Der Wiederaufbau des Schlosses in Miechowitz/Miechowice steht kurz vor dem Abschluss
Es soll in absehbarer Zukunft kulturellen Zwecken dienen.
In die abschließende Phase geht der Wiederaufbau des erhaltenen Flügels des Schlosses Miechowitz/Miechowice, Das über mehrere Jahrzehnte hinweg unbenutzte Objekt wird schon bald kulturellen Zwecken dienen. Näheres hierzu will aber der Bauherr – die Stadtverwaltung Beuthen – zurzeit noch nicht verraten. Die Kosten der Investition belaufen sich umgerechnet auf ca. 2,2 Mio. Euro und sind unter anderem deshalb höher als ursprünglich geplant, weil während der Arbeiten eine Gruft entdeckt wurde, die auf keinen Plänen verzeichnet war. Sie musste von Archäologen untersucht und entsprechend abgesichert werden.
Die einst imposante Anlage, die sich bis 1925 in den Händen des Geschlechts von Tiele-Winckler befand und später der Aktiengesellschaft Preußengrube gehörte, wurde im Januar 1945 von den Rotarmisten in Brand gesetzt. Mitte der 1950er Jahre wurden die Ruinen bis auf einen kleinen Nebenflügel (ca. 10 Prozent des gesamten Ensembles) von den Pionieren der Polnischen Volksarmee gesprengt. Das Schloss war im 19. Jahrhundert in mehreren Etappen entstanden, zunächst als eine klassizistische und nach der Erweiterung als eine Anlage im Stil der englischen Gotik. Vor 1945 galt es als eine der schönsten Adelsresidenzen Oberschlesiens. Das prächtige Objekt sollte den hohen Status der Adelsfamilie von Tiele-Winckler hervorheben. Die Industriemagnaten aus Miechowitz zählten zu den reichsten Familien Preußens und besaßen neben Miechowitz unter anderem auch das märchenhafte Schloss Moschen/Moszna im Kreis Krappitz/Krapkowice, das den Zweiten Weltkrieg glücklicherweise ohne größere Schäden überstand. 1866 kam in der Miechowitzer Residenz Eva von Tiele-Winckler zur Welt, besser bekannt als Mutter Eva. Die Wohltäterin gründete in der Nähe des Schlosses den „Friedenshort“, eine eigene diakonische Einrichtung für Arme, Alte und Behinderte. Das Werk Mutter Evas wird heute in Miechowitz von der dortigen protestantischen Gemeinschaft fortgesetzt.
Tekst: Dawid Smolorz