Affirmation des Lebens und der Schönheit: Das Königliche Schloss in Wrocław präsentiert Skulpturen von Stanisław Wysocki
Inspiriert von Henry Moor, Käthe Kollwitz oder Ernst Barlach, geht Wysocki erfolgreich seinen eigenen künstlerischen Weg.
„Wenn die Frau zu einer Skulptur wird“ – so lautet der Titel der neusten Ausstellung, die im Königlichen Schloss in Breslau anlässlich des 70. Geburtstages (letztes Jahr) des Künstlers Stanislaw Wysocki organisiert wurde. Man könnte sie aber als „Ode an die Schönheit der Frauen“ bezeichnen. Die vorgestellten Skulpturen drücken Schönheit, Liebe, Wärme, aber auch starken Willen und Determinierung der Frauen aus. Wegen der Corona-Pandemie konnte nur ein Drittel aller geplanten Skulpturen gezeigt werden. Sie werden vor dem Schloss und in dem restaurierten Barockgarten präsentiert.
Stanisław Wysocki (Künstlerpseudonym Stan Wys) – Bildhauer, Sportler, Reisender. Er ist 1949 in Ełk geboren und in den Masuren aufgewachsen. Die Natur, vor allem das Wasser, beeinflussten sein Leben und seine Tätigkeit stark. Und obwohl der Künstler schwer von dem Jahrhunderthochwasser 1997 betroffen wurde (seine Werkstatt wurde total überflutet), hat er die Liebe zu dem Fluss nicht verloren. Nach dem Hochwasser kam er auf die Idee, ein einmaliges Denkmal für die Stadt zu machen – das fast drei Meter hohe Flutmädchen („Powodzianka“), das an der Universitätsbrücke steht. Die Skulptur drückt das Dankeschön an die Menschen aus, die während des Hochwassers die Bücher und Dokumente retteten und dadurch bewiesen haben, dass die Menschen „fantastisch solidarisch in schwierigen Momenten sein können“.
Stanisław Wysocki ist seit fünfzig Jahren mit Breslau verbunden. Zuerst wollte er Sportler werden und studierte deshalb an der Sportakademie. Die Stadt, die in den 1970er Jahren ein pulsierendes kulturelles Zentrum Polens war (hier waren u.a. Jerzy Grotowski und Henryk Tomaszewski tätig), inspirierte ihn so sehr, dass er mit Zeichnen, Malen und Holzschnitzerei anfing. Im Jahre 1978 entschied er sich, an der staatlichen Hochschule für bildende Künste in Posen zu studieren. Weil aber die finanzielle Lage in Polen schwierig war, entschied er sich, sein Glück in Berlin zu suchen. Dorthin brachte er einige von seinen Holzplastiken, die er verkaufte. Und so sicherte er sich Geld für den Anfang. Drei Jahre arbeitete er in der bekannten Berliner Kunstgießerei von Hermann Noack, wo die Werke von Henry Moor, Käthe Kollwitz oder Ernst Barlach entstanden. Wysocki konnte hier sein künstlerisches Potential entdeckten und festigen, indem er die Werke, an deren Entstehung er teilnahm, beobachtete und viele Persönlichkeiten kennen lernte. Inzwischen bemühte er sich erfolgreich um den Platz an der Hochschule der Künste in Berlin. Dank dem Studium bei Prof. Joseph Henry Lonas lernte er die Vielseitigkeit der europäischen Bildhauerei des 20. Jahrhunderts kennen. Es war eine fleißige Zeit – morgens und vormittags arbeitete er in der Gießerei, nachmittags besuchte er die Hochschule.
Rechts: Die Prinzessin des Windes und die Prinzessin der Welle an der Oderpromenade in der Nähe der Sandbrücke.
Die Inspirationen und die Fähigkeiten brachte er 1986 nach Breslau zurück und entwickelte sich hier als Künstler. Dank einer Ausstellung in London wurde er bemerkt und so nahm seine Karriere ihre Laufbahn. Nachdem er die Werkstatt von Moore in Perry Green bei London besucht hatte, meinte er: „Ich habe Skulpturen gesehen, die ich selbst machen wollte. Schön und mächtig. Und gleichzeitig hatte ich Gefühl, dass ich dies machen kann“. Er ließ sich sehr beeinflussen, erarbeitete aber seinen eigenen Stil. Jeder, der seine Skulpturen nur einmal sieht, kann sie ohne Schwierigkeiten wiedererkennen – so charakteristisch sind sie. Schönheit und Harmonie, präzise Ausführung, perfekte Form und Authentizität zeichnen seine Werke aus. Und die Thematik: die Hauptquelle für die Inspirationen des Künstlers ist der Mensch, vor allem die Frau. Der weibliche Körper, durch seine Form faszinierend, drückt Apotheose des Lebens aus. Es ist eine Huldigung für die Schönheit, auch die innere Schönheit der Frauen. Die Statuen sind sinnlich und klassisch. Sie werden zu Ikonen, Personifizierungen von Begriffen, Sendungen von Ideen. „Es ist viel einfacher bei den Zuschauern Schmerz oder Erschütterung als das Gefühl der Freude, Zufriedenheit und Optimismus zu wecken“ – sagte Stanislaw Wysocki. Seine Kunst ist weder sozial noch politisch engagiert. Wysocki mahnt und moralisiert nicht: „Ich will die Menschen nicht erschrecken, belehren, beraten, wie sie leben sollen. Meine Statuen sollen dem Zuschauer in erster Linie ästhetische Freude bereiten“ – sagt der Künstler.
Und es ist ihm gelungen – die Statuen von Wysocki drücken Optimismus und Bejahung des Lebens aus, was in den heutigen Zeiten besonders wichtig ist.
Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka