauischen Adelsrepublik. 1951 wurden das schlesische Bielitz und das kleinpolnische (galizische) Biala endgültig zu einer Doppelstadt zusammengeschlossen.

Text: Dawid Smolorz
Foto: Paweł Sowa, Stadtverwaltung Bielitz-Biala/Bielsko-Biała/ Dawid Smolorz