In Lomnitz/ Łomnica wurde das Bethaus feierlich eröffnet

Die Schloss- und Parkanlage in Lomnitz ist um eine neue Attraktion reicher

Am 8. Juli 2020 wurde das rekonstruierte Bethaus als Museum eröffnet.

Im Juni 2020 wurden die Bauarbeiten auf dem Gelände des translozierten Bethauses in Łomnica/ Lomnitz abgeschlossen. Dessen Eröffnung war bereits für April 2020 geplant, musste aber Corona-bedingt verschoben werden.

So fand die feierliche Eröffnung des Bethauses erst am 8. Juli 2020 statt. Elisabeth von Küster, Gastgeberin und spiritus movens des Vorhabens, begrüßte die eingeladenen Gäste. Unter ihnen befanden sich der Bischof der Diözese Wrocław der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Waldemar Pytel und der Kanzler des Liegnitzer Bischofs, Pfarrer Józef Lisowski. Aus Politik waren der Ministerpräsident des Freistaates Sachsens, Michael Kretschmer, sowie der Marschall der Wojewodschaft Niederschlesien/ Dolny Śląsk, Cezary Przybylski, anwesend.

Danach fand ein kurzes ökumenisches Gebet satt. Die Feierlichkeiten endeten mit einem Gang nach draußen, um die von der „v-Hinckeldey-Stiftung” gespendete Infotafel zu enthüllen. Die Gäste hatten zum Schluss die Möglichkeit, sich die digitale Ausstellung über die Bethäuser in Schlesien anzuschauen, die von zwei Berliner Ausstellungsmacherinnen, Ellen Röhner und Ulrike Treziak, konzipiert worden war. Auf dem eigenen Smartphone oder mit einem der ausleihbaren Tablets konnte man anschaulich die Geschichte der 34 Bethäuser verfolgen.

Die Thesen von Martin Luther haben sich schnell in schlesischem Raum verbreitet. Ende des 16. Jahrhundert waren die meisten Kirchen in Schlesien evangelisch. Jedoch nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es zur Gegenreformation. Über 700 protestantische Kirchen wurden im 17. Jahrhundert enteignet. Diesen harten Maßnahmen standen nur der im Westfälischen Frieden 1648 gewährleistete Neubau von drei sogenannten Friedenskirchen in Glogau, Schweidnitz und Jauer gegenüber. Noch 1707 erkämpften die Protestanten sich die Rückgabe von 121 Kirchen und den Neubau der sechs sogenannten Gnadenkirchen.

Erst nach der Eroberung Schlesiens durch Preußen 1740/41, mit dem neuen Landesherrn, dem preußischen König Friedrich II. durften die Protestanten ab 1742 ihre eigenen Kirchen bauen. Diese wurden als Bethäuser bezeichnet. Es begann eine Koexistenz zweier christlicher Konfessionen, die es in Europa bis dahin noch nicht gegeben hatte. In ganz Schlesien entstanden bald über 200 solcher Bethäuser. Lange galten sie als Zeichen der schlesischen Toleranz. Die ersten wurden meistens in Fachwerkkonstruktion gebaut. Unter großer Opferbereitschaft und finanzieller Belastung gelang auch die Errichtung des Bethauses in Schönwaldau, dem heutigen Rząśnik. Die Kirche brannte jedoch in 1920er Jahren nieder und wurde kurz danach wiederaufgebaut. Das ehemalige evangelische Gotteshaus wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst von einer LPG genutzt. Nach der Wende von 1989 kam es in Privatbesitz und verfiel zur Ruine. 2008 wurde es nach Lomnitz/ Łomnica translokalisiert. Die Familie von Küster und der Verein zur Pflege Schlesischer Kunst und Kultur e.V. bemühten sich um finanzielle Mittel für den Wiederaufbau des Objektes an seinem neuen Ort.

Mit Erfolg: in diesem Jahr konnte das Projekt abgeschlossen werden. Mehr erfahren Sie auf der Homepage vom Schloss Lomnitz.

Text& Foto: Agnieszka Bormann